Essen. Unbedingt Disziplin sind für ihn selbstverständlich. Mit dieser Devise führt Morten Olsen seit zwölf Jahren die dänische Nationalmannschaftt in internationale Turniere. Bei der EM in Polen und der Ukraine sieht er für sein Team “Außenseiterchancen“.

Morten Olsen kann so schnell nichts aus der Ruhe bringen. Dänemarks Nationaltrainer ist seit zwölf Jahren für die Auswahl seines Heimatlandes verantwortlich, die Rolle des Außenseiters gefällt dem 62-Jährigen nur allzu gut - auch, weil er es nicht anders kennt. Doch als im Dezember vergangenen Jahres die Gruppenauslosung in Kiew seine Dänen in eine Gruppe mit Deutschland, den Niederlanden und Portugal gelost wurden, stöhnte Olsen: "Es ist ein Albtraum!"

Olsen geht in sein viertes großes Turnier als Nationaltrainer, das Viertelfinale bei der EM in Portugal 2004 war sein größter Triumph. "Wir haben Außenseiterchancen", sagt Olsen. Vor allem in Deutschland genießt er nach wie vor große Anerkennung. Weltstar Olsen debütierte 1986 im Alter von 37 Jahren in der Bundesliga beim 1. FC Köln, von 1993 bis 1995 trainierte er die Rheinländer sogar, bevor er nach einer erfolgreichen weiteren Station bei Ajax Amsterdam zu höchsten Trainerweihen in sein Heimatland berufen wurde.

"Beckenbauer Dänemarks"

Er gewann als Spieler 1983 den UEFA-Pokal mit dem RSC Anderlecht und führte die Nationalmannschaft Dänemarks 1984 als Kapitän ins EM-Halbfinale gegen Spanien (4:5 i.E.); neben dem sensationellen EM-Triumph 1992 der größte Erfolg der Dänen. Wegen seiner souveränen und erhabenen Spielweise als Libero wurde er oft als der "Beckenbauer Dänemarks" bezeichnet.

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Er ist ein Trainer der alten Schule, er gilt als harter Hund, der unbedingte Disziplin einfordert und seine Mannschaften stets streng geführt hat. Über die Jahre sei er jedoch ruhiger geworden, sagen ehemalige Nationalspieler wie Stig Töfting: "Er ist noch immer ein Hardliner, aber auch er wurde über die Jahre etwas milder und relaxter. Davon profitiert er."

Facebook- und Twitter-Verbot während der EM

Zuletzt sorgte Olsen jedoch für Aufregung, als der dänische Verband auf Olsens Wunsch hin den Spielern während der EM ein absolutes Twitter- und Facebook-Verbot erteilte. "In jedem Team gibt es ein oder zwei, die nicht mit Entscheidungen einverstanden sind. Aber ich habe einen Job, in dem ich nicht jedem gefallen muss", sagt Olsen. Da war er wieder, der knorrige Kauz.

(dapd)