Essen. Vor fast 30 Jahren wurden die Dänen Europameister, weil sie unbeschwert waren. Heute gibt es eine wichtige Parallele zu damals. Eine Kolumne.

Stenungsund hieß der Ort, 35 Kilometer nördlich der Endspielstadt Göteborg gelegen. Er war ein Zentrum der guten Laune. Denn in Stenungsund wohnten die Dänen.

Im nächsten Jahr ist es schon 30 Jahre her, dass sie ihre Urlaube abbrachen und als Nachrücker mal eben an der EM in Schweden teilnahmen, weil die Uefa Jugoslawien wegen des Bürgerkriegs ausgeschlossen hatte. Die Dänen gingen die Mission locker an. Ohne Erwartungen von außen spielten sie sich von Erfolg zu Erfolg. Bis zum Finale: gegen Deutschland.

Freier Zugang für Fans und Medienschaffende

Die Dänen ließen es sich gut gehen. Im Vergleich zu dem Glaspalast, in dem sie in Stenungsund wohnten, wirkte das deutsche Quartier in Advidaberg wie eine – zugegeben: luxuriöse – Jugendherberge. Während sich die Deutschen mit einem blickdichten Zaun vor Fans und Medienschaffenden abschotteten, gewährten die Dänen freien Zugang. Wer als Reporter ein paar Worte mit Peter Schmeichel, Flemming Povlsen oder Brian Laudrup wechseln wollte, musste nur im Foyer warten. Wenn ein Spieler in seinen Adiletten vorbeischlurfte, blieb er gerne stehen für ein kurzes Interview.

Eine Stärke des Teams war die gute Laune

Und das, obwohl das Medien-Interesse vor dem Finale enorm zunahm. Trainer Richard Möller-Nielsen lächelte dem Rummel entgegen. Überhaupt: In 14 Minuten mit ihm wurde öfter gelacht als bei den deutschen Pressekonferenzen in 14 Tagen. Das sei auch eine Stärke des Teams, erklärte der damalige BVB-Angreifer Flemming Povlsen: „Es vergeht kein Tag, an dem wir nicht alle zusammen lachen.“ So besiegten sie auch den Weltmeister mit 2:0 und wurden Europameister.
An diesem Mittwoch steht Dänemark trotz des Dramas um den kollabierten Star Christian Eriksen im Halbfinale gegen England. Bei der EM 2021 haben die Spieler in den emotionalsten Stunden nicht zusammen gelacht, sondern zusammen geweint. Der Effekt für den Teamgeist war ähnlich. Das entscheidende Wort ist nämlich: zusammen.

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