Gelsenkirchen. . Die Nationalmannschaft hat gegen Ungarn 2:0 gewonnen. Eine Erkenntnis: Die Abwehr steht. Die Berliner Jerome Boateng und Antonio Rüdiger harmonieren.

Bis er 16 Jahre alt war, spielte Antonio Rüdiger im Sturm. Vielleicht hat er sich deshalb so geärgert, dass er beim 2:0 gegen Ungarn ein Kopfballtor vergeben hat. „Den Ball muss ich reinmachen“, sagte der 23-Jähriger hinterher. „Jetzt weiß ich, woran ich in den nächsten Wochen arbeiten muss.“

Grämen muss er sich als Abwehrspieler nicht. Erstmals seit dem 7:0 gegen Gibraltar am 13. Juni 2015 beendete Deutschland ein Länderspiel ohne Gegentor. Nach acht Partien mit 14 kassierten Treffern. Auch dank Rüdiger, der seit vier Spielen Mats Hummels ersetzt und neben Jerome Boateng spielt: Die Nationalelf geht erstmal mit einer Urberliner Innenverteidigung ins Turnier.

Rüdiger und Boateng sind beide in Berlin aufgewachsen: der eine in Neukölln zu einer Zeit, als sich dort noch mehr Gangster als Hippster herumtrieben, der andere im gediegenen Charlottenburg. Beide debütierten mit 19 in der Bundesliga: Rüdiger für Stuttgart, Boateng für Hertha. Als Löw den Stuttgarter 2014 zum ersten Mal nominierte, nannte er Rüdiger „einen kleinen Boateng“, der lediglich ein wenig reifen müsse.

Boateng war immer Rüdigers Vorbild. Denn der hat alles, was ein moderner Abwehrmann haben muss. 100 Pässe spielte Boateng gegen Ungarn, 93 Prozent kamen an, unter anderem der Diagonalpass zum zweiten Treffer.

Im Ausland wurden beide zu Top-Stars

Beide fingen ihre Abwehrkarriere auf der rechten Seite an. Von beiden sagte man früher, sie seien immer für einen Lapsus gut: Boateng wegen seines Phlegmas, Rüdiger wegen seiner Hitzköpfigkeit. Im Ausland wurden beide zu Top-Stars: Boateng bei Manchester City, bevor er zu Bayern wechselte, Rüdiger aktuell bei AS Rom. „Toni ist in Italien enorm gereift“, sagte Löw, „ihm tut die italienische Schule gut, die ja verstärkt auf die Defensive setzt.“

Mit AS Rom wurde Rüdiger Dritter, spielte über 30 Mal in der Liga und Champions League. Nun ist er bei Löw erster Hummels-Vertreter. Er sagt: „Ich habe nie an mir gezweifelt. Auch durch alle Kritik habe ich mich nie unterkriegen lassen.“