Dortmund. . Borussia Dortmund besiegt den FC Bayern im Supercup 4:2. Ein Ergebnis, das dem BVB das Gefühl gibt, auch weiterhin mit der Großmacht aus München auf Augenhöhe zu sein. Öffentlich sagen mag das der Trainer Jürgen Klopp aber nicht.

Besser könnte die Szenerie beim Treffen der beiden Trainer nicht ins Licht gerückt sein, um die Botschaft zu versenden, die sie bei Borussia Dortmund so gern und nicht ganz zu Unrecht versenden. Die Botschaft vom Klassenkampf gegen das bajuwarische Fußball-Establishment.

Pep Guardiola sitzt nach der 2:4-Niederlage des FC Bayern München im Supercup im Innern des Dortmunder Stadions, sein Haifischkragenhemd ist trotz der tropischen Hitze blütenweiß und makellos, schwarz die Anzughose, der Gürtel, die Lederschuhe. Unweit davon hat Jürgen Klopp Platz genommen: Jogginghose, knittriges Sporthemd, verschwitztes Haar, von innen beschlagene Brille.

Aufgerüstet

„Wir wissen, welche Möglichkeiten wir haben, und wir wissen, welche Möglichkeiten die Bayern haben“, sagt dieser Jürgen Klopp angesprochen auf seine vermeintlichen Rückschlüsse aus diesem Spiel für den Verlauf der kommenden Saison. Seine Schlussfolgerung: „Unsere Gegner sind 16 andere Teams.“

Der BVB gefällt sich in dieser Rolle etwas außerhalb der geballten Erwartungshaltung, er kultiviert sie, wann immer es geht. Er tut dies mit einigem Recht, aber vor allem, weil es das Naheliegendste ist, sich hinter diesen Bayern zu positionieren, die in der vergangenen Saison alles gewonnen und im Sommer noch weiter aufgerüstet haben. Mit Guardiola, mit Mario Götze, mit Thiago Alcantara.

Eigene Liga

Nach den ersten Eindrücken dieser Vor-Saison-Phase würden die Bayern ja wegen völliger Unbesiegbarkeit und schwindelerregend hoher Überlegenheit in ihrer eigenen Liga spielen müssen. Zu gut für den Rest, so war die öffentliche Wahrnehmung. Bis zu diesem Samstagabend, an dem sich Dortmund und München trotz der Mühen der Vorbereitung zu einem bemerkenswerten Spiel aufrafften, das als Teil zwei des Werbefeldzuges für den deutschen Fußball hätte taugen können. Teil eins fand vor zwei Monaten mit den gleichen Hauptdarstellern im Champions-League-Finale von Wembley statt.

Natürlich bedauern die Menschen im schwarz-gelben Land, dass sie erst bei der unbedeutenden Fortsetzung die glücklichere Mannschaft sein durften. Der feinsinnige Ilkay Gündogan hatte brillant Regie geführt und ein Tor geschossen, das sich Fußball-Ästheten gerahmt an die Wand hängen könnten. Marco Reus war mit zwei Treffern ein Meister der Effizienz, hinzu gesellten sich drei Tore aus Münchner Fertigung, zwei von Arjen Robben und eines von Daniel van Buyten ins eigene Netz.

Eine überraschende Torverteilung, die der Fußball-Republik die Hoffnung auf eine spannende Saison zurückbringt. Und dem BVB das Gefühl, selbst die neuen Super-Duper-Bayern mit Wirkungstreffern traktieren zu können. „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, aber für das nächste Mal müssen wir noch das eine oder andere verbessern. Das wird uns gelingen, da bin ich mir sicher“, kommentierte Guardiola lässig. Motto: War ja nur der Supercup.

Supercup als Meilenstein

So sieht es stets der Verlierer, während der Gewinner Freude zur Schau stellt. „Es war wichtig zu zeigen, dass es möglich ist, sie zu schlagen“, sagte BVB-Boss Hans-Joachim Watzke nach der Partie. Die Bayern hatten es ja im vergangenen Jahr so ähnlich gemacht. Nach fünf sieglosen Pflichtspielen gegen den BVB hatten sie im Supercup den ersten Sieg gegen den Kontrahenten errungen und dies als ersten Meilenstein auf dem Weg zum späteren Triple interpretiert. Ein Sieg gegen die Dämonen der Vergangenheit, nicht weniger.

Vergangenheitsbewältigung

Vor diesem Supercup-Spiel war Borussia Dortmund in fünf Pflichtspielen in Serie sieglos gegen die Münchner geblieben. Der Supercup als Vergangenheitsbewältigung? Ist das jetzt das Zeichen, dass der BVB die Machtverhältnisse im deutschen Fußball wieder umkehren kann?

Jürgen Klopp, gekommen als Vertreter der Arbeiterklasse, blickt spät am Abend durch seine beschlagene Brille und sagt: „Ich könnte jetzt in einem Anflug von Schwachsinn darauf eingehen. Aber diesen Gefallen tu’ ich euch nicht.“ Ein einfaches Nein wollte dem Trainer als Antwort auf diese Frage offenbar nicht so leicht über die Lippen kommen.

BVB gelingt Revanche

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