Dortmund. Seit einem halben Jahr hat er kein Pflichtspiel absolviert - doch ausgerechnet beim Topspiel zwischen Borussia Dortmund und dem FC Bayern München feierte Manuel Friedrich sein Bundesliga-Comeback. Bei seinem ersten BVB-Einsatz ließ der Innenverteidiger noch einige Luft nach oben.
Es ist keine vier Wochen her, da beschäftigte sich Manuel Friedrich mit den Feinheiten fernöstlicher Ligastatuten. "Ich habe seit Sommer versucht nach Asien zu kommen, mehrere Ligen angefragt", erzählt der Innenverteidiger."Das ist alles ein bisschen schwieriger da, weil da die Uhren etwas anders ticken. Dann dürfen teilweise nur zwei oder drei Ausländer pro Kader sein und deswegen war das nicht ganz so einfach."
Doch dann riss sich erst Neven Subotic das Kreuz- und Innenband, wenig später erlitt Mats Hummels einen knöchernen Bandausriss am Fersenbein - und nun steht Friedrich in den Katakomben des Signal-Iduna-Parks und rekapituliert das Spiel und die 0:3-Niederlage von Borussia Dortmund gegen Bayern München.
Comeback für Friedrich ausgerechnet im Bundesliga-Spitzenspiel
"Ich habe mir vorgenommen, nicht darüber nachzudenken, denn es ist ja verrückt", sagt Friedrich. "Wenn man mir das vor dreieinhalb Wochen gesagt hätte, dass das so kommt, hätte ich alle für verrückt erklärt. Das ist ja nicht so richtig real, was jetzt gerade passiert." Vor wenigen Tagen noch war Friedrich, dessen Vertrag bei Bayer Leverkusen im Sommer ausgelaufen war, ganz weit weg vom Spitzenfußball - und nun feiert er ausgerechnet im Spitzenspiel der Bundesliga sein Comeback, gegen die derzeit wohl beste Mannschaft Europas, gegen Offensivkräfte der Güteklasse Robben, Müller, Kroos oder Götze.
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Ein fast unglaubliches Comeback - aber kein perfektes: Man merkt dem 34-Jährigen die lange Wettkampfpause - letztmals absolvierte er im Mai ein Pflichtspiel - durchaus an. "Er hatte am Anfang ein paar Unkonzentriertheiten, hat sich dann aber gefangen und ein ordentliches Spiel gemacht", lobt zwar BVB-Manager Michael Zorc, auch Trainer Jürgen Klopp findet warme Worte - aber das hat wohl auch mit der Fürsorgepflicht für ihren Angestellten zu tun.
Trainer Klopp und Friedrich kennen sich aus Mainzer Tagen
Näher an der Wahrheit ist da schon Friedrich selbst mit seiner Einschätzung: "Man hat aber auch gesehen, dass ich vier, fünf Monate keine Spielpraxis hatte, dass ich ein bisschen gebraucht habe", bilanziert er. "Auch wenn ich den Ball am Fuß hatte, hatte ich nicht immer die gleichen Ideen wie meine Mitspieler, das war ein bisschen schade und sah manchmal auch ein bisschen grauenvoll aus."
In den ersten 20 Minuten wirkt der Neuzugang richtiggehend verloren auf dem Platz, die Abstimmung mit den Nebenleuten und das eigene Positionsspiel lassen zu wünschen übrig, zudem leistet sich Friedrich einige Fehlpässe - kein Wunder, mit seinen neuen Kollegen hat er zuvor kaum zusammen trainiert und noch nie zusammen gespielt. Mit zunehmender Dauer beißt er sich immer besser ins Spiel - und kann die Gegentore doch nicht verhindern. Vor dem 0:1 versäumt er es, den Torschützen Mario Götze rechtzeitig und entschlossen zu attackieren (66.), vor dem 0:2 lässt er Arjen Robben zu viel Raum und kommt diesem dann nicht mehr hinterher (85.) - und zu allem Überfluss rutscht ihm Thomas Müllers Torschuss zum 0:3 durch die Beine (87.).
"Ich habe mein Bestes gegeben, das ist sicherlich noch ausbaufähig", meint Friedrich. "Jetzt muss ich weiter dran bleiben, weiter trainieren und gucken, wo ich noch helfen kann oder helfen darf. Versprechen kann ich, dass ich alles geben werde." Erst einmal ist Friedrich, der beim BVB die Rückennummer 2 trägt, bis Saisonende unter Vertrag; aber Trainer Klopp hat ein weiteres Engagement ausdrücklich nicht ausgeschlossen. Der Innenverteidiger, der Klopp noch aus Mainzer Tagen kennt, hätte wohl nichts dagegen - Asien und die komplexen Ligastatuten können erst einmal warten.