Essen. Das Länderspiel in Augsburg hat nur für den Wasserball-Bundestrainer eine Aussagekraft. Allerdings sieht auch Joachim Löw, dass ein Spieler unersetzlich ist. Ein Kommentar.

Das war ein Länderspiel mit hoher Aussagekraft für einen Bundestrainer. Allerdings nicht für Joachim Löw, sondern für Patrick Weissinger. Der ist für die deutsche Wasserball-Nationalmannschaft verantwortlich.

Die Älteren werden sich erinnern: So wie die zweite Halbzeit am Sonntag in Augsburg verlief hierzulande schon mal eine komplette Partie. 1974 rutschten deutsche und polnische Nationalspieler über den überfluteten Rasen von Frankfurt – im Halbfinale der Weltmeisterschaft. Mit großem Glück siegten die Deutschen durch ein typisches Tor des einzigartigen Gerd Müller mit 1:0. Und die damals äußerst spielstarken Polen ärgerten sich mit Recht: Auf bespielbarem Grund wäre ihre Siegchance größer gewesen.

Länderspiel ohne Wettkampf-Charakter

Diesmal war es wenigstens kein Drama, dass die Begegnung mit der Slowakei nach dem Halbzeitgewitter nur noch entfernt an Fußball erinnerte. Länderspielen unmittelbar vor großen Turnieren fehlt ohnehin der Wettkampf-Charakter. Schließlich will sich keiner mehr ernsthaft verletzen, und auch dem Trainer geht es vor allem ums Testen und Tüfteln.

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Am Sonntag fehlten zahlreiche Stammkräfte, für Löw ist es ärgerlich, dass er nicht mehr Aufschlüsse über die Besetzung der zweiten Reihe erhielt. Bevor er am Dienstag bis 24 Uhr sein 23-köpfiges EM-Aufgebot bekanntgeben muss, wäre es sicher hilfreich gewesen, die Talente Leroy Sané, Joshua Kimmich, Julian Weigl und Julian Brandt etwas genauer unter die Lupe nehmen zu können. Doch brauchbare Eindrücke lieferte, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur die erste Halbzeit. Es wäre unfair, von einer vom Zufall beeinflussten Leistung eine EM-Nominierung abhängig zu machen.

Patzer bei Leno und ter Stegen

Immerhin wurde Löw erneut vor Augen geführt, wer bei der EM unersetzlich ist: Top-Torwart Manuel Neuer sollte besser nicht ausfallen, Bernd Leno und Marc-André ter Stegen sind von der Weltklasse weit entfernt. Der eine sah beim zweiten Gegentor schlecht aus, der andere verschuldete das dritte. Mit den Wassermassen hatte der Kullerball durch ter Stegens Beine nichts zu tun. Patrick Weissinger wird das bestätigen können.