Dortmund. . Die Arbeit gegen den Ball und das Umschaltspiel waren Schwerpunkte im Wintertrainingslager von Borussia Dortmund. Doch auch nach dem 2:2 gegen den FC Augsburg wurde über die Abwehrleistung diskutiert. Denn die BVB-Hintermannschaft ließ zwar nicht viele Szenen zu - patzte aber zweimal entscheidend.

Sven Bender entschied sich, die Sache mit Galgenhumor zu nehmen. "Das kannst du dir doch selbst beantworten", entgegnete der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund auf die Frage, ob er jemals zuvor in einem Spiel für die eigene und die gegnerische Mannschaft getroffen hatte. "So oft treffe ich vorne nicht, also wird es das erste Mal gewesen sein."

Wenig verwunderlich, dass sich Bender über diese seltsame Premiere beim 2:2 gegen den FC Augsburg nicht wirklich freuen konnte. Er war von BVB-Trainer Jürgen Klopp anstelle der gelernten Innenverteidiger Manuel Friedrich und Marian Sarr im Abwehrzentrum aufgeboten worden und spielte zunächst, als habe er nie eine andere Position bekleidet. Schon nach sieben Minuten war er schneller als die gesamte Augsburger Abwehr und köpfte nach einem schnell ausgeführten Freistoß von Marco Reus zum 1:0 ein. Hinten präsentierte er sich hellwach, stand immer richtig, gewann seine Zweikämpfe, fing Pässe ab und leitete schnelle Gegenstöße ein - wie die gesamte BVB-Defensive bot er eine mehr als ordentliche erste Halbzeit.

Doch dann kam die 56. Minute und mit ihr der erste konsequent zu Ende gespielte Angriff der Gäste: Nach einem Dortmunder Ballverlust wurde das Spielfeld schnell überbrückt, am Ende stand di scharfe Hereingabe von Augsburgs Andre Hahn - und Bender drückte den Ball unglücklich ins eigene Tor.

Auch interessant

BVB-Star Jakub Blaszczykowski fällt mit Kreuzbandriss lange aus

"Da muss ich aber hin, das ist dann Pech", nahm der gelernte Mittelfeldspieler aber zurecht für sich in Anspruch - in seinem Rücken hatte der Augsburger Arkadiusz Milik vollkommen frei gestanden. "Es darf nicht so weit kommen, dass es dann hinten so eng wird." Denn dem Tor war eine längere Fehlerkette vorangegangen. "Wir verlieren vorne den Ball, zum Teil fahrlässig und kommen dann nicht mehr in die entscheidenden Aktionen rein", bemängelte Torhüter Roman Weidenfeller. "Dann hat Augsburg es auch sehr gut gemacht, schnell in die Spitze gespielt, in die Schnittstellen rein, und dann waren sie eiskalt."

Vor allem waren sie zweimal zu schnell für Marcel Schmelzer. Erst rückte dieser zu weit nach innen und spekulierte dann auf Abseits, anstatt sofort den Flankengeber Andre Hahn unter Druck zu setzen - schon stand es 1:1 (56.). Wenig später war Schmelzer wieder zu weit weg von Hahn - Flanke, Kopfball des eingewechselten Dong-Won Ji, Tor (72.).

"Wir kassieren dumme Dinger"

Trainer Klopp nahm seinen Linksverteidiger zwar mit dem Hinweis in Schutz, niemand habe den Nationalspieler unterstützt - dennoch hätte Schmelzer beide Situationen besser lösen können und auch müssen. Und im Zentrum machte Bender im Luftduell gegen Ji auch nicht die beste Figur. "Das war eigentlich etwas, was wir uns für die Rückrunde auf die Fahne geschrieben hatten, weniger Gegentore zu kassieren", klagte Kapitän Sebastian Kehl. "Das ist jetzt auch erstmal über den Haufen geworfen worden." Und weiter: "Wir kassieren dumme Dinger, bringen uns am Ende um den verdienten Lohn und schaffen es vorne nicht, uns entscheidend abzusetzen."

Auch interessant

Eine "gefühlte Niederlage" zum BVB-Rückrundenstart

Von Sebastian Weßling

Dabei war die Arbeit gegen den Ball einer der Schwerpunkte im Trainingslager - und doch gab es wieder zwei vermeidbare Gegentore. Keine andere Mannschaft im obersten Tabellendrittel musste bislang mehr Gegentreffer hinnehmen als der BVB. "Wir werden das vernünftig analysieren und werden auch harte Worte finden", kündigte Kapitän Kehl an.

Dabei hatte es harte Worte erst vor wenigen Tagen gegeben: Nach dem knappen 2:1-Testspielsieg gegen den VfL Bochum verkündete Trainer Klopp in mehr als deutlichen Worten, was er von der Vorstellung seiner Spieler hielt und kündigte auch eine intensive interne Aufarbeitung an.

Rückkehr von Mats Hummels wird sehnlich erwartet

"Wenn es so einfach wäre, dass man mit einmal harten Worten gleich Ergebnisse erzielt, könnte ich aufhören, meinen Sohn zu erziehen", lächelte Kehl. "Das muss ich aber immer wieder machen." Und offensichtlich muss auch der Dortmunder Fußballlehrer seinen Schülern die Lektionen in Sachen Abwehrarbeit immer wieder ins Gedächtnis rufen.

Da trifft es sich gut, dass ein echter Musterschüler in Sachen Abwehrarbeit wieder parat steht: Innenverteidiger Mats Hummels dürfte nach auskurierter Fußverletzung am nächsten Freitag bei Eintracht Braunschweig ins Team zurückkehren.

Und im Sommer kommt ein weiterer Musterschüler hinzu: Der Wechsel des Torschützen Ji nach Dortmund steht bereits fest. Den hatte dessen derzeitiger Trainer Markus Weinzierl nach eigener Aussage mit dem Satz "Tor machen und dann ist gut" auf den Platz geschickt. Die Anweisung wurde gleich mit dem ersten Angriff umgesetzt.

BVB startet mit 2:2 ins neue Jahr

1/83