München. Bayern München trifft am Mittwoch im DFB-Pokal auf Hertha BSC. Der Ex-Schalker Leon Goretzka wird eine wichtige Rolle spielen. Er ist etabliert.

Beim FC Bayern küren die Fans alle paar Wochen einen neuen Liebling, und gemessen am Ergebnis darf sich Leon Goretzka gerade sogar als so ziemlich einziger Liebling fühlen. Mehr als 75 Prozent der Stimmen entfielen bei der Wahl zum Spieler des Monats Januar auf den Mittelfeldakteur. Alle Kollegen scheiterten an der Fünf-Prozent-Hürde. Selbst die CSU hatte in den tiefschwarzen Vorzeiten Bayerns nie 75 Prozent geschafft. Goretzkas überwältigendes Ergebnis ist aber nicht nur an sich bemerkenswert. Sondern auch, weil ihm nach seinem ablösefreien Wechsel im Sommer vom FC Schalke kaum mehr als eine Nebenrolle beim FB Bayern zugetraut worden war.

Vier Tore in den vergangenen drei Spielen

„Es ist für mich persönlich gut gelaufen. Ich freue mich, wenn ich der Mannschaft helfen kann und möchte daran weiter anknüpfen", sagte Goretzka über seine vier Tore in den jüngsten drei Pflichtspielen des Jahres und seine insgesamt sechs Treffer und drei Vorlagen für die Münchener. „Trotzdem wäre es mir deutlich lieber, wenn es parallel laufen würde mit den Erfolgen der Mannschaft. So ein Spiel wie in Leverkusen wirft einen da schon wieder ein bisschen zurück.“

Goretzka feiert seinen 24. Geburtstag

Einen ähnlichen Auftritt wie bei der jüngsten 1:3-Niederlage in der Liga können sich die Bayern im Pokal-Achtelfinale bei Hertha BSC am Mittwoch (20.45 Uhr/ARD) an Goretzkas 24. Geburtstag nicht erlauben, wenn sie die Titelchance wahren wollen. In der Liga schwindet die Aussicht auf den siebten Gewinn der Meisterschale in Serie immer mehr, bei sieben Punkten und zehn Toren Rückstand auf den Tabellenführer Borussia Dortmund.

Und auch der elfte Einzug ins Pokal-Viertelfinale hintereinander steht wegen der wiederholt instabilen Vorträge der Münchener einigermaßen in Zweifel. Zumal Trainer Niko Kovac in seiner Heimatstadt Berlin weiter auf Arjen Robben (Oberschenkel) sowie Renato Sanches (Sprunggelenk) verzichten muss. Im Kader steht dafür Torwart Manuel Neuer (trotz Daumenverletzung), ebenso die zuletzt angeschlagenen Franck Ribéry und Thiago Alcántara.

Bei Bayern ist Goretzka inzwischen etabliert

Goretzka kann die zusätzliche Konkurrenz im Mittelfeld recht gelassen zur Kenntnis nehmen, was zu Saisonbeginn eine äußerst wagemutige Prognose gewesen wäre. Inzwischen aber darf sich der Nationalspieler als voll etabliert betrachten. Hinter Stürmer Robert Lewandowski firmiert er als zweitbester Torschütze dieser Saison im Bayern-Kader. Und das, obwohl sich Goretzka immer wieder auf neue Aufgaben einstellen muss. Als Sechser, Achter, Zehner und sogar Linksverteidiger wurde er schon angeordnet, wobei ihm nur der Auftrag auf der Außenbahn in der Abwehrkette missriet. Alle anderen Jobs erfüllte er aber meist mit einer beachtlichen Selbstverständlichkeit, weshalb Kovac ihn seit dem Rotationsstopp im Spätherbst zum Stamm zählt.

Goretzkas Qualitäten „Tiefendrang, Aggressivität und Schnelligkeit“, hob der Trainer schon früh in der Saison hervor. Hinzu kommt Goretzkas unerschrockene Herangehensweise. Fast jeder Auftritt fühle sich beim FC Bayern an „wie ein K.o.-Spiel, weil von dir erwartet wird, dass du jedes Spiel gewinnst“, sagt er, „mir gefällt dieser Druck. Das ist auch der Grund, warum ich hier hergekommen bin.“

Sperre von Thomas Müller bestätigt

Es ist aber wohl auch so, dass die fragile Situation beim FC Bayern Goretzkas schnellen Durchbruch befördert hat. Und an seiner Hauptrolle dürfte sich so schnell wohl auch nichts ändern, zumal Thomas Müllers Zwei-Spiele-Sperre in der Champions League vor den beiden Achtelfinals beim und gegen den FC Liverpool (19. Februar/13. März) nach dem Einspruch der Bayern am Montag bestätigt wurde.

Gut möglich, dass Goretzka wegen seiner ziemlich kompletten Mischung aus Robustheit, Kopfballstärke und Zug zum Tor auch dann den Vorzug vor James Rodríguez erhält. In Sachen Torgefahr und Defensivarbeit überwiegen nämlich Goretzkas Vorzüge.