Essen. Bastian Schweinsteiger dümpelt als EM-Experte der ARD durch seine Analysen. Auch eine Uhr kratzt am Image des Weltmeisters von 2014.

In den vielen Jahren seiner besonderen Karriere hat Bastian Schweinsteiger viele verschiedene Bilder von sich gezeigt.

Nach dem Sommermärchen 2006 witzelte er sich durch die Dokumentation von Sönke Wortmann. Später reifte der gebürtige Bayer beim FC Bayern zu einem der besten Sechser in Europa. Weggefährten berichten, wie Schweinsteiger nach Laufwegen forschte, um im Mittelfeld anspielbar zu sein. Durch das Ende seiner Karriere glitt er schließlich weltmännisch.

Warum aber versteckt der mittlerweile 36-Jährige all diese Facetten als EM-Experte der ARD?

ARD ermahnt Schweinsteiger

An der Seite von Moderation Jessy Wellmer dümpelt Schweinsteiger durch die Analysen. Seine Wortbeiträge bleiben meist ohne Tiefe, seine Witze verhallen. Schon dies macht den ehemaligen Nationalspieler zu dem Verlierer unter den TV-Experten, gerade weil man ihm viel mehr zugetraut hat. Hinzu kommt die Schleichwerbung, die an seinem Image als ehrenhafter Profi kratzt, das er sich vor allem durch den heldenhaften Auftritt im WM-Finale 2014 gegen Argentinien (1:0) aufgebaut hat.

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Beim EM-Viertelfinale in Rom, als England die Ukraine besiegte (4:0), platzierte Schweinsteiger in den Sozialen Medien eine Werbebotschaft für eine Uhr, die während seines TV-Auftritts zudem an seinem linken Handgelenk prangte. Die ARD ermahnte ihren Experten, ließ ihn aber weiterarbeiten. Bislang sind die Untersuchungen zu dem Fall jedoch nicht vollständig abgeschlossen. „Was die Bewertung des Sachverhaltes angeht, sind wir weiter im Kontakt mit Bastian Schweinsteiger und seinem Management“, sagte eine Sprecherin. „Inhalt und Ergebnis dieser Gespräche werden wir vertraulich behandeln.“

Schweinsteiger mit inhaltsleeren Beiträgen

Den Beitrag in den Sozialen Medien hat Schweinsteiger längst gelöscht. Genauso wie einen weiteren. Auf dem warb er für einen Modehersteller, für den er zusammen mit seiner Frau Ana Ivanović tätig ist. Schweinsteiger bedankte sich in der Botschaft für das „tolle Outfit“ und schrieb weiter: „Ich moderiere heute das Spiel unserer Nationalelf gegen Portugal.“ Dieser Fall wurde von der ARD nicht geprüft.

Die Tränen fließen, das Blut fließt ebenfalls: Bastian Schweinsteiger nach seiner größten Leistung, die zum WM-Triumph 2014 führte
Die Tränen fließen, das Blut fließt ebenfalls: Bastian Schweinsteiger nach seiner größten Leistung, die zum WM-Triumph 2014 führte © firo

Es bleibt ein fader Beigeschmack, dass jemand, der in seiner Karriere bereits eine Menge Geld verdient hat, die Bühne des öffentlich-rechtlichen Rundfunks nutzt, um Produkte zu platzieren. Geäußert hat sich der Champions-League-Sieger von 2013 und Weltmeister von 2014 zu den Vorwürfen bislang nicht. Seine weiteren Beiträge in den Sozialen Medien kommen ähnlich inhaltsleer daher wie die Analysen.

Wellmer stützt ihren TV-Kollegen

Dabei hockte Schweinsteiger in der Kabine, wenn Trainergrößen wie Jupp Heynckes, Pep Guardiola oder Jose Mourinho ein Spiel sezierten. Trotzdem fallen dem ehemaligen Mittelfelddirigenten nur selten Erklärungen für einen Spielverlauf ein, die über Komponenten wie „Einsatz“ und „Willen“ hinausgehen. Was die Frage aufwirft, ob er vor zu viel Anspruch zurückschreckt – oder eine Partie vielleicht selbst nicht taktisch lesen kann, weil er sich auf dem Platz immer instinktiv richtig verhalten hat.

In jedem Fall stützt Jessy Wellmer ihren Kollegen. „Mit ihm ist es wirklich ein großes Vergnügen, weil er irre nett ist“, berichtete die Journalistin während der EM. Die Zusammenarbeit sei unkompliziert. Schweinsteiger kenne „Gott und die Welt“. Er sei analytisch versiert. „Er hat ein Auge für das Spiel.“

Mag sein, nur präsentiert Bastian Schweinsteiger dieses Bild nicht den Zuschauern.