Hamburg. . BVB-Trainer Jürgen Klopp freut sich nach dem Pokalsieg beim FC St. Pauli über einen speziellen Gunstbeweis einer Anhängerin. Und der BVB hofft, wieder Tritt gefasst zu haben. Im Topduell mit dem FC Bayern am Samstag will Klopp mit Borussia Dortmund “da sein, wenn für uns was möglich wird“.
Man hat Jürgen Klopp in den vergangenen Wochen mehrfach am Rande der Sprachlosigkeit erlebt. Dieser abendliche Pokalfight war nun zuviel des Guten. Allerdings war es nicht die Leistung seiner Mannschaft, die dem Trainer von Borussia Dortmund die Worte raubte.
Der Vorjahresfinalist hatte kurz zuvor mit dem 3:0 beim FC St. Pauli das Achtelfinale des DFB-Pokals erreicht, als eine Dame, gebürtige Dortmunderin, eingefleischte BVB-Anhängerin und sonst beim Hamburger Zweitligisten für das Catering verantwortlich, vor der Pressekonferenz ihrer Verehrung freien Lauf ließ: „Sie haben uns zum Erfolg getragen, nun tragen wir Sie durch die Krise.“ Klopp schaute ganz verdutzt und beinahe verliebt drein, zupfte sichtlich verlegen an seinen Bartstoppeln. „Wenn solche Liebeserklärungen nötig sind, dann ist die Kacke wirklich am Dampfen“, sagte der 47-Jährige.
Jene Dame war am Dienstagabend mit Abstand die glücklichste Person am Hamburger Millerntor. Wenngleich das Erfolgserlebnis beim Kiezklub im Freudenhaus des deutschen Fußballs auch bei den schwarzgelben Angestellten wie eine Eintageskur wirkte. Allerdings wollten sich weder die Spieler noch der Trainer von dem Sieg blenden lassen. „Dass wir weitergekommen sind“, erklärte Mats Hummels, „ist nach den vergangenen Wochen das einzig Relevante.“
St.Paulis Meggle: „Zu viel Respekt gehabt“
Jürgen Klopp konnte sich zwar nicht „hundertprozentig erklären“, warum es nach der guten ersten Halbzeit mit zahlreichen Chancen zu Unsicherheiten und vielen Fehlern im zweiten Durchgang kam. Aber Schwamm drüber, Kevin Großkreutz brachte es auf den Punkt: „Wenigstens stimmt das Ergebnis.“
Der souveräne und spielerisch starke Auftritt in den ersten 45 Minuten relativiert sich naturgemäß durch die Ligenzugehörigkeit und aktuelle Form des Gegners. Doch auch ein Zweitligist, der gerade auf Platz 16 rangiert, brachte die Borussia nach dem Pausentee in Bedrängnis. Der frühere Dortmunder Florian Kringe hatte bei dem einen oder anderen Kollegen „in der ersten Halbzeit einen Zitterfuß“ bemerkt. „Es ist am Millerntor nicht verboten, einen tollen Angriff auch mal zu unterbrechen, indem es weh tut“, erklärte Pauli-Coach Thomas Meggle und betonte seltsam: „Wir haben zu viel Respekt gehabt – vor Dortmund.“ So weit ist es also schon gekommen.
Klopp sieht BVB im Bayern-Spiel nicht chancenlos
Die Frage ist nun, wie der BVB den Schwung, den er sich in der Champions League und im DFB-Pokal holt, mit in die Bundesliga nimmt. Es ist wahrscheinlich, dass Klopp am kommenden Samstag im Topspiel beim FC Bayern München zumindest wieder Personal, vielleicht auch die taktische Ausrichtung verändern wird. „Wir fahren da sicher nicht hin und sagen, dass wir nichts holen wollen“, stellte der BVB-Trainer klar, „wenn für uns was möglich sein wird, werden wir da sein.“ Gegen St. Pauli hatte er Pierre-Emerick Aubameyang und Ilkay Gündogan zu Hause gelassen, Lukasz Piszczek und Roman Weidenfeller eine Pause auf der Bank gegönnt, Marco Reus und Henrikh Mkhitaryan nicht durchspielen lassen.
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Und der Druck bleibt. Sportdirektor Michael Zorc erinnerte: „Wir sind in der Liga deutlich hinten dran.“ Auch für Vereinsboss Hans-Joachim Watzke hat es nun Priorität, die untere Tabellenhälfte zu verlassen und vorerst nicht mehr von den Champions-League-Plätzen zu sprechen. „Wir sind nicht Fünfzehnter aufgrund böser Mächte“, nahm der Vorstandsvorsitzende gegenüber der „Sportbild“ die Spieler vor der Bayern-Partie in die Pflicht, „ich erwarte von jedem Einzelnen, dass er sich und die Situation kritisch reflektiert.“