Dortmund. Seit über acht Monaten hat er kein Spiel mehr für Borussia Dortmund bestritten: Ilkay Gündogan wird von einer ebenso hartnäckigen wie rätselhaften Rückenverletzung geplagt. Nun ist klar: In der laufenden Saison wird er nicht mehr zum Einsatz kommen.

Gemessen an der Tragweite ihres Inhalts kam die Aussage unauffällig daher: Gerade hatte Jürgen Klopp über die Personalsituation von Borussia Dortmund referiert, hatte über Marcel Schmelzers Regeneration gesprochen und dessen Ziel, in anderthalb Wochen wieder auf dem Platz zu stehen.

"Bei Marcel ist es aber verbürgt, dass er uns in der Saison noch einmal zur Verfügung stehen wird", sagte der BVB-Trainer. "Genau wie bei der Kürze der Zeit eigentlich klar ist, dass es bei Ilkay nicht reichen wird."

Zum ersten Mal hatte damit ein Vereinsverantwortlicher bestätigt, was ohnehin schon jeder ahnte im Umfeld des BVB: Dass Ilkay Gündogan in dieser Saison kein Spiel mehr für Borussia Dortmund bestreiten wird und damit mangels Wettkampfpraxis auch für die Weltmeisterschaft im Sommer ausfällt.

"Das Ding braucht Zeit"

"Es wird immer besser", sagt Klopp. "Aber so hart das für alle Beteiligten ist - und am härtesten ist das für Ilkay - muss man einfach akzeptieren, dass das Ding Zeit braucht." Damit bleibt es bei zwei Saisoneinsätzen für den Dortmunder Mittelfeldstrategen, nur in der ersten DFB-Pokalrunde in Wilhelmshaven (3:0) und beim Bundesliga-Auftakt gegen Augsburg (4:0) kam er zum Einsatz.

Wenige Tage später, am 14. Juli, musste er im Länderspiel gegen Paraguay verletzt ausgewechselt, seitdem hindert ihn eine rätselhafte Verletzung an der Rückkehr.

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Von Bastian Angenendt und Sebastian Weßling

In der Winterpause sollte er eigentlich das Mannschaftstraining wieder aufnehmen, aber dann warf ihn eine Bronchitis zurück - seitdem steht eine Rückkehr in den Sternen, auf Nachfragen gab es stets die gleiche nichtssagende Antwort: Man könne dazu nichts sagen, der Heilungsverlauf brauche eben Zeit, nur wieviel wisse man nicht.

Bei derart dünner Faktenlage sprießen schnell Gerüchte, in Foren und sozialen Medien machte schon das hässliche Wort "Sportinvalidität" die Runde. "Es ist nicht schlimmer geworden, es ist nicht düsterer geworden", sagt dagegen Klopp. "Es ändert nichts daran, dass alles gut wird. Aber es braucht halt Zeit."

Zeit hatte Gündogan zuletzt eine ganze Menge - auch, um über seine vertragliche Situation nachzudenken. 2015 läuft sein Kontrakt beim BVB aus, angesichts der unklaren Situation waren die Gespräche über eine mögliche Verlängerung auf Eis gelegt. Doch nun erhöht der BVB sanft den Druck: "Ich habe den Eindruck, dass sich alle Beteiligten nun im Klaren darüber sind, dass in diesem Monat eine Entscheidung fallen muss", sagte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke vor einigen Tagen im Gespräch mit dieser Redaktion. "Warten wir ab, wie sie ausfallen wird."

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Keinen zweiten Fall Lewandowski

Im vergangenen Sommer hatte Watzke angekündigt, einen zweiten Fall Lewandowski unbedingt verhindern zu wollen: den Abgang eines Leistungsträgers ohne Ablösesumme. Damals hieß dies: Entweder Gündogan verlängert seinen Vertrag oder er wird im Sommer verkauft. Doch das war vor der langen Verletzungspause samt ungewisser Zukunft, die den Marktwert des Nationalspielers gehörig gedrückt und mögliche Interessenten abgeschreckt haben dürfte.

Der BVB könnte also nicht mehr mit einer allzu hohen Ablösesumme rechnen, andererseits kann sich Gündogan nicht mehr absolut sicher sein, einen potenten neuen Arbeitgeber zu finden, sollte er das BVB-Angebot ablehnen. Auch in dieser Frage ist also nur eines vollkommen klar: dass eigentlich nichts klar ist.