Dortmund. . Erstmals kommt Marco Reus zurück nach Gladbach. Seine Torgefahr macht ihn zum aussichtsreichsten Kandidaten auf den vakanten Posten im Zentrum des Dortmunder Sturms, wo die beiden gelernten Mittelstürmer Robert Lewandowski und Julian Schieber gesperrt fehlen.
Jürgen Klopp reißt die Augen auf und zieht die Brauen nach oben. Das schwarz-gelbe Fan-Utensil in seiner Hand, eine BVB-Tasse mit offenbar mindestens einem Kreisbild zu viel, scheint ihn beinahe zu paralysieren. „Wir hatten früher so eine Tapete“, lacht er, bevor sich sein Blick wieder klärt, klären muss. Vor der Partie am Sonntag (15.30 Uhr, im Live-Ticker) bei Borussia Mönchengladbach braucht der Trainer von Borussia Dortmund seine Sinne beieinander, um Lösungen zu finden. Vor allem auf die Frage: Wer führt den BVB-Angriff an? Torjäger Robert Lewandowski? Ist gesperrt. Ersatz-Torjäger Julian Schieber? Ist gesperrt. Eine Situation, in der Klopp mit seinem Personal mal wieder zum Experimentieren gezwungen sein wird.
Geheimnisvoll
Das Training des BVB umgab unter der Woche ein Hauch des Geheimnisvollen. Eine Werbeplane versperrte den Blick auf den Platz, auf dem die Mannschaft einige Varianten einübte. Wer welche Rolle einnahm, blieb im Verborgenen. Eine Variante stellt Balint Marcel Bajner dar. Der 22-Jährige ist der Stürmer der zweiten Mannschaft und hat in elf Drittligaspielen vier Tore erzielt. Anders herum wäre seine Bilanz noch etwas beeindruckender, trotzdem sagt Klopp: „Wenn er spielt, dann weil wir es ihm zutrauen.“ Wahrscheinlicher ist aber, dass Klopp einen seiner hochbegabten Mittelfeldkönner ins Zentrum der Gefahr beordert. Mario Götze hat das schon einmal bei der Nationalmannschaft gespielt, allerdings mit überschaubarem Erfolg.
Der wohl aussichtsreichste Kandidat auf das Amt des Aushilfs-Torjägers ist Marco Reus. Der übernahm die Aufgabe schon vergangene Woche gegen Frankfurt, als er dreimal traf. „Jede Mannschaft braucht einen, der kühler als andere vor dem Tor ist“, sagt Klopp. Reus ist so einer. Eiskalt. Sauschnell. Und er schießt aus allen Lagen verheerend präzise.
Blanker Irrsinn
Wer wüsste das besser als die Jungs von Borussia Mönchengladbach? Im Hinspiel zeigte der Nationalspieler bei zwei Toren sein erstaunliches Repertoire. Mit einem Schuss, der in dem Moment, aus der Position, mit der Flugkurve blanker Irrsinn war. Das andere Tor erzielte er so atemberaubend schnell, dass die Gladbacher Hintermannschaft anschließend vermutlich Fernsehbilder benötigte, um zu verstehen, wie genau der Junge mit den blonden Haaren sie hatte stehen lassen.
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Schöne Zeiten waren das noch am Niederrhein, als die Gladbacher diesen Marco Reus von hinten beobachten konnten, wie er ihre Tore erzielte. In der vergangenen Saison war das der Fall. Er war mit 18 Toren der Anführer dieser unwiderstehlichen Borussen, die sich überraschend auf den vierten Tabellenplatz vorspielten, der sie letztlich nach vielen Jahren der Abstinenz zurück auf die europäische Bühne hievte.
Reus erstmals in seinem alten Stadion
An diesem Sonntag kehrt Marco Reus erstmals zurück in sein altes Stadion, an den Ort, an dem er einer der besten Fußballer dieses Landes wurde. An den Ort, an dem er immer wieder auch als Stürmer gebraucht und eingesetzt wurde. Schlechter und ungefährlicher ist er seitdem nicht geworden.
Aber Klopp hüllt sich in dieser Angelegenheit in Schweigen. Größere Überraschungen scheint er nicht in Planung zu haben. Er glaube nicht, dass es ihm gelingt, eine Mannschaft aufzustellen, bei der Gladbachs Trainer Lucien Favre nicht wisse, wer wo spielt. „Denn Neven Subotic und Mats Hummels“, sagt Klopp über seine Innenverteidiger, „werden nicht im Sturm auflaufen.“
Beruhigend, dass die Tapete von damals offenbar keine bleibenden Schäden hinterlassen hat.