Dortmund. . Nach dem 4:2-Auswärtssieg scheint im Kampf um den Einzug ins Viertelfinale alles für die Elf von Trainer Jürgen Klopp gelaufen zu sein. Aber die Borussia nimmt den Gast aus Russland durchaus ernst. Zumal Reus dem Revierklub nicht zur Verfügung stehen wird.

Wenn die Geschichte sich wiederholen würde, ohne weitere besondere Vorkommnisse, einfach nur wiederholen: Im schwarzgelben Reich wäre das sicher jedem recht. Vor dem Hinspiel im Achtelfinale der Champions League ist Borussia Dortmund schließlich in der Bundesliga vom Hamburger SV mit einem 0:3 niedergestreckt worden, von einem Dino, von dem zu dieser Zeit alle Veterinäre behaupteten, er sei schon unsanft entschlafen. Und vor dem Rückspiel gegen Zenit St. Petersburg am Mittwochabend im eigenen Stadion lag am Wochenende eine weitere Ligapartie. Gegen die Mönchengladbacher Borussia, die zuvor neunmal in der Reihe nicht gewinnen konnte. Und was passierte? Der BVB wurde wieder ausgeknockt. 1:2.

Meister der Wiederauferstehung

Nach dem Betätigen der Wiederholungstaste findet sich aber natürlich auch das, was Depression in gutes Omen verwandelt: Die furiose Auferstehung aus hanseatischen Ruinen, der 4:2-Sieg in der ersten Begegnung mit den Russen, bei dem bereits nach den ersten fünf Minuten klar war, dass die Westfalen das Trauma überwunden hatten. Marco Reus wurde anschließend als Meister der Wiederauferstehung gefeiert. Den ersten Treffer von Henrikh Mkhitaryan bereitete er mit einem ultradynamischen Lauf vor. Das 2:0 besorgte er selbst. Dann waren die fünf Minuten vorbei. Einen Assist für einen von zwei Treffern von Robert Lewandowski lieferte Reus aber noch nach.

Dass der in den vergangenen mehr als zwei Wochen von muskulären Problemen geplagte Angreifer noch immer unter Wettbewerbsbedingungen keinen Rasenkontakt aufnehmen kann, ist deshalb eine frustrierende Nachricht für die Dortmunder. Am

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Dienstagmittag war für ihn wieder nur Lauf-, kein Mannschaftstraining möglich. Und Jürgen Klopp wirkte am Abend aufgeräumt, gefasst, aber alles andere als glücklich, als er verkündete: „Marco wird uns morgen leider nicht helfen können.“ Ohne Reus und auch ohne den gegen Gladbach gelbgesperrten Mkhitaryan fehlte den Angriffen seines Ensembles nämlich dieser Hauch von Kreativität, von Durchsetzungskraft, von Präzision, von Ultradynamik, der den Unterschied zwischen vielen Torchancen (wie gegen Gladbach) und Torvoll-
endungen (wie gegen St. Petersburg) ausmachen kann. Und Jonas Hofmann, der 21-Jährige, der statt Mkhitaryan in der Liga im Einsatz war, hat es richtig erkannt. Selbst ein 4:2 ist in der Königsklasse kein mit Goldbrokat verziertes Ruhekissen.

„Wir müssen aufpassen“

„Sie müssen nur ein 3:0 holen“, sagte Hofmann und fügte an: „Klingt vielleicht verrückt. Aber wir lagen auch aus dem Nichts bei St. Petersburg mit 2:0 vorne.“ Wobei aus dem Nichts nicht ganz richtig ist. Die Ausgangsvoraussetzungen für Zenit waren ungünstig. Der Ligabetrieb in Russland war noch nicht aufgenommen. Und der Name Mats Hummels konnte auf Dortmunder Seite zwar noch nicht auf dem Aufstellungsbogen notiert werden (anders als am Mittwoch), doch Reus und Mkhitaryan waren dabei und in Topform.

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Für den BVB ist ein solcher kleiner Schub individueller Qualität von Bedeutung. Fülle herrscht anderswo. Die Münchner Bayern erlaubten sich zuletzt beim 2:1 gegen Bayer Leverkusen einen Ribery, einen Shaqiri, einen Thiago, Alaba, Lahm, Martinez erst einmal auf der Bank Platz nehmen zu lassen. Auf der Bank der Dortmunder saßen: Jojic, Duksch, Schieber, Durm, Kirch. Jedes kleine Zubrot an personeller Variabilität hätte also die Chance auf einfache Wiederholung erhöht.

Für Mkhitaryan wird nun Hofmann weichen. Ansonsten ist die Variabilität weiterhin schwer eingeschränkt. Sollte der Sprung ins Viertelfinale dennoch gelingen, es wäre das erste Mal nach 16 Jahren, dass der BVB zweimal in Folge in dieser Runde stehen würde. Beim letzten Mal, 2013, endete die Tour durch Europa bekanntlich mit dem Einzug ins Finale gegen die Bayern. Eine angenehme Erinnerung, auch wenn die Trophäe nicht entgegen genommen werden konnte. Hummels hat am Dienstagabend erklärt, dass die Mannschaft absolut dazu bereit wäre, weitere schöne Erinnerungen zu produzieren. „Wir müssen aber höllisch aufpassen“, mahnte der Innenverteidiger mit Anführeraufgaben auch noch.