Essen. Der Berliner Jordan Torunarigha fühlte sich rassistisch beleidigt. Schalke 04 reagierte richtig. Aber es muss Konsequenzen geben. Ein Kommentar.
Weit nach Mitternacht stand David Wagner noch in den Katakomben der Arena auf Schalke und erklärte seinen Stolz auf seine Mannschaft. Das Beste an ihr, sagte er, sei ihre Überzeugung. Er als Trainer hätte in der Halbzeit beim Stand von 0:2 gar nicht groß motivierend eingreifen müssen. Die Spieler selbst hätten gesagt, dass sie das Ding noch drehen würden. Sie bräuchten nur ein Tor, dann würden sie mit Hilfe der Kulisse die Partie zum Kippen bringen. Und so kam es auch.
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So ein tolles sportliches Ereignis. So ein unterhaltsames Spektakel. So viel Grund zur Freude. Und dann diese üble Nachgeschichte.
Hertha-Trainer Klinsmann beschwert sich über Schiedsrichter Osmers
Da stand ein weinender Spieler auf dem Platz. Jordan Torunarigha, 23 Jahre alt, Abwehrspieler bei Hertha BSC, in Chemnitz geborener deutscher Junioren-Nationalspieler, war außer sich. Schalker und Berliner Spieler berichteten, dass er spontan aufhören wollte. Weil er sich rassistisch beleidigt gefühlt hatte.
Die Berliner informierten Schiedsrichter Harm Osmers über die Vorfälle, doch der machte in der Verlängerung alles nur noch schlimmer: Als Jordan Torunarigha nach einem Foul die Nerven verlor, stellte Osmers ihn vom Platz. Verständlich, dass Hertha-Trainer Jürgen Klinsmann dem Schiedsrichter anschließend fehlendes Fingerspitzengefühl vorwarf.
Schalke: Wagner und Schneider bitten um Entschuldigung
Sowohl David Wagner als auch Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider reagierten richtig, als sie die Berliner Klagen hörten. Sie baten Torunarigha und Hertha BSC im Namen von Schalke 04 um Entschuldigung. Dass sie selbst nichts gehört hatten, spielte für Wagner und Schneider keine Rolle.
Gut so. Glaubt wirklich jemand, der völlig aufgebrachte Torunarigha könnte das alles erfunden haben? Viele Schalke-Fans finden den Gedanken, dass sich „Vollidioten dieser Art“ (O-Ton Jochen Schneider) unter ihnen befinden, unerträglich. Sie alle sollten mithelfen, die Schuldigen zu ermitteln – das Ziel muss sein, dass die nie wieder ein Stadion von innen sehen.
Alle zusammen müssen das Problem in den Griff bekommen
Wenn Vereine, Verbände, Polizei, Sicherheitsdienste und Fan-Inititativen das Problem, das nun wahrlich kein lokales ist, nicht in den Griff bekommen, dann wird es eines Tages passieren, dass hier der erste dunkelhäutige Spieler den Platz verlässt – und sich seine Mannschaft und sogar der Gegner mit ihm solidarisieren.
Schalkes Trainer Wagner hat schon gesagt, er hätte kein Problem damit zu entscheiden: „Dann kicken wir nicht weiter.“ Ein Spielabbruch sollte die letzte Konsequenz bleiben. Aber ein starkes Zeichen wäre er allemal. Und vielleicht auch eine Lösung, weil dann der Druck der Masse auf die paar unbelehrbaren Hohlköpfe steigen würde.