Bordeaux. Gegen Italien kann die deutsche Elf das zähe Spiel erst im Elfmeterschießen entscheiden. Davor war die Leistung durchwachsen. Unsere Einzelkritik.

Noten von 2 bis 4 - so bewerten wir die Leistung der deutschen Elf gegen Italien.

Torwart und Abwehr:

  • Manuel Neuer: Im Duell der wahrscheinlich besten Torhüter der Welt hatte der Münchner lange Zeit genauso viel zu tun wie sein Gegenüber aus Turin: nichts. Erst Boatengs Lapsus und der folgende Strafstoß sorgten dafür, dass der Keeper seinen möglichen Europarekord verpasste: fünf EM-Spiele ohne einen einzigen Gegentreffer. Egal: Am Ende war er der Held eines sehr langen Abends. Note: 2

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  • Jerome Boateng: Sein rechter Fuß verhinderte kurz vor der Halbzeit das italienische Führungstor. Sein rechter Arm sorgte im zweiten Durchgang für den fälligen Strafstoß und den Ausgleich. Im Elfmeterschießen wieder eine Bank. Note: 4
  • Mats Hummels: Ein verlorener Zweikampf vor vier Jahren gegen Italiens Cassano war im Halbfinale 2012 der Anfang vom Ende. Sein herausragendes Stellungsspiel und vor allem sein perfekter Elfmeter am späten Sonnabend könnte nun der Anfang von etwas Großem gewesen sein. Der Neu-Münchner wird im Halbfinale allerdings gelbgesperrt fehlen. Note: 2

Mittelfeld

  • Benedikt Höwedes: Mit dem Schalker in der Startelf hatte der Weltmeister vor dem Duell gegen Italien noch nie ein Pflichtspiel verloren (17 Siege/2 Unentschieden). Nach einer wie immer soliden Partie wuchs die Serie auf rekordverdächtige 20 Spiele an. Note: 3
  • Joshua Kimmich: Der designierte Lahm-Nachfolger zeigte mehrfach, was ihm trotz sechs Zentimetern zusätzlicher Körpergröße bis zur Lahm-Klasse noch fehlt: Konstanz. Produzierte ungewohnt viele Fehler, war dafür sicher vom Elfmeterpunkt aus. Note: 4

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  • Sami Khedira (bis 16.): In der 13. Minute passierte es, drei Minuten später war Schluss. Ausgerechnet der Italienversteher, der seit einem Jahr Juventus Turins Mittelfeld organisieren darf, musste mit Adduktorenproblemen raus. Ohne Note.
  • Bastian Schweinsteiger (ab 16.): Übernahm nach seiner Einwechslung die Kapitänsbinde und anschließend auch die Verantwortung im Mittelfeld. Letzteres klappte mal mehr, mal weniger. Gar nicht klappte es vom Punkt aus. Note: 4
  • Toni Kroos: Vor vier Jahren wurde die Halbfinalniederlage gegen Italien vor allem an dem Mittelfeldmann festgemacht, der es nicht schaffte, den Aktionsradius von Italiens Maestro Andrea Pirlo einzuschränken. Diesmal schien vor allem sein eigener Aktionsradius ungewohnt eingeschränkt. Note: 4
  • Jonas Hector: Löws Liebling hing lange Zeit in der Luft wie ein Kronleuchter. Der Kölner konnte 65 Minuten lang mit seiner offensiveren Rolle auf der linken Seite kaum etwas anfangen – bis er Gomez‘ Zauberpässchen genau im richtigen Moment in genau den richtigen Raum auf genau den richtigen Mitspieler weiterleitete. Noch wichtiger war nur sein entscheidender und letzter Elfmeter. Note: 3

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  • Thomas Müller: Im neuen System musste der Münchner theoretisch weniger Defensivarbeit verrichten, was ihm ganz praktisch in der Offensive aber kaum etwas brachte. Kurz nach dem Wiederanpfiff verhinderte nur eine artistische Rettungsaktion Florenzis, die in jedem Zirkus der Welt als Abendattraktion herhalten hätte können, Müllers ersten EM-Treffer. Nicht mal im Elfmeterschießen traf er. Note: 4
  • Mesut Özil: Suchte in Italiens massivem Abwehrverbund die eine entscheidende Lücke, die sich besser als jede Nadel im Heuhaufen versteckte. Sein Führungstreffer war zunächst der verdiente Lohn, der Elfmeter an den Pfosten hätte aber nicht Not getan. Note: 3.
  • Julian Draxler (ab 72.): Als der beste Mann des Achtelfinales kam, wurde es im Viertelfinale noch einmal ungewollt spannend. Aus elf Metern aber so sicher wie das Amen in der Kirche. Note: 3.

Sturm:

  • Mario Gomez (bis 72.): Leitete Özils Tor mit ungewohntem Spielwitz ein und verpasste nur drei Minuten später mit ungewohnter Schludrigkeit die Vorentscheidung. Musste kurz darauf verletzt raus. Note: 3.