Essen. Die Sportschau stoppt wegen der Vorberichterstattung auf das Männerfinale die Übertragung nach dem Frauenspiel. Das war blamabel. Ein Kommentar.

Der große Finaltag des DFB-Pokals hatte neben den Helden auf dem Platz noch einen Star am Rande des Geschehens. Es ist ja zugegebenermaßen immer auch Geschmackssache, aber beim Spiel der Frauen überzeugte einmal mehr Stephanie Baczyk als Reporterin bei der Übertragung durch die ARD.

Die Fußballreportage als journalistische Leistung

Kommentatorin Stephanie Baczyk (32).
Kommentatorin Stephanie Baczyk (32). © Handout

Sachlich, kompetent, gelegentlich sogar still und an den richtigen Stellen leicht emotional. Der Kommentar wirkte ein wenig wie aus der Zeit gefallen, Baczyk erinnerte an eine Vergangenheit, als die Fußballreportage noch eine journalistische Leistung war, nicht wie heute allzu oft ein mit Werbung durchsetztes Verkaufsgespräch, geführt von aufdringlichen Marktschreiern.

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Das war ein richtig guter Auftritt der ARD, passend zu einem hochspannenden, starken Pokalfinale zwischen SGS Essen und dem siegreichen VfL Wolfsburg.

Fehlentscheidung in der Sendezentrale

Und dann hat das Erste es verbockt. Gründlich. Das Frauenpokalfinale dauerte wegen Verlängerung und Elfmeterschießen länger als geplant. Viel länger. Und so schalteten die Entscheider in der Sendezentrale mit Schlusspfiff zu den Männern, weil die Vorberichterstattung auf das Männerfinale offenbar keinen Aufschub mehr erduldete

ARD-Experte Basitian Schweinsteiger
ARD-Experte Basitian Schweinsteiger © AFP

Statt einer Würdigung des Siegers, statt Pokalübergabe, Frust und Feierstimmung, gab es Selbstdarstellung. Das Erste hatte Bastian Schweinsteiger als Experten eingekauft. Unmittelbar nach dem Wechsel von Frauen zu Männern ging es nicht mehr um die Sache, sondern um Egos. Moderator Matthias Opdenhövel scharwänzelte verbal-devot um den prominenten Neueinkauf neben dem Platz herum, zeigte die größten Pokalmomente des neuen Experten.

Ja, es interessieren sich deutlich mehr Menschen für Männerfußball. In den Stadien und vor den Bildschirmen. Männerfußball ist auch das lukrativere Geschäft, aber die Frauen derartig abzuwürgen, war inhaltlich falsch - und sehr repektlos.

Die journalistische Fehlentscheidung der ARD-Sportbosse war ein selbstentlarvender Moment: Das Anbiedern des Fernsehens an den Sport im Männerfußball , das sonst völlig normal scheint, wirkte durch den harten Schnitt, durch den Wechsel vom Sport zur Show nur noch peinlich.