Hamburg. Auch die 0:3-Niederlage von Borussia Dortmund beim Hamburger SV erbrachte mal wieder den Beleg, wie wichtig Robert Lewandowski für das BVB-Angriffsspiel ist - allerdings in negativer Hinsicht: Weil der Pole einen schwachen Tag erwischte, lief nach vorne kaum etwas zusammen.
67 Minuten waren gespielt in der Bundesliga-Partie von Borussia Dortmund beim Hamburger SV, als der Vierte Offizielle an der Seitenlinie seine Anzeigetafel hob und die Nummer 9 aufleuchtete. Es war das Signal an BVB-Stürmer Robert Lewandowski, den Platz zu verlassen.
Üblicherweise, wenn der Pole vom Feld geht, erheben sich die BVB-Fans und spenden stehende Ovationen. Denn dann ist das Spiel meist schon für die Dortmunder entschieden und Lewandowski hat ein oder mehrere Tore oder mindestens eine sehr gute Offensivleistung dazu beigetragen.
BVB-Stürmer Lewandowski spielte ungewohnt viele Fehlpässe
Am Samstag klatschte niemand. Denn dieses Mal lag der BVB 0:2 zurück - und der bisherige Spielverlauf ließ zwei Schlüsse zu: Entweder glaubte Trainer Jürgen Klopp angesichts der Leistung seiner Mannschaft nicht mehr an eine Wende und wollte seinen Angreifer für das Champions-League-Spiel bei Zenit St. Petersburg schonen (Dienstag, 18 Uhr, live in unserem Ticker). Oder er wechselte seinen Top-Torjäger schlicht aus Leistungsgründen aus.
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Denn Lewandowski bewies in Hamburg mal wieder, wie wichtig er für die BVB-Offensive ist - dieses Mal allerdings nicht durch eine überragende Leistung, sondern durch das Gegenteil: Lewandowski fand überhaupt nicht ins Spiel, er verlor seine Zweikämpfe, spielte ungewohnt viele Fehlpässe und kam nur ein einziges Mal zu einem aussichtsreichen Torschuss. Und schon war von der sonst so starken Dortmunder Offensive nicht mehr viel zu sehen.
Im System der Schwarz-Gelben ist der 25-Jährige mehr als nur ein beliebiger Mittelstürmer: Er ist der Fixpunkt der Offensive, der Dreh- und Angelpunkt der Angriffe. Ein Angreifer, der nicht nur im Strafraum auf Bälle wartet, sondern sich ins Mittelfeld fallenlässt, auf die Flügel ausweicht und sich in die Offensivkombinationen einschaltet. Er sichert lange Bälle, verteilt sie auf die nachrückenden Mittelfeldspieler oder beschäftigt selbst mit Dribblings mehrere Abwehrspieler. Henrikh Mkhitaryan trägt zwar die 10 auf dem Rücken, der wahre Spielmacher aber, das prägende Element der BVB-Offensive ist Lewandowski, der Angriffe nicht selten selbst einleitet und abschließt.
Da er nicht nur Wucht und Abschlussstärke, sondern auch eine außergewöhnliche Technik und gute Spielübersicht mitbringt, kann er auch die Position des Spielmachers hinter einem Mittelstürmer bekleiden. 14 Tore und 9 Torvorlagen in der laufenden Bundesliga-Saison sind ein deutlicher Beleg für die Fähigkeiten des Ausnahmespielers.
Ducksch blieb den Nachweis gehobener Klasse beim BVB bisher schuldig
Wie sehr der BVB von diesen Fähigkeiten abhängt, war am Samstag zu sehen: Weil bei Lewandowski nichts zusammenlief, brachte die gesamte Offensive kaum Produktives zustande. Als Ersatz kam der 19-jährige Ducksch, ein talentierter Stürmer zwar, der den Nachweis gehobener Klasse bei seinen bisherigen Bundesliga-Einsätzen aber schuldig blieb.
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Für die Verantwortlichen war es eine weitere Erinnerung daran, welch schwere Aufgabe sie im Sommer erwartet: Denn Lewandowski spielt bekanntlich seine letzte Saison in Schwarz-Gelb, zur kommenden Spielzeit wechselt er zum FC Bayern München. Diese Lücke zu schließen, wird bedeutend schwieriger, als etwa den Abgang von Mario Götze im vergangenen Sommer zu kompensieren.
Noch ist nicht klar, ob der BVB gegen seine Philosophie einen gestandenen Spieler wie den 28-jährigen Adrian Ramos von Liga-Konkurrent Hertha BSC Berlin holt. Oder ob man stattdessen einen jungen, entwicklungsfähigen Spieler verpflichtet, wie vor dreieinhalb Jahren einen gewissen Robert Lewandowski, der für 4,5 Millionen Euro von Lech Posen kam. Oder ob man versucht, den Abgang über den eigenen Kader zu kompensieren, indem man Marco Reus oder Pierre-Emerick Aubameyang die Rolle des Mittelstürmers anvertraut - was aber notgedrungen auch eine komplette Neuausrichtung der BVB-Spielweise mit sich brächte.
Diese letzte Variante freilich könnte Trainer Klopp schon früher ausprobieren müssen, als ihm lieb ist: Lewandowski konnte am Sonntag wegen einer Erkältung nicht trainieren. Sein Einsatz am Dienstag steht auf der Kippe.