Fürth. . Vor etwas mehr als einem Jahr ging die Karriere des BVB-Spielers Ilkay Gündogan in Fürth so richtig los. Bei seiner Rückkehr gelingen ihm zwei Tore - und dieses Mal wird er noch nicht einmal von seinen Kollegen vergessen.

Das unnachgiebige Dröhnen eines riesigen Reisebusses ist für ­gewöhnlich kein Geräusch, von dem ein positiver Effekt auf die Gemütslage des Menschen bekannt wäre. Bei Ilkay Gündogan ist das in diesem Moment anders. Er strahlt nach dem 6:1-Sieg bei der SpVgg. Greuther Fürth heller als sein quietschgelbes Polohemd. „Die Chancen stehen sehr, sehr gut, dass ich heute mitfahre“, lacht ­Gündogan, „der Bus steht noch da.“ Das war mal anders. Alles war damals, vor gut einem Jahr, irgendwie noch anders.

Damals, als Borussia Dortmund ins Frankenland reiste und sich 120 Minuten lang mit dem damaligen Zweitligisten herumplagte, ehe jener Ilkay Gündogan den BVB in der 120. Minute ins Finale des DFB-Pokals schoss.

Fürther Beziehung

In der Gegenwart schwebt Schwarz-Gelb über den Liga-Konkurrenten beinahe mühelos hinweg. Weil sich die Borussia von der ersten Sekunde an nicht anmerken lässt, dass sie wenige Tage zuvor einen emotional aufwühlenden und körperlich ermüdenden Königsklassen-Kampf gegen Malaga ausgefochten hat. Weil Mario Götze gegen einen indisponierten Gegner einen zauberhaften Tag erwischt. Und weil jener Ilkay Gündogan seine Bindung zu Fürth noch ein bisschen vertieft.

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Denn das damals, das war mehr als nur ein Tor, das seine Mannschaft zum Endspiel nach Berlin brachte. Es war eher eine Verwandlung. Ein Tor, das wie eine Befreiung, wie sein Durchbruch in Dortmund wirkte. Ein Tor, das ihm, dem damals noch verkopften Neuzugang, den Mut gab, zu werden, was er heute ist: einer der besten und möglicherweise bald auch begehrtesten Mittelfeldspieler Europas.

In Mach-Geschwindigkeit

Eine Karriere in Mach-Geschwindigkeit. Auf der Tribüne im putzigen Stadionchen von Fürth sitzt an diesem Nachmittag Jose Mourinho, der Trainer von Real Madrid. Er ist nicht wegen Ilkay Gündogan gekommen, vermutlich jedenfalls, sondern, um den nächsten Gegner in der Champions League zu begutachten. „Dass wir eine relativ gute Fußballmannschaft sind, hätte ich ihm auch so sagen können, wenn er mich angerufen hätte“, scherzt BVB-Trainer Jürgen Klopp.

Für Fürth ist diese Mannschaft viel zu gut, viel zu überlegen. Und es kommt zum äußersten: Gündogan trifft. In der Mannschaft sorgt es ja für Heiterkeit, dass er eigentlich viel lieber noch einmal abspielt. Am liebsten auch aus zwei Metern. So ziehen ihn Klopp und Mitspieler Julian Schieber gern auf. Gündogans Antwort besteht an diesem Tag aus zwei hübsch verpackten Törchen. 20 Minuten vor dem Ende wird er ausgewechselt. Dann geht auch Mourinho.

Nicht mehr zu übersehen

„Es ist schön, hier zu treffen“, sagt Gündogan und steigt in den dröhnenden Bus, der dieses Mal nicht schon gefahren ist. So wie damals, als man Ilkay Gündogan noch übersehen konnte.