Essen. Die Europameisterschaft endet. Die EM überzeugte auf dem Platz durch packenden Fußball. Doch neben dem Rasen zeigten sich Konflikte.

Nach vier Wochen endet die Europameisterschaft. Ein Turnier, das aufgrund der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben wurde, das erstmals in elf Ländern ausgetragen wurde. Das auf dem Platz verzückte, während abseits des Rasens Störgeräusche quietschten. Was bleibt von dieser EM?

EM 2021: ein Montag im Juni

Bei großen Turnieren plätschern Spiele gerne vor sich hin, diesmal schaukelten sie reihenweise hin und her. Vor allem an einem Montag im Juni, als Spanien den Vizeweltmeister Kroatien im Achtelfinale mit 5:3 niederstürmte. Und ein paar Stunden später die Schweiz einen 1:3-Rückstand gegen Frankreich aufholte und den Weltmeister im Elfmeterschießen nach Hause katapultierte. Ausgerechnet Superstar Kylian Mbappe verschluderte den letzten Schuss gegen Torhüter Yann Sommer. Am hochklassigsten wurde im Halbfinale zwischen Italien und Spanien taktiert, die Italiener siegten ebenfalls vom Punkt.

EM 2021: Gefahr aus 45 Metern

Im Schnitt kombinierten sich die Mannschaften zu 2,8 Toren pro Spiel – so viele wie noch nie, seitdem nicht mehr nur vier Nationen teilnehmen. Die Gründe? Verschieden. Kaum eine Elf mauerte ausschließlich, viele setzten auf eine Mischung aus Ballbesitz- und Umschaltfußball. Vermutlich veränderten auch die Corona-Regeln manchen Spielverlauf. Trainer durften fünfmal und nicht nur dreimal wechseln und somit mehr Offensivimpulse geben. Der wunderbarste Treffer: Patrik Schicks 45-Meter-Heber gegen Schottland.

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EM 2021: elf Missgeschicke

Elfmal stolperten die Profis den Ball ins eigene Netz, ungewöhnlich häufig. Zu den Pechvögeln gehört Deutschlands Mats Hummels, gegen Frankreich rutschte seine Rettungstat an Torhüter Manuel Neuer vorbei.

EM 2021: die Aufmüpfigen

Die Außenseiter ärgerten die Favoriten, selbst Ungarn fehlten nur ein paar Minuten, um in einer Gruppe mit Frankreich, Deutschland und Portugal weiterzukommen. Tschechien begeisterte. Die Schweiz genauso. Österreich ließ Italien lange verzweifeln, verlor das Achtelfinale erst in der Verlängerung 1:2. Jedoch: Am Ende setzten sich doch meistens die Nationen mit den stärksten Kadern durch.

EM 2021: die wunderbaren Dänen

Erst im Halbfinale scheiterte Dänemark gegen England – und dies nur aufgrund eines zweifelhaften Elfmeters. Die Dänen schrieben so eine wunderbare Geschichte nach dem schockierenden Zusammenbruch von Christian Eriksen im ersten Gruppenspiel. Lange kämpfte der 29-Jährige auf dem Platz um sein Leben, mittlerweile befindet er sich auf dem Weg der Besserung. Seine Mannschaftskollegen teilten offen ihre Gefühle mit, das Land rückte zusammen.

EM 2021: eine Ära endet

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Sein Ende hätte sich Bundestrainer Joachim Löw glorreicher ausgemalt. Doch nach dem durchwachsenen Auftritt bei der 0:2-Niederlage im EM-Achtelfinale gegen England verabschiedete sich der 61-Jährige nach 15 Jahren an der Seitenlinie. Hansi Flick übernimmt Deutschlands wichtigste Mannschaft. Löw geht trotz des Endes als einer der prägenden Trainer in die DFB-Geschichte ein – und der Weltmeister-Titel von 2014 bleibt unvergessen.

EM 2021: ein Deutscher überzeugt

Schiedsrichter Felix Brych pfiff umsichtig. Als Belohnung erhielt er nach zwei Vorrundenpartien noch drei weitere Einsätze in der K.o.-Runde, auch das Halbfinale zwischen Italien und Spanien.

EM 2021: Das Risiko spielt mit

Die EM 2020 wurde aufgrund der Corona-Krise um ein Jahr verschoben, überwunden ist die Pandemie noch nicht. Fans strömten trotzdem ins Stadion. Meist kontrolliert – wie in München. In Ungarn hingegen quetschten sich die Zuschauer in ausverkaufte Stadien. Ins Londoner Wembley-Stadion marschierten am Ende 60.000 Anhänger. Die Folgen lassen sich nur schwer feststellen. Fest steht: Die Spiele vor vollen Rängen waren ein Risiko.

EM 2021: Liebe statt Hass

Die Stadt München schaffte es, eine weltweite Bewegung auszulösen. Beim Deutschland-Spiel gegen Ungarn wollte sie ihr Stadion in Regenbogenfarben leuchten lassen, als Protest gegen ein Gesetz der ungarischen Regierung von Viktor Orban, das die Informationsrechte von Jugendlichen im Hinblick auf Homosexualität und Transsexualität einschränkt.

Die Uefa untersagte dies, zahlreiche Menschen protestieren. Viele Gebäude leuchteten aus Solidarität in den bunten Farben. Der Konflikt legte offen, wie unterschiedlich die Weltansichten in Europa sein können. Teile des ungarischen Fanblocks präsentierten als Reaktion in München offen ihre rechtsgerichtete Einstellung. Nationalspieler Leon Goretzka zeigte ihnen nach seinem Tor ein Herz.

Liebe statt Hass – das sollte von dieser EM bleiben.