Dortmund. . Borussia Dortmund und Werder Bremen eröffnen am Freitagabend den dritten Spieltag der Fußball-Bundesliga. Während die Norddeutschen mit zwei 1:0-Siegen bislang die Minimalisten der Liga sind, setzt Schwarz-Gelb auf seine bemerkenswerte Serie bei Abendspielen im eigenen Stadion.

Licht ist wichtig. Deswegen hängen draußen die speziell eingekauften Lampen tief über dem Rasen und tauchen ihn in warmes Gelb. Das lässt die Hälmchen gedeihen. Drinnen, in der vierten Etage des Fußball-Stadions von Borussia Dortmund, sitzt Jürgen Klopp. Der ­Trainer des BVB redet über das kommende Spiel gegen Werder Bremen.

Für Freunde der Sportgeschichte ist es das Spiel, in dem vor ziemlich exakt 50 Jahren (am 24. August 1963) beim ersten Spieltag der Bundesliga das erste Tor fiel. Für Freunde des gepflegten Zahlenwerks ist es gar schon das Spitzenspiel des Wochenendes, weil die Tabelle beide Mannschaften mit zwei Siegen aus zwei Spielen ausweist. Jürgen Klopp sieht die Sache etwas nüchterner und erwartet im Heimspiel am Freitagabend (20.30 Uhr, live bei uns im Ticker) einen „gut organisierten Gegner“.

Werder Bremen mit Wildwest-Fußball

Diese Feststellung allein ist erstaunlich genug, schließlich hat Werder Bremen bemerkenswerte Teile dieser 50 Jahre damit zugebracht, eine Art Wildwest-Fußball zu kultivieren, der sowohl in der Offensive als auch in der Defensive gelegentlich schwindelerregende Summen an Treffern zur Folge hatte. Gut organisiert war allein das Spektakel unter Thomas Schaaf, dem Ex-Trainer.

In diesem Sommer hat ihn nach 14 Jahren Robin Dutt beerbt – und mit viel Glück sowie ein wenig Geschick hat Werder gegen Braunschweig und Augsburg zwei 1:0-Siege zu Stande gebracht, was die Frage aufwirft, ob aus den Bremer Feuerwerkern biedere Minimalisten geworden sein könnten. Das Spiel am Freitagabend könnte eine erste durchaus belastbare Antwort liefern, ob Werder an seinen defensiven Abläufen derart erfolgreich geschraubt hat, dass sich auch ein Schwergewicht der Liga wie der BVB vergeblich um ein paar Törchen bemühen könnte.

Klopp bemängelte die Unterversorgung an Ideen

„Es ist nicht einfach, wenn man zu großen Teilen offensiv gefordert ist“, bemängelt Klopp bei seiner Mannschaft nach dem jüngsten Geduldsspiel gegen Braunschweig die Unterversorgung an überraschenden Ideen. „Aber die Mannschaft ist in einer Entwicklung.“ Sie findet sich noch. Zentrale Posten wie der des Kreativdirektors im Mittelfeld sind neu vergeben worden. Gegen Braunschweig debütierte Henrikh Mkhitaryan, Freitagabend wird der Armenier erstmals in sein neues Stadion einlaufen, wenn es vom Flutlicht ausgeleuchtet ist. An stimmungsvollen Abenden wie solchen, hat der BVB eine bemerkenswerte Erfolgsbilanz aufzuweisen.

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Wettbewerbsübergreifend 13 Abendspiele absolvierte die Borussia in der vergangenen Saison im eigenen Stadion, elf wurden gewonnen, zwei endeten unentschieden. Torverhältnis: 34:8. Besonders vor dem Hintergrund, dass der Vize-Meister gerade in den Heimspielen wertvolle Punkte herschenkte, ist das eine erstaunliche Zahl. „Ich freue mich immer auf Abendspiele, auf das Hinfiebern, dass es losgeht“, sagt Klopp.

Der Trainer kann an solchen Tagen am Morgen noch ein Training anberaumen und seinen Spielern nach dem Mittagessen ein Schläfchen gestatten. „Vielleicht sind wir das Team der Mittagsschläfer“, sagt der Trainer und schmunzelt. Vielleicht ist es aber auch das Flutlicht, das die Leistungen der Spieler so zuverlässig gedeihen lässt wie die kleinen grünen Hälmchen, die noch so friedlich daliegen im warmen gelben Licht.