Dortmund. . Im letzten Heimspiel dieser außergewöhnlichen Champions-League-Saison produziert der Borussia Dortmund den ultimativen Höhepunkt. In das Erstaunen und den Stolz des Moments mischen sich aber die Fragen nach der Zukunft, weil sich mancher für immer vom BVB verabschiedet.
Sein Weg von A nach B führt Jürgen Klopp nach den Spielen regelmäßig durch das vereinseigene Museum. In der vierten Etage des Dortmunder Stadions wird die Geschichte des Vereins Borussia erzählt, in einer Art Kinosaal werden die besten Streifen der schwarz-gelben Historie vorgeführt. Manche Filme sind schwarz-weiß, andere ganz frisch. In ihnen sieht sich der Trainer selbst mitwirken, auf einem Party-Truck stehend, die Sonnenbrille auf den Augen, die Meisterschale und den DFB-Pokal in der Hand. Unvergessliche BVB-Momente.
Dickicht aus Stolz und Glück
„Irgendwann“, sagt Klopp nach diesem außergewöhnlichen Abend, an dem Borussia Dortmund das über und über mit Stars dekorierte Real Madrid mit 4:1 zerbröselt hat, „irgendwann werden dort die vier Tore von Robert Lewandowski laufen. Aber nur, wenn wir in Madrid nachlegen.“
Der Gedanke, dass das Ziel, das Finale am 25. Mai in London, noch nicht erreicht ist, verschwindet aber schon Sekunden später im emotionalen Dickicht aus Stolz und Glück. „Diesen Abend“, sagt Klopp, „kann uns niemand mehr nehmen.“
Egal, was auch kommen mag. Im Rückspiel. Oder im Sommer, wenn die Zeit beginnt, in der sich Vereine neue Spieler suchen. Oder Spieler neue Vereine.
Es ist eine merkwürdige Mischung, die sich unter das emotionale Dortmunder Fußball-Volk mischt. Dieser Erlebnispark auf Rasenhalmen bot in dieser Saison eine Bühne, auf der außergewöhnliche Stücke aufgeführt wurden. Und immer war das nächste eine noch größere Sensation als das vorherige. Wie sollte die Gefühls-Eruption vom Malaga-Spiel mit zwei wundersamen Toren Sekunden vor dem Ende je überboten werden können? Gerade einmal zwei Wochen später liefert der BVB in einem spektakulären 90-Minüter gegen die in Weiß versammelte Weltelite dieser Sportart die Antwort. Erlebnisse für die Ewigkeit. Am Fließband produziert von jungen Männern, die sich mit Haut Haaren der gemeinsamen Sache verschrieben haben. Denen keine Grenzen gesetzt zu sein scheinen.
So war es bisher.
Als Klopp in den Gängen des Stadions unterwegs ist, verabschiedet sich draußen die Mannschaft von ihrem Publikum. Es war das letzte Heimspiel dieser Königsklassen-Spielzeit. Manch einer wird möglicherweise nie wieder ein Champions-League-Heimspiel an diesem Ort bestreiten.
Der Wechsel des filigranen Mario Götze steht fest. Fünf oder sechs Spiele sind es für ihn noch, bevor er nach München geht. Und auch Robert Lewandowski, der Stürmer, will sofort weg. Das bekräftigt sein Berater am Tag nach dem Dortmunder Rausch. Man sei sich einig mit einem Verein, der die BVB-Bedingungen für einen Transfer zu erfüllen gedenkt.
Verändertes Aussehen
Es muss für die anderen Spieler, die ihre Wechselabsichten bislang geheim halten oder gar nicht erst hegen, so wirken, als müsste man plötzlich Reißaus nehmen von der eigentlich gerade betörendsten, weil im Halbfinale am wenigsten erwarteten Mannschaft. Einer Mannschaft, die in den vergangenen Jahren Beachtliches auf die Beine gestellt hat.
Vielleicht ändert sie gerade nur ein bisschen ihr Aussehen, nicht ihre Stärke. Das wird man spätestens dann wissen, wenn im Borussen-Museum längst Lewandowskis Tore flimmern und sich der Betrachter ehrfürchtig in Erinnerung ruft, was das damals für eine unglaubliche Mannschaft war.