Dortmund. . Borussia Dortmund hat sich am Dienstagabend beim 2:0 gegen Real Madrid glanzvoll im Viertelfinale aus der Champions League verabschiedet. Nun wartet in der Bundesliga der Deutsche Meister FC Bayern München. Der Ärger vor dem Spitzenspiel ist auch schon da.

Es geht im Leben um Momente, bestenfalls um Momente, die man nie mehr vergisst, weil sie so schön, so einzigartig sind. Die Sekunden nach dem Spiel gegen Real Madrid waren Momente mit Einzigartigkeitsfaktor für die Spieler von Borussia Dortmund. Sie hatten das Spiel gewonnen und doch verloren. Aus im Viertelfinale der Champions League. Das Wunder gestreift, aber nicht gänzlich vollbracht. Die Profis trotteten über den Rasen, kamen vor der Südtribüne zu stehen - und blickten zu Boden, während der Lärm erste Risse in den Beton zu sprengen schien. Nichts zu hören, kein eigenes Wort, kein eigener Gedanke, nur Lärm.

BVB schleppt 45 Millionen Euro aus dieser Saison in der Königsklasse

Es ist der Moment, in dem sich Trainer Jürgen Klopp seiner Mannschaft von der Seite nähert, die Hände an die Ohren legt und Richtung Tribünen bedeutet: „Das ist alles? Ich kann nämlich nichts hören.“ Dann stellte er sich vor seine Mannschaft und applaudierte ihr, wie es alle anderen Menschen im Stadion auch taten. Ein seltener Moment auf der größten Bühne des europäischen Fußballs.

Auch interessant

Da war es wieder, dieses Dortmund. Dieses Gelb. Dieses Gefühl, dass jederzeit etwas Außergewöhnliches entstehen kann, wenn der BVB seine Spiele so kühn beginnt wie gegen das millionenschwere Madrid. Mal werden es große Geschichten von Triumphen, mal Geschichten vom tragischen Scheitern. Mal vereint sich beides zu einem undefinierbaren, beeindruckenden Erlebnis wie jenem am Dienstag. Nirgendwo scheint der Nervenkitzel so sehr zu Hause wie in Dortmund. „Wir haben einen Abend hingelegt, den man nicht so schnell vergisst“, sagte Abwehrchef Mats Hummels.

45 Millionen Euro schleppt der Bundesligist aus dieser Saison in der Königsklasse. Geld, das wichtig ist für neue und bereits vorhandene Spieler. Gewiss, das goldene Schleifchen hatte der BVB nicht mehr um seinen Auftritt binden können, aber es war möglich. Eindeutig. Erlebnisse, die wichtig sind für neue und bereits vorhandene Spieler.

Das Zutrauen in die eigenen Fähigkeiten könnte nämlich hilfreich sein, wenn Schwarz-Gelb nun die finalen Aufgaben dieser Saison angeht. Die nun anstehende verdrängte am Tag nach dem gefeierten Aus bereits die europäischen Geigen vom Himmel und ließ dunkle Liga-Wolken aufziehen. In diesem Wettbewerb ist Bayern München weit enteilt, steht als Meister fest. Dortmund hält tapfer Platz zwei, reist aber nun am Samstag (18.30 Uhr, live in unserem Ticker) zum niemals langweiligen Duell mit dem Branchenführer.

Karl Hopfner nutzte vorab die Gelegenheit, sich als neues Gesicht der nach der Verurteilung von Uli Hoeneß verwaisten Abteilung Attacke in München zu positionieren. Der designierte Hoeneß-Nachfolger als Bayern-Präsident schimpfte vom Boulevard in Richtung BVB-Boss Hans-Joachim Watzke: „Eine Unwahrheit bleibt eine Unwahrheit. Den Baron von Münchhausen sehe ich da schon als eine andere Figur. Damit wäre Herrn Watzke ja noch geschmeichelt. Und das will ich in diesem Falle absolut vermeiden.“

Auch interessant

Der Zwei-Millionen-Euro-Streit zwischen BVB und FCB

Worum es geht? Noch immer um den vermeintlichen Beitrag, den der FC Bayern München im Jahre 2005 zur Rettung des finanziell vor dem Ruin stehenden BVB leistete. Unstrittig ist, dass die Bayern Dortmund zwei Millionen Euro zur Verfügung stellten. Gestritten wird nun darüber, wer wann wieviel zurückgezahlt hat. Und Watzke wiederum bleibt bei seiner vor längerem getätigten Aussage: „Bayern hat zur Vermeidung einer Insolvenz von Borussia Dortmund keinen Beitrag geleistet, hat einen hohen Zinssatz bekommen und das volle Geld zurück. Wer heute behauptet, dass München Borussia Dortmund geholfen hätte, der sagt wissentlich die Unwahrheit.“

Klingt nach Extra-Brisanz vor dem Duell der beiden Rivalen, von dem es noch eines geben könnte. Mitte Mai im DFB-Pokal-Finale. Erst dort ginge es wieder um erinnerungswürdige Momente.