Bad Ragaz. Bei Borussia Dortmund konzentrieren sich derzeit viele Blicke auf Pierre-Emerick Aubameyang, bislang Top-Torschütze der Vorbereitung. Und auf den 18,5-Millionen-Euro-Mann Ciro Immobile. Um Adrian Ramos ist es vergleichsweise still - dabei spricht derzeit vieles für den Kolumbianer.
Pierre-Emerick Aubameyang sah den Fotografen und wusste, was zu tun war. Ein fester Tritt in die Pedale, ein Riss am Lenker - und schon fuhr er der Kamera nur auf dem Hinterrad seines Fahrrads entgegen. Der Fotograf hatte ein schönes Bild, der Gabuner seinen Spaß gehabt - nur die Verantwortlichen von Borussia Dortmund dürften angesichts der Verletzungsgefahr kurz zusammengezuckt sein, als sie das Foto später sahen.
Aubameyang ist eben ein Offensivspieler. Während er inzwischen immerhin gelernt hat, auf dem Platz auch defensiv zu agieren, ist ihm das in der Öffentlichkeit völlig fremd. "20 Tore oder mehr" hat er als sein persönliches Saisonziel ausgegeben - in der vergangenen Saison hätte das zum Torschützenkönig gereicht. Derlei forsche Ansagen kann man gut finden oder nicht - beim BVB findet man sie eher nicht gut -, die öffentliche Aufmerksamkeit aber ist dem 25-Jährigen gewiss.
Es ist ruhig um Adrian Ramos
Auch Ciro Immobile zieht viele Blicke auf sich - vor allem, weil an ihm das Etikett "Nachfolger von Robert Lewandowski" und dazu ein Preisschild mit der Summe 18,5 Millionen Euro pappt. Als Borussia Dortmund den neuen Stürmer am dritten Tag des Trainingslagers den Journalisten präsentierte, war der Raum vergleichsweise gut gefüllt, auch einige italienische Journalisten waren extra dafür angereist.
Um den zweiten neuen Stürmer Adrian Ramos dagegen ist es vergleichsweise ruhig. "Er ist von der Öffentlichkeit nicht so begleitet worden", sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc. "Vielleicht auch, weil er schon 28 ist." Oder weil er für rund elf Millionen kam, was für Borussia Dortmund inzwischen längst keine außergewöhnliche Größenordnung mehr ist. Doch Zorc hält große Stücke auf den kolumbianischen Angreifer, bescheinigt ihm "hohe individuelle Qualität".
Auch Trainer Jürgen Klopp ist bislang sehr zufrieden. Nach dem Testspiel gegen den italienischen Erstligisten Chievo Verona (1:0) lobte er einige junge Spieler und hob außerdem neben Aubameyang auch Ramos hervor. "Das war in Ordnung", sagte er. "Tempo war dabei, seine Technik war dabei, Kopfballstärke - er hat alles angedeutet."
Zu Immobile äußerte sich der BVB-Coach erst auf Nachfrage - und dann für seine Verhältnisse sehr kritisch: "In so einem Spiel muss man sich mehr zeigen auf der Position", bemängelte er. "Wenn du dann nur wartest auf Flanken, die nicht kommen, dann hast du mit dem Spiel nichts zu tun."Allerdings habe sich der Italiener "viel bewegt und auch ein paar gute Aktionen gehabt".
Dortmunder Spielweise kommt Ramos entgegen
Offensichtlich folgte den öffentlichen auch ein paar sehr klare interne Worte, denn im Testspiel gegen den Schweizer Drittligisten FC Rapperswil-Jona war dann so etwas wie Überkompensation zu sehen beim neuen Stürmer: Er zeigte einen deutlich größeren Bewegungsradius, ließ sich immer wieder ins Mittelfeld zurückfallen - ging dabei aber so weit, dass er fast mehr an der Mittellinie als im gegnerischen Strafraum zu finden war. Die richtige Balance muss der Angreifer noch finden, der Wille dazu immerhin war klar erkennbar.
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Ramos scheint sich da leichter zu tun. Ihm kommt entgegen, dass auch bei seinem früheren Verein auf ein System mit schnellen Umschaltaktionen gesetzt wurde, in dem die Stürmer die ersten Verteidiger waren - eine Spielweise, die der der Dortmunder nicht unähnlich ist. In den Testspielen fiel vor allem seine Arbeit gegen den Ball auf, immer wieder gelangen ihm Balleroberungen. Der Kolumbianer ist ein jagender Stürmer, wie ihn sich Klopp wünscht - und dürfte derzeit die Nase vor seinem italienischen Konkurrenten haben.
Der tut sich mit den neuen Anforderungen noch schwerer: "Es ist eine andere Art Fußball zu spielen, da muss ich noch hineinwachsen", sagt Immobile selbst. Das sieht auch Sportdirektor Zorc so: "Es ist immer eine Umstellung, sich auf unser Spiel einzulassen", meint er. "Gerade auch für Offensivspieler, weil bei uns Defensive ganzheitlich gedacht wird."Er ist sich aber sicher: "Beide können das.Sonst hätten wir sie ja nicht verpflichtet."