Ascona. . Bernd Leno und Marc-André ter Stegen erwecken vor der EM einen wenig vertrauenswürdigen Eindruck. Löw hat keinen gleichwertigen Ersatz für Neuer.

Die noch feuchten Haare hatte Marc-André ter Stegen konzentriert nach hinten gekämmt, dann strebte er zügig dem Ausgang des Augsburger Stadions entgegen. Ein guter Abend war es nicht gewesen. Nicht für ihn, nicht für die deutsche Nationalmannschaft. Beim 1:3 gegen die Slowakei im vorletzten Test vor Beginn der EM in Frankreich hatte der Torwart eine unglückliche Figur hinterlassen. Ein nicht gerade fulminant getretener Ball rutschte ihm durch die Hände und Beine ins Tor.

„Natürlich ärgert mich das Gegentor. Aber ich bewerte das nicht über, weil ich weiß, was da passiert ist“, sagte der 24-Jährige. Seine Sicht war beeinträchtigt durch die Gischt eines Unwetters, der Platz nass, der Ball rutschig. „Ich will ihm keinen Vorwurf machen, ich weiß, dass er so einen Ball normalerweise hält“, urteilte Bundestrainer Joachim Löw milde. Dennoch bleibt die Beziehung des Torhüters vom FC Barcelona zur Nationalelf belastet. In Augsburg trug er zum sechsten Mal das Trikot der Nationalelf – und lieferte eine weitere unterdurchschnittliche Leistung ab.

Ein Fluch? „Quatsch“, sagt ter Stegen. Der frühere Mönchengladbacher war in der Halbzeit für Bernd Leno eingewechselt worden. Das Debüt des Leverkuseners verlief ebenfalls unglücklich, weil er hauptsächlich damit beschäftigt war, die Bälle aus dem Tor zu holen. Zwei drauf, zwei drin.

Die Auswahl für Löw war groß

Nicht(s) zu fassen: Die deutschen Torhüter hielten kaum einen Ball.

Es ist erstaunlich, dass gerade auf dieser Position keine vertrauenswürdige Alternative zur Nonplusultra-Nummer 1 Manuel Neuer vom FC Bayern gefunden zu sein scheint. Neuer, ter Stegen, Leno, aber auch Kevin Trapp (Paris) und voraussichtlich der vor einem Wechsel zum englischen Meister Leicester stehende Ron-Robert Zieler werden in der nächsten Saison in der Champions League spielen. Auch Ralf Fährmann (Schalke) und Timo Horn (Köln) gelten als überdurchschnittlich stark.

Löw entschied sich für Leno und ter Stegen, deren Verhältnis seit der U21 angespannt ist. „Die beiden gehen sich nicht aus dem Weg“, sagt Bundestorwarttrainer Andres Köpke. Vermutlich aber wäre es ganz gut für die Ambitionen des deutschen Teams, wenn Manuel Neuer während der EM einer Sperre oder einer Verletzung aus dem Wege ginge.