Hamburg. Verletzt, aussortiert, zu alt oder nicht qualifiziert - zahlreiche Topspieler werden die Reise zur Europameisterschaft in Polen und der Ukraine nicht antreten. Ob Franzose Eric Abidal oder die Spanier Carles Puyol und David Villa - für sie alle heißt es: Reha statt EM.
Er sah noch ein bisschen blass und benebelt aus so kurz nach der Operation. Dennoch schickte Carles Puyol aus dem Krankenbett ein Foto über Twitter in die Welt. "Alles okay" und "vielen Dank für die unzähligen Grüße" schrieb er Anfang Mai dazu - für die Teilnahme an der Europameisterschaft reicht es aufgrund der Knieverletzung für den spanischen Abwehrchef allerdings nicht mehr. Statt EM lautet das Sommerprogramm Reha für den Mann mit der Lockenpracht.
Verletzt, aussortiert, zu alt oder nicht qualifiziert - zwar sind mit Cristiano Ronaldo, Robin van Persie, Franck Ribery oder auch Mesut Özil Weltstars bei der Endrunde in Polen und der Ukraine am Start. Doch andere Berühmtheiten werden fehlen.
Zahlreiche Stars des FC Barcelona im Verletzungspech
Auch Puyols Vereinskollege vom FC Barcelona, der Franzose Eric Abidal, wird nicht dabei sein. Ende Februar im Test gegen die DFB-Auswahl stand er noch im Aufgebot der Equipe Tricolore - es war das bislang letzte Spiel des 32-Jährigen, der sich im April einer Lebertransplantation unterziehen musste. Eine Rückkehr auf den Platz steht in den Sternen. Gleiches gilt für seinen Barca-Kollegen David Villa, mit 51 Toren Spaniens Rekord-Torschütze und ebenfalls nur Zuschauer beim Turnier im Sommer.
"Villa ist ein spezieller Fall", hatte Trainer Vicente del Bosque noch bei der Nominierung seines vorläufigen Kaders gesagt. Und bis zuletzt hatte eine ganze Nation auf eine schnelle Genesung des Stürmers gehofft, doch vergeblich. Die EM wird ohne Villa stattfinden. Der 30-jährige hatte sich im Dezember bei der FIFA Klub-WM das Schienbein gebrochen.
Eine Fraktur des Wadenbeins, und das sogar gleich zweimal in einem Jahr, hat sich der Franzose Bacary Sagna vom FC Arsenal zugezogen. "Noch eine Verletzung. Ein neuer Kampf beginnt für mich. Aber ich bin sicher, ich werde den Kampf gewinnen und zurückkommen wie zuvor", sagte der 29-Jährige - zurückkommen wird er aber deutlich nach der EM. Auch Innenverteidiger Chris Smalling von Manchester United (Leistenverletzung) und der italienische Stürmer Giuseppe Rossi vom FC Villarreal (Kreuzbandriss) gehören zu den prominentesten Profis, die das Turnier aufgrund einer Verletzung verpassen.
Italien im Umbruch - ManCitys Helden gar nicht qualifiziert
Andere einst große Spieler und prägende Persönlichkeiten haben ihren Zenit überschritten. "Ich bin an meinem körperlichen Limit angekommen", ließ Ruud van Nistelrooy nach dem letzten Spieltag der Primera Division verlauten. Der Niederländer hängt mit 35 Jahren seine Fußballschuhe an den Nagel. Für die Europameisterschaft war er vom niederländischen Trainer Bert van Marwijk nach 70 Spielen und 35 Toren sowieso nicht mehr berücksichtigt worden - ähnlich erging es zahlreichen weiteren Altstars.
Besonders die Auswahl Italiens befindet sich im Umbruch: In Daniele De Rossi und Torwart Gianluigi Buffon sind nur noch zwei Spieler aus dem siegreichen Final-Team der WM 2006 dabei. Alessandro Del Piero, Gennaro Gattuso, Andrea Pirlo, Francesco Totti - sie alle sind ebenso wenig dabei, wie der Engländer Rio Ferdinand, der Spanier Raul, der Franzose Thierry Henry oder der ehemalige DFB-Kapitän Michael Ballack. Das Alter nagt eben auch an einstigen Weltstars.
Sie können aber wenigstens ihren Nachfolgern die Daumen drücken. Im Gegensatz zu all den türkischen, bulgarischen, belgischen, bosnischen, serbischen oder Schweizer Fußballstars - diese Länder verpassten nämlich die EM-Endrunde. Da wäre Edin Dzeko zum Beispiel: Der bosnische Stürmerstar feierte gerade mit Manchester City die Meisterschaft - ebenso wie City-Kapitän Vincent Kompany aus Belgien. Die beiden haben diesen Sommer ebenfalls lange Urlaub wie der Serbe Nemanja Vidic von Rivale Manchester United , oder der von Europas Spitzenklubs umworbene Waliser Gareth Bale (Tottenham Hotspur). (dapd)