Dortmund. . Der BVB scheint den Abgang seines Topstars nicht verkraftet zu haben. Jedenfalls steckt Borussia Dortmund ohne Robert Lewandowski in der Krise, während Bayern München sich mit dem Stürmer stärker denn je präsentiert. Setzt sich dieser Trend auch im direkten Duell fort?
Vergangene Woche, als sich der Dortmunder Tross auf Dienstreise in Istanbul befand, da traf Robert Lewandowski auch in der Champions League erstmals. Die Bilder aus Rom flimmerten live hinüber in den Orient, wo sich hochrangige Vereinsangestellte, Freunde des Klubs und Spielerfrauen einen netten Abend im Kreise der viel beschworenen BVB-Familie machten. Draußen schwappten die seichten Wellen gegen die kleine Party-Plattform mitten im Bosporus, Europa zur Linken, Asien zur Rechten. Drinnen im Restaurant glühte der Holzkohlegrill.
Lewandowski nahm zusammen mit Mario Götze und dem Rest des FC Bayern München den AS Rom mit 7:1 auseinander. Wer wollte, konnte das auf dem Fernseher sehen, der da an der Wand hing. Aber kaum einer wollte wirklich. Man ist ja kein Masochist.
BVB könnte auf den letzten Platz abrutschen
Lewandowski und Götze wurden schließlich in Dortmund zu denen, die sie heute sind. Aber sie sind nicht mehr da. Während Götze schon einige Duelle mit dem alten Klub hinter sich hat, ist es für den polnischen Torjäger, der im Sommer die Seiten wechselte, das erste Wiedersehen mit den alten Kollegen in einem ernsthaften Fußballspiel.
Es ist sogar ein sehr ernsthaftes Spiel für den BVB. Die luxuriösen Sorgen von einst, wer aus der Begegnung der beiden Liga-Promis als die wahre Nummer 1 im Lande hervorgeht, sind derzeit Vergangenheit: Die Borussia könnte im Falle einer Niederlage theoretisch sogar auf den letzten Platz der Tabelle abrutschen.
Lewandowski war der Fixpunkt beim BVB
Der kausale Zusammenhang zwischen der sportlichen Schieflage von Schwarz-Gelb und dem Weggang seines Top-Torjägers lässt sich nicht lückenlos nachweisen. Die Dortmunder Macher pochen mit einigem Recht darauf, dass das Problem die erschreckenden Fehlleistungen in der Defensive sind. Aber natürlich fehlt einer wie Lewandowski. Als er ging, bezeichnete BVB-Boss Hans-Joachim Watzke den 26-Jährigen als „einen der drei besten Stürmer der Welt“. Er würde jeder Mannschaft fehlen.
In Dortmund versuchen sie, die Last des Toreschießens zu verteilen: Ciro Immobile, Adrian Ramos und Pierre-Emerick Aubameyang besetzten wechselweise die Sturmspitze. Sie erzielten zusammen 19 Tore in 14 Saisonspielen (Lewandowski: sechs in 13 Spielen). Doch das Problem: Immer steht da jemand anderes, mal der wuselige Immobile, mal der Raumgleiter Aubameyang, mal der kopfballstarke Ramos. Lewandowski war immer da. Wuselig, schnell, kopfballstark. Ein Fixpunkt. Nie verletzt. Immer gefährlich. Fast unheimlich.
Pep Guardiola schwärmt
Der Stürmer benötigte einige Wochen, um sich in München einzuleben. Fußballerisch, menschlich. Noch immer ist ein Teil seiner Gedanken in Dortmund: Nach jedem Spiel seiner Bayern informiert er sich als erstes über das Ergebnis der Borussia. Doch mittlerweile ist er angekommen im riesigen blau-weiß-roten Erfolgsland. Er trifft in der Meisterschaft, trifft im Pokal, trifft in der Champions League. Er ist der, den Münchens Trainer Pep Guardiola suchte, weil er einfach alles mitbringt: Wucht, Eleganz, Willen. „Ich sehe in ihm mehr als den Torschützen, ich sehe sein Zusammenspiel mit der Mannschaft, wie er sich ohne Ball bewegt, wie er sich beim Pressing einbringt. Das hat er in den letzten Spielen überragend gemacht“, schwärmt der spanische Starcoach, der sonst nur dosiert schwärmt.
Pünktlich zum Duell mit dem alten Klub scheint Lewandowski in Hochform zu sein, was unterschiedliche Reaktionen in Westfalen hervorruft. „Er ist ein sehr guter Stürmer, schwer zu verteidigen“, sagt Lukasz Piszczek, einst BVB-Mitspieler und noch immer Nationalmannschafts-Kollege, „dafür gibt es kein Rezept wie für eine Suppe. Aber wir kriegen das hin.“ Und Dortmunds Trainer Jürgen Klopp hofft, dass seine einstige Entdeckung seinen Teil dazu beiträgt. „Auch ein Robert Lewandowski schießt nicht alle Bälle ins Tor. Das war hier zumindest so. Und vielleicht ist ja Samstag wieder so ein Tag.“
Vielleicht.