Dortmund. Kurz und bündig fasst ein Wortspiel den vergangenen Derbytag zusammen, meint Kolumnist Julian Bräker: Es blieb auf und neben dem Platz weitgehend friedlich und Schalke-Keeper Ralf Fährmann rettete mit einer starken Leistung seinen Farben einen Punkt.
Das Derby aus Sicht der Fans
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Die Chancenverwertung des BVB war sicherlich einmal mehr unzureichend, weswegen der trotz drückender Überlegenheit gewonnene Punkt sicherlich für einige Fans enttäuschend war. Auf der anderen Seite kann zufrieden festgestellt werden, dass man den Rivalen auf Distanz gehalten hat und in Summe aus Hin- und Rückspiel die Position als „Nummer 1 im Pott“ untermauert hat.
War vor dem Spiel – übertrieben gesagt – nur die Anzahl der Opfer und der Grad der Zerstörung von Stadt und Stadion beim Derby-Bürgerkrieg strittig, so stellte sich die Angst und Panikwoche –einmal mehr- als übertrieben heraus. Zwar gab es in Form von mit Rasierklingen versehenen Aufklebern auf der einen und der Zerstörung von Werbebanden durch Gästefans auf der anderen zwei durchaus erwähnenswerte und zu verurteilende Zwischenfälle, doch in Relation zu den Erwartungen war dies ein laues Lüftchen.
Sicherheitskonzept als großer Erfolg gelobt
Medial und seitens der Verantwortlichen wurde das eigens aufgestellte Sicherheitskonzept als großer Erfolg gelobt, was natürlich aufgrund des „Friedlichsten Derbys aller Zeiten“ nahe liegt. Aus meiner Sicht muss man hier jedoch eine differenziertere Betrachtung an den Tag legen: Auf der einen Seite steht die erfolgreiche Fantrennung, die verhinderte, dass es zu direktem Kontakt zwischen den beiden Lagern kam, wie es früher der Fall war, wenn Schalker Fans über den Turn- oder Bolmker Weg an der Roten Erde vorbei geführt wurden.
Die weiträumigen Umleitungen und Sperrzonen führten jedoch auch dazu, dass viele BVB-Fans ihre gewohnten Anreisewege nicht nutzen konnten und teilweise umständliche Umleitungen in Kauf nehmen mussten.
Polizeieinsatz setzte auf Masse statt Klasse
Es stellt sich bei staatlichen Maßnahmen immer die Frage der Verhältnismäßigkeit. 3000 Beamte und 1000 Ordner sorgten rund um das Derby für Sicherheit und Ordnung. Es war der größte Einsatz dieser Art in der Geschichte der Bundesliga. Rechnet man auf jeder Vereinsseite mit – allerhöchstens – 500 wirklichen „Problemfans“, so standen also jedem gewaltorientierten Fan ein eigener Ordner und drei Polizisten entgegen.
Das Sicherheitskonzept glänzte also eher mit Masse als mit Klasse. Es gab schon häufiger Situationen, in denen chaotische Derbys vorhergesagt wurden und letztlich nichts passierte, beispielsweise nach dem Bannerdiebstahl im Westfalenstadion. Dies war aber kein Zustand von Dauer und es folgten Spiele, bei denen erneut über die Stränge geschlagen wurde.
Ob dies in der Zukunft auch wieder so kommen wird, kann schwer vorausgesehen werden, es ist aber eher unwahrscheinlich, dass nur wegen eines neuen Konzeptes das Derby dauerhaft zum Friedensgipfel neben dem Platz wird. Gerade was das Thema Pyrotechnik angeht, war es Beamten und Ordnern bisher noch nie gelungen, diese aus dem Stadion zu halten. Wenn die jeweiligen Täter Bengalos oder Rauchtöpfe mit ins Stadion führen wollten, so ist dies bisher zumeist auch gelungen.
Teilausschluss auf Probe ist Gefahr für Dortmunder Fanszene
Die BVB-Fans stehen derzeit vielfach unter Druck. Die angedrohte Sperrung der Südtribüne für ein Spiel hängt wie ein Damoklesschwert über der Dortmunder Fanszene. Gerade die Ultragruppen stehen nach dem umgestürzten Polizeibulli und der zerstörten Kneipe in Hannover im Blickpunkt. Sollte in den nächsten Spielen ein weiterer Vorfall dafür sorgen, dass die Südtribüne bei einem, möglicherweise sogar wichtigen, Spiel gesperrt wird, so ist die Reaktion der „Normalofans“ schwer vorherzusehen. „Ultras raus“-Gesänge hat es bereits in Gelsenkirchen gegeben, aber eine Zerrüttung in der Dortmunder Fanszene wäre für den Verein eine Katastrophe. Dies könnte aber passieren, sollte ein weiterer der Ultraszene zuzuordnender Vorfall die Sperre der Tribüne nach sich ziehen. Dies darf nicht passieren, denn auch in Zukunft wollen wir „fest und treu zusammen halten“. In sofern kann der Appell an alle BVB-Fans nur sein, dem DFB und der DFL keine weiteren Angriffspunkte zu geben, die Fanszene in Dortmund auf solch – gelinde gesagt – zweifelhafte Art und Weise zu sanktionieren.
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