München. ARD-Experte Mehmet Scholl hat gesagt, Mario Götze müsse mehr trainieren. Dessen Nationalmannschaftskollege Toni Kroos reagiert mit deutlichen Worten.

Herr Kroos, ist der erste Sieg gegen Italien seit fast 21 Jahren eine Erlösung?

Toni Kroos: Was heißt Erlösung, ich musste nicht erlöst werden. Wir haben über weite Strecken ein gutes Spiel gezeigt. Das war gut und wichtig, aber erlöst bin ich jetzt nicht.

Sie haben defensiv mit einer Dreier- oder sogar Fünferkette gespielt – wie hat dieses ungewohnte System aus Ihrer Sicht funktioniert?

Kroos: Wir haben es mit der Formation, die wir erst einmal trainiert haben, sehr gut umgesetzt. In den letzten 20 Minuten war es etwas fahrig, da waren zwei, drei Ungenauigkeiten zu viel drin. Das hat aber nichts mit dem System zu tun, sondern vielleicht mit ein bisschen Müdigkeit - das letzte Spiel war ja erst vor drei Tagen.

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Mario Götze hat ein Tor geschossen – wie wichtig ist das für einen Spieler, der zuletzt im Verein nur selten mitspielen durfte?

Kroos: Das war bestimmt nicht unwichtig, für das eigene Gefühl ist das immer wichtig. Er hat sich aber auch ansonsten ganz gut bewegt da vorne, was ja nicht einfach ist: Italien hat auch mit drei Innenverteidigern gespielt - aber er hat es gut gelöst.

ARD-Experte Mehmet Scholl meinte, Götze müsse mehr trainieren.

Kroos: Das ist Quatsch. Dadurch dass er aktuell nicht gespielt hat, trainiert er automatisch mehr. Und ich kenne Mario, der macht relativ viel nebenher. Er müsste mehr spielen, aber mehr trainieren? Vielleicht hat der Mehmet Insider-Informationen, aber wie ich Mario kenne, trainiert er sehr, sehr viel.

Götze: Wusste nicht, dass Scholl mein Training beobachtet 

Auch Mario Götze reagierte nach Abpfiff auf die Aussagen Scholls: „Ich wusste nicht, dass er mein Training beobachtet, dass er immer dabei ist. Ich nehm's mir mal zu Herzen. Ich finde, dass ich genug trainiere.“ FCB-Kollege Thomas Müller pflichtete Götze bei: „Man kann ihm da absolut nichts vorwerfen. Je mehr Spiele er bekommt, desto mehr wird er wieder seinen Rhythmus finden.

Rückendeckung bekam der Bayern-Star von Bundestrainer Löw: "Der Mario hat sich das selber erarbeitet in den letzten Wochen. Er war natürlich enttäuscht, klar. Aber er war auch lange verletzt. Dann braucht ein Spieler auch Zeit, um wieder in Form zu kommen. Mario hat viele Zusatzschichten absolviert in den letzten Tagen und Wochen. Ich hoffe, dass dieses Spiel und das Tor ihm wieder ein bisschen Selbstbewusstsein gibt für die nächsten Wochen." (we/dpa)