Dortmund. Es ist noch nicht lange her, da hat Borussia Dortmund mit einem Sieg in München die Weichen für den Titelgewinn gestellt. Diesmal sind die Vorzeichen gänzlich andere: Für den BVB geht es darum, in der Bundesliga nicht weiter abzustürzen. Ein Kommentar

Die Brisanz eines Fußballspiels lässt sich gewöhnlich an der Tabelle ablesen. In diesem Fall nicht. Wohl noch nie hat in der Bundesliga ein Duell des Spitzenreiters gegen den Fünfzehnten so viel Aufmerksamkeit erregt wie am Samstag, wenn Bayern München auf Borussia Dortmund trifft (18.30 Uhr/im Live-Ticker). Dabei steht streng genommen nur eine Mannschaft im Fokus: der BVB.

Sicher, eine Niederlage würde auch den Bayern – aus Prestigegründen – weh tun. Rein sportlich gesehen, wäre sie jedoch zu verschmerzen. Dortmund dagegen stünde bei einer weiteren, womöglich deftigen Schlappe der ultimative Stresstest bevor, zumal der nächste Gegner Mönchengladbach heißt. Andererseits wäre ein Sieg in München der ersehnte und mit der Chance auf einen Liga-Neustart verbundene Befreiungsschlag.

Ab wann ist BVB-Trainer Klopp nicht mehr tabu?

Überflüssig zu erwähnen, wie bitter die negative Variante für Dortmund wäre. Für Fußball-Deutschland freilich wäre es höchst spannend zu beobachten, wie der BVB mit einer neuerlichen Zuspitzung der Krise umgehen würde. Präziser: Ob beziehungsweise ab wann bei der Ursachenforschung auch der Trainer, der dem Verein sechs großartige Jahre beschert hat, nicht mehr tabu wäre. Bis heute haben die Vereinsführung und – kaum weniger wichtig – die Fans nicht ansatzweise gewackelt. Auch Jürgen Klopp bot in der Aufarbeitung der Niederlagenserie wenig Angriffsflächen, weil er auf die üblichen Floskeln weitgehend verzichtete.

Das Spiel in München kann freilich alles verändern. So oder so. Wer sich eine Prognose zutraut, kann auch gleich in eine Glaskugel schauen. Lehrt doch die Erfahrung, dass in einem solchen Spiel zweier Erzrivalen, die vom Potenzial her nahe beieinander liegen, die vorangegangenen Resultate in der Regel nichts zu bedeuten haben. Zwar heißt es im Fußball immer: „Die Tabelle lügt nicht.“ Aber erst am Samstagabend werden wir wissen, ob dies auch diesmal wahr ist.