Dortmund. . Mario Götze, 37-Millionen-Einkauf des Bundesliga-Tabellenführers FC Bayern München, traf trotz gellender Pfiffe gegen ihn nach der Einwechslung zum 1:0 gegen seinen früheren Klub Borussia Dortmund und leitete die 0:3-Niederlage der Dortmunder ein.

Pep Guardiola versteht nicht nur ziemlich viel von Taktik. Der spanische Trainer des FC Bayern München weiß auch um die immense Bedeutung der Psyche auf das Spiel mit dem Ball. Und so nahm er in den Tagen vor dem Gipfelduell der Bayern bei Borussia Dortmund Mario Götze zur Seite. „Wir haben darüber gesprochen, dass ihm all das viel bedeutet, der Trainer, die Fans, der Verein“, sagte Guardiola: „Ich weiß, dass er ein sehr gut erzogener Junge ist und seinen Verstand beisammen hat.“ Nach seiner Einwechslung bewies der 21-Jährige in dem Stadion, in dem er zum Star wurde, dass er nicht nur gut erzogen ist, sondern auch mit den größten Gaben eines Fußballers gesegnet ist. Mit seinem sechsten Ballkontakt nach seiner Einwechslung drehte er mit einem filigranen Pike-Außenrist-Schuss zum 1:0 (66.) die Partie für seinen neuen Klub gegen seine alte Liebe.

Sieben Punkte Vorsprung für den FC Bayern

Ohne den Geniestreich des Mario Götze wären die Bayern wohl nicht zu diesem 3:0-Erfolg gekommen, der ihnen schon nach 13 Spieltagen einen Vorsprung von sieben Punkten vor Dortmund bescherte. Aber Götze kostete seinen Triumph nicht aus. Nach seinem Treffer nahm er seine Arme nur ein wenig in die Höhe, als ob er sich für sein Tor entschuldigen wollte. Keine Pose des Jubels, das Feiern überließ Götze seinen neuen Mitspielern. Anstatt sich mit den Bayern auf dem Rasen der Dortmunder Arena bei ihren Fans für die Unterstützung zu bedanken, schlurfte er in Badelatschen in die Kabine, in der er mit der Borussia nach den beiden Meistertiteln tanzte. Was er diesmal zehn Minuten lang mit seinen alten Kollegen besprach, das blieb hinter der verschlossenen Tür. Erst am Sonntag äußerte sich Götze: „Natürlich war es nicht so angenehm, eingewechselt zu werden und dann vom ganzen Stadion ausgepfiffen zu werden.“ Für die Reaktion der BVB-Fans habe er sogar „ein bisschen Verständnis“ gehabt: „Trotzdem war es nicht so leicht, damit umzugehen.“

Es war ein schwerer Tag für Mario Götze. Die BVB-Fans hatten ihrem einstigen Helden die Liebe entzogen, seitdem er für 37 Millionen Euro von Dortmund zu den Bayern gegangen ist.

Schon als Stadionsprecher Norbert Dickel die Namen der Einwechselspieler verkündete, ging sein „Mario Götze“ in einem Pfeif-Orkan unter. Auf der Südtribüne hielten die Anhänger ein Transparent in die Höhe, dessen Beschriftung wir wegen seines dämlichen und geschmackslosen Inhalts nicht wiederholen.

Es war deshalb gut nachvollziehbar, dass sich Götze vor seiner Einwechslung nicht vor der Südtribüne, sondern lieber im engen Spielertunnel aufwärmte. Für seinen früheren Trainer und für seine Ex-Mitspieler ist Götze immer noch der nette Junge von früher. Kevin Großkreutz war der erste Borusse, der ihm nach dem Abpfiff gratulierte. Und auch Jürgen Klopp nahm seinen einstigen Musterschüler nach der Partie in den Arm. „Als Pep für Mandzukic Götze gebracht hat, habe ich gedacht, cooler Move. Mario ist ein guter Junge, ein unheimlich starker Fußballer“, sagte Klopp und fügte dann mit einem Augenzwinkern hinzu: „Schade, dass er solche Tore nicht immer für uns gemacht hat.“

„Mario ist eben ein cooler Hund“

Auch BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke wählte nur wohlwollende Worte für seinen früheren Star: „Mario ist eben ein cooler Hund, sonst hätte er nicht 37 Millionen Euro gekostet.“ Die Dortmunder hätten ihren wohl talentiertesten Fußballer gern behalten, doch hat er letztlich nur das getan, was ihm die Borussia in den Vertrag geschrieben hat. Nach Götzes Tor zum 1:0 verstummten die Pfiffe. Erkenntnis oder Schock?