Essen. Zwei unterklassige Teams stehen im Pokal-Achtelfinale. Drittligist Kaiserslautern und Regionalligist Verl setzten sich im Elfmeterschießen durch.
Kraftakt vor dem Derby: Fußball-Bundesligist Hertha BSC darf nach einem packenden Elfmeter-Krimi weiter vom Pokalfinale im heimischen Olympiastadion träumen, hat vor dem Stadtduell bei Union Berlin aber viel aufzuarbeiten. Am Mittwochabend bezwangen lange Zeit abschlussschwache Hauptstädter den abstiegsbedrohten Zweitligisten Dynamo Dresden in der zweiten Runde des DFB-Pokals nach zweimaligem Rückstand noch mit 5:4 im Elfmeterschießen. Nach 120 wilden Minuten hatte es 3:3 (2:2, 0:1) gestanden.
Dodi Lukebakio (48.) und Ondrej Duda (85., Foulelfmeter) trafen in der regulären Spielzeit für die Hertha. Dynamo-Stürmer Moussa Kone (36.) hatte einen starken Konter des Underdogs zum Führungstreffer genutzt, der Ex-Berliner Patrick Ebert (90., Foulelfmeter) rettete Dresden in die Verlängerung. Dann schnupperte Dynamo dank Luka Stor (108.) an der Überraschung, doch Jordan Torunarigha (120.+3) glich in letzter Sekunde erneut aus.
Im Elfmeterschießen parierte Hertha-Keeper Thomas Kraft gegen Jannik Müller und Kevin Ehlers. Der Treffer von Marko Grujic brachte dann die Entscheidung zugunsten der Berliner, die nun am 4./5. Februar im Achtelfinale stehen. Der Hertha ist damit nicht nur die Generalprobe für das Derby bei Union am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gerade so geglückt, sie schielt auch auf die erste Teilnahme am Endspiel in ihrer Heim-Arena (23. Mai 2020). Das Finale wird dort seit 1985 ausgetragen, bislang haben nur die Hertha-Amateure 1993 den Einzug geschafft.
Vor 70.429 Zuschauern, alleine 30.000 davon aus Dresden angereist, nahm Hertha die Favoritenrollen an und spielte in der Anfangsphase zielstrebig nach vorne. Dynamo hatte Glück, als Salomon Kalou (7.) einen Abpraller von Gäste-Keeper Kevin Broll aus kurzer Distanz über das Tor jagte. Auch Berlins Flügelflitzer Javairo Dilrosun (13.) verpasste nur knapp die Führung - seinen Schuss aus 18 Metern lenkte Broll gerade so zur Ecke.
Nur vier Minuten danach traute sich Dresden erstmals so richtig aus der Deckung. Dank eines zu laschen Passes von Hertha-Profi Marius Wolf am eigenen Strafraum landete der Ball am Ende bei Kone, der völlig frei vor Berlins Pokal-Torwart Thomas Kraft auftauchte und links am Tor vorbeizog. Sekunden später zielte Brian Hamalainen nur Zentimeter am Hertha-Kasten vorbei.
Dynamo blieb in einem vor der Halbzeit abflachenden Spiel gefährlicher, immer wieder lauerten die Dresdner auf Gegenangriffe. Einen solchen schloss Kone, der den Ball findig an Kraft vorbei spitzelte, nach überlegter Vorarbeit von Alexander Jeremejeff zur Führung ab. Es brauchte erst einen Freistoß von Hertha-Regisseur Ondrej Duda (44.), den Broll aus 23 Metern erstklassig parierte, um die Gastgeber wieder ernsthaft vor das gegnerische Tor kommen zu lassen.
Nach dem Seitenwechsel investierten die Hausherren wieder wesentlich mehr, in der Berliner Drangphase fand eine tolle Kombination von der rechten Seite über Duda und Wolf im Fünfmeterraum Lukebakio, der vollstreckte. Kurz darauf scheiterten Dilrosun (56.) und Kalou (59.) an Latte und Pfosten. In der Folge setzte sich Hertha im Dynamo-Strafraum fest und drängte auf die Entscheidung. Die sollte jedoch erst viel später fallen. (sid)
Der Live-Ticker zum Nachlesen:
Hertha - Dresden 8:7 n. E.
St. Pauli - Frankfurt 1:2
Verl - Kiel 9:8 n. E.
Wolfsburg - Leipzig 1:6
K'lautern - Nürnberg 8:7 n. E.
Bremen - Heidenheim 4:1
VfL Wolfsburg - RB Leipzig 1:6 - Wolfsburg ist nicht mehr unbesiegt
Nach dem Tor-Feuerwerk zum höchsten RB-Sieg im DFB-Pokal ließen sich die überglücklichen und stolzen Leipziger von ihren Fans ausgiebig feiern. 6:1 (1:0) - und das im Bundesliga-Duell beim bis dahin wettbewerbsübergreifend ungeschlagenen VfL Wolfsburg. „So ein Spiel wie heute zeigt, zu was wir in der Lage sind“, betonte RB-Mittelfeldantreiber Diego Demme. „Die Leipziger waren eiskalt und gnadenlos, als wir unser Konzept verloren haben“, kommentierte VfL-Sportdirektor Marcel Schäfer.
Nach einem Eigentor durch Wolfsburgs Jeffrey Bruma in der 13. Minute machten Marcel Sabitzer (55.), Emil Forsberg (58.), Konrad Laimer (61.) und Timo Werner (68./88.) am Mittwochabend in einer furiosen zweiten Halbzeit in Wolfsburg den am Ende mitreißenden Einzug ins Achtelfinale perfekt. Die Mannschaft von Trainer Julian Nagelsmann dürfte auch auf eine Initialzündung in der Liga hoffen nach zuletzt vier Meisterschaftsspielen ohne Sieg. Den Wolfsburgern blieb vor 17 705 Zuschauern nur der Treffer durch Wout Weghorst in der 89. Minute.
Die spätabendliche Ansage an die RB-Mannschaft nach der enttäuschenden Niederlage beim SC Freiburg zuletzt zeigte in Sachen Einstellung von Beginn an die erhoffte Wirkung. Nagelsmanns Startelf ging entschlossen in die Zweikämpfe und ließ die Wolfsburger nicht zur Entfaltung kommen. Spielerisch boten beide Teams trotz ihres Potenzials zunächst aber wenig.
Dazu passte auch das Tor der Leipziger gegen erschreckend wirkungslose Wolfsburger. Nach einer Ecke flankte Forsberg vors VfL-Tor, dort versuchte es zuerst Nationalspieler Marcel Halstenberg, dann dessen Abwehrkollege Dayot Upamecano. Beide trafen den Ball aber nicht richtig, dennoch landete dieser irgendwie bei Willi Orban, dem Abwehrchef, der ebenfalls mit aufgerückt war.
Vom RB-Kapitän prallte der Ball ab und Wolfsburgs Bruma bugsierte ihn ins Tor. Zwei Minuten später verpasste Werner mit einem Kopfball den zweiten RB-Treffer - zu weit weg vom Tor, zu schwach. Die Zuschauer sahen in den ersten 45 Minuten zwei Mannschaften mit mehr Makeln in als Schönheitsmomente.
Die Wolfsburger konnten auch das frühe Verletzungs-Aus von Orban nicht nutzen. Der RB-Kapitän musste nach nicht mal einer halben Stunde raus, ein Problem am linken Knie. Ein Gegner war nicht beteiligt gewesen.
Für Orban kam Stefan Ilsanker zum Saisondebüt. Und der verhinderte mit der Fußspitze unmittelbar nach dem Wiederanpfiff den Ausgleich der Wolfsburger durch Josip Brekalo. Kurz danach rettete RB-Keeper Yvon Mvogo, er durfte anstelle von Stammkeeper Peter Gulacsi ins RB-Tor. Dann ging es so schnell, wie es die Fans vom RB-Fußball gewohnt sind. Sabitzer, Forsberg, Laimer, Werner - ein Fünferpack und die bis dahin ungeschlagenen Mannschaft von Oliver Glasner, die vor anderthalb Wochen in Leipzig in der Liga ein 1:1 erreicht hatte, war entzaubert. (dpa)
Der Live-Ticker zum Nachlesen:
Hertha - Dresden 8:7 n. E.
St. Pauli - Frankfurt 1:2
Verl - Kiel 9;8 n. E,
Wolfsburg - Leipzig 1:6
K'lautern - Nürnberg 8:7 n. E.
Bremen - Heidenheim 4:1
Werder Bremen - 1. FC Heidenheim 4:1 - Werder erreicht mühelos das Achtelfinale
Das war mehr als ein Klassenunterschied: Der sechsmalige Cupsieger Werder Bremen ist problemlos ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen. Der Tabellenzwölfte der Fußball-Bundesliga gewann am Mittwochabend gegen den Zweitligisten 1. FC Heidenheim dank einer starken ersten Halbzeit überlegen mit 4:1 (4:1). Der Gegner in der nächsten Runde wird am kommenden Sonntag ausgelost.
Nach zuletzt vier Unentschieden in Serie sorgten Milot Rashica (6.), Leonardo Bittencourt (11.), Davy Klaassen (19.) und Marco Friedl (41.) für den hochverdienten Sieg des Teams von Trainer Florian Kohfeldt, der mindestens die Prämie in Höhe von 702 000 Euro wert ist. Der Gegentreffer durch Marc Schnatterer (45.+1/Handelfmeter) blieb folgenlos.
„Die drei frühen Tore waren sehr wichtig, danach hatten wir alles unter Kontrolle“, sagte Rashica nach der Partie. Laut Sebastian Langkamp waren die Gastgeber „sehr überrascht“ über die passive Spielweise des Tabellenfünften der 2. Liga. „Aber wir haben das gut gemacht“, sagte er.
Den Bremern gelang in der Anfangsphase vor 38 663 Zuschauern so gut wie alles. Die Gäste, die in der Vorsaison das Pokal-Viertelfinale erreicht hatten, wirkten völlig überrumpelt und kamen mit dem Tempo des Bundesligisten überhaupt nicht zurecht. Rashica traf aus gut 20 Metern mit einem schönen Schlenzer, Bittencourt schloss den nächsten mit viel Druck vorgetragenen Angriff überlegt ab.
Beim Treffer von Klaassen fälschte Oliver Hüsing, der wie seine drei Teamkollegen in der Heidenheimer Viererkette einst im Werder-Trikot gespielt hatte, den Schuss des Niederländers unhaltbar für seinen Torwart Vitus Eicher ab. Erst kurz vor der Pause nahm Werder merklich das Tempo raus, dennoch traf Friedl nach Vorarbeit von Klaassen.
FCH-Kapitän Schnatterer sorgte kurz vor der Halbzeitpause dafür, dass Bremen auch im elften Pflichtspiel dieser Saison nicht ohne Gegentor blieb. Friedl hatte den Ball zuvor gegen den Arm bekommen. Nach dem Wiederanpfiff spielte Werder weniger stürmisch und verwaltete die Führung souverän. Michael Lang traf mit dem Kopf nur die Latte (48.). Bremens Yuya Osako feierte bei seiner Einwechselung (68.) sein Comeback nach anderthalb Monaten Verletzungspause. (dpa)
Der Live-Ticker zum Nachlesen:
Hertha - Dresden 8:7 n. E.
St. Pauli - Frankfurt 1:2
Verl - Kiel 9:8 n. E.
Wolfsburg - Leipzig 1:6
K'lautern - Nürnberg 8:7 n. E.
Bremen - Heidenheim 4:1
Kaiserslautern - Nürnberg 8:7 (2:2, 2:2) n. E. - Lautern bleibt am Elfmeterpunkt nervenstark
Nervenstark vom Punkt: Der 1. FC Kaiserslautern hat sich ins Achtelfinale des DFB-Pokals gekämpft, im Elfmeterschießen bezwang der kriselnde Fußball-Drittligist den Bundesliga-Absteiger 1. FC Nürnberg 6:5. Nach 120 spannenden Minuten hatte es 2:2 (2:2, 1:1) gestanden. Im Elfmeterschießen musste Nürnbergs Feldspieler Enrico Valentini ins Tor, weil Keeper Patric Klandt in der Schlussphase der Verlängerung eine Verletzung erlitt - und der FCN nicht mehr wechseln durfte.
FCK-Torhüter Lennart Grill parierte den entscheidenden Versuch von Tim Handwerker, zuvor hatte Andri Runar Bjarnason den Underdog in Führung gebracht. Der FCK, der in der Liga auf einem Abstiegsplatz steht, erreichte somit erstmals seit 2014 wieder die Runde der besten 16. Und er kann sich über 702.000 Euro freuen, die der Deutschen Fußball-Bund (DFB) für den Einzug ins Achtelfinale auslobt.
Bereits vor dem Elfmeterschießen hatte Kaiserslauterns Timmy Thiele zwei Strafstöße (8., 73.) verwandelt, Lukas Jäger (15.) und Michael Frey (90.) glichen jeweils aus. Frey nutzte einen schweren Patzer von Grill aus, der Keeper hatte den Nürnberger übersehen und ließ sich kurz vor dem Schlusspfiff den Ball stehlen. Im Elfmeterschießen wurde Grill dann doch noch zum Matchwinner. (sid)
Der Live-Ticker zum Nachlesen:
Hertha - Dresden 8:7 n. E.
St. Pauli - Frankfurt 1:2
Verl - Kiel 9:8 n. E.
Wolfsburg - Leipzig 1:6
K'lautern - Nürnberg 8:7 n. E.
Bremen - Heidenheim 4:1
FC St. Pauli - Eintracht Frankfurt 1:2 - Dost führt Frankfurt ins Achtelfinale
Erst mit brachialer Wucht, dann mit großem Gefühl: Doppelpacker Bas Dost hat Eintracht Frankfurt mit brutaler Effizienz den Einzug ins Achtelfinale des DFB-Pokal beschert. Die wenig souveränen Hessen setzten sich am Mittwochabend beim wacker kämpfenden Zweitligisten FC St. Pauli mit 2:1 (2:1) durch und sammelten am Rande der Reeperbahn ein frisches Erfolgserlebnis vor dem Bundesliga-Duell mit Bayern München am Samstag ein.
„Das war ein typisches Pokalspiel, es zählt nur das Weiterkommen. Im Endeffekt haben wir in der zweiten Halbzeit nicht mehr viele Chancen zugelassen“, sagte Sportdirektor Bruno Hübner: „Bas Dost war super, zwei Chancen, zwei Tore.“
Dost traf per Kopf und mit einem feinen Heber (4., 16.) vor 29.373 Zuschauern im ausverkauften Millerntorstadion und war damit entscheidend am Einzug des fünfmaligen Pokalsiegers in die Runde der letzten 16 beteiligt. St. Pauli witterte nach dem Anschlusstreffer per Handelfmeter von Waldemar Sobota (42.) seine Chance, doch Eintracht-Coach Adi Hütter konnte nach der 2:4-Niederlage im Liga-Duell bei Spitzenreiter Borussia Mönchengladbach wieder einen Erfolg verzeichnen.
St. Pauli spielte im zweiten Abschnitt phasenweise ein Powerplay, die letzte Konsequenz im Abschluss fehlte aber lange. Der Klub wartet weiter auf den ersten Einzug ins Achtelfinale seit der Saison 05/06 und kassierte seine dritte Pflichtspiel-Niederlage in Serie.
Beide Klubs waren bislang lediglich 1970 in einem Pokal-Duell aufeinander getroffen - mit besserem Ende für die Eintracht (3:2), die diesmal kräftig rotierte. Hütter baute auf fünf Positionen um, Filip Kostic (Knieprobleme) fehlte im Kader. Dost war dagegen nach Adduktorenbeschwerden rechtzeitig fit geworden, was sich direkt als Glücksfall erwies.
Die Kiezkicker schüttelten sich nach dem frühen 0:1, diskutierten die Fehler wild gestikulierend auf dem Rasen und attackierten dann wieder. Nach einer scharfen Flanke von Kapitän Daniel Buballa kam Angreifer Victor Gyökeres mit dem Kopf an den Ball, konnte seinen Abschluss aber nicht mehr platzieren (12.). Nach Dosts zweitem Treffer hatten die Gastgeber Pech: Marvin Knoll knallte den Ball aus 18 Metern an den Pfosten (24.). Dem Elfmeter ging dann ein unglückliches Handspiel von Martin Hinteregger voraus.
Hütter wechselte mit dem Wiederanpfiff gleich zweimal und brachte David Abraham und Danny da Costa anstelle von Hinteregger und Timothy Chandler. Frankfurt ließ sich nun phasenweise weit in die eigene Hälfte drängen und bekam echte Probleme. Gyökeres verpasste eine Hereingabe des emsigen Mats Möller Daehli nur um Zentimeter (58.), sieben Minuten später konnte der Däne einen Abschluss kurz vor Eintracht-Keeper Frederik Rönnow nicht mehr kontrollieren.
Angestachelt von den leidenschaftlichen Fans warfen die Hausherren in der Schlussphase alles nach vorne, die Gäste ließen sich beeindrucken. Gegen die Bayern am Samstag (15.30 Uhr/Sky und ZDF) wird sich Frankfurt steigern müssen. (sid)
Der Live-Ticker zum Nachlesen:
Hertha - Dresden 8:7 n. E.
St. Pauli - Frankfurt 1:2
Verl - Kiel 9:8 n. E,
Wolfsburg - Leipzig 1:6
K'lautern - Nürnberg 9:8 n. E.
Bremen - Heidenheim 4:1
SC Verl - Holstein Kiel 9:8 (1:1, 1:1) n. E. - Augsburg-Schreck Verl wirft auch Holstein Kiel raus
Augsburg-Schreck SC Verl hat die nächste Überraschung geschafft und ist mit einem Sieg über Zweitligist Holstein Kiel erstmals ins Achtelfinale des DFB-Pokals eingezogen. Der West-Regionalligist setzte sich gegen Kiel 8:7 im Elfmeterschießen durch und darf sich nun über rund 700.000 Euro Prämie freuen. Verl hatte in der ersten Runde Bundesligist FC Augsburg 2:1 besiegt.
Nach 120 Minuten hatte es in Verl 1:1 (1:1, 1:1) gestanden. Janni Serra (13.) hatte Kiel früh in Führung gebracht, Nico Hecker (45.) gelang der Ausgleich. Matchwinner war schließlich Verls Torwart Robin Brüseke mit zwei gehaltenen Elfmetern. Den 18. und entscheidenden Schuss versenkte Jan Schöppner. (sid)