Dortmund. . Vor dem Auftritt seiner Dortmunder Borussia bei der Gladbacher Borussia spricht der polnische Mittelfeldspieler Jakub Blaszczykowski im Interview mit der WAZ-Mediengruppe über seine Fußball-Haltung, seine Rolle beim BVB, die Begleiterscheinungen des Ruhms und eine Ära in Schwarzgelb.

Draußen ist es ein bitterkalter Freitagnachmittag. Aber richtig warm wird es Jakub Blaszczykowski auch im geheizten Medienzentrum seiner Borussia im Dortmunder Stadtteil Brackel nicht werden. Warum, darüber spricht der Kapitän der polnischen Nationalmannschaft vor der Sonntagspartie des BVB bei der Mönchengladbacher Borussia (15.30 Uhr, im Live-Ticker). Und über die Kollegen Götze, Reus, Lewandowski – und seine Rolle als Arbeiter des Fußballs.

Ist das Sonntagsspiel bei Borussia Mönchengladbach nicht vielleicht in den Köpfen nur eine Art Zwischenspiel vor der Pokalpartie am kommenden Mittwoch bei den Bayern, Herr Blaszczykowski?

Jakub Blaszczykowski: Wir müssen ein gutes Spiel in Gladbach machen und gewinnen. Dann erst kommt der Pokal. Bayern spielt guten Fußball. Aber wir sind auch gut in die Rückrunde gestartet

Glauben Sie, dass Ihre Mannschaft trotz des 15-Punkte-Abstandes in der Tabelle der Bundesliga spielerisch weiterhin auf einem Niveau mit den in dieser Saison überragenden Bayern unterwegs ist?

Blaszczykowski: Bundesliga ist Bundesliga, Pokal ist Pokal. Im Pokal ist es völlig egal, wo eine Mannschaft in der Tabelle steht, ob unten oder oben. Du hast keinen Vorteil, weil du in der Liga mehr Punkte hast.

Kurz zurück in den Sommer 2012, Herr Blaszczykowski. Während der EM gab es in Polen eine Werbung mit Ihnen, die, in der man Sie mit Daniel Craig verwechseln kann, dem James Bond...

Blaszczykowski: Ich habe doch schon so oft etwas dazu gesagt…

Sie waren aber auch wirklich überall präsent, auf den Plakatwänden, im Fernsehen. Man kann behaupten: Erst bei dieser EM hat man auch in Deutschland mitbekommen, was für ein großer Star Sie in Ihrer Heimat sind...

Blaszczykowski: Ich mag dieses Wort nicht. Star. Ich bin ein normaler Mensch. Stars sind nur da oben, nicht hier unten. Ich mache einfach meine Arbeit. Und ich versuche, diese Arbeit immer gut zu machen und mich ständig zu verbessern.

Liegt es an dieser Haltung, dass es um Sie herum in Deutschland stiller ist als um Kollegen wie Mario Götze oder Marco Reus zum Beispiel? Sorgen Sie gezielt dafür, dass es stiller um Sie herum ist?

Blaszczykowski: Nein. Ich möchte einfach meine Arbeit machen können. Ein Teil dieser Arbeit ist natürlich, mit Medien zu sprechen. Aber ich will auch nicht jeden Tag in der Zeitung erscheinen.

Dieser Trubel, der in Deutschland um den Fußball herum herrscht, ist Ihnen also unangenehm?

Blaszczykowski: Momentan hat die Bundesliga sehr viele Fans, sehr viele Zuschauer, weil sie sehr interessant ist. Und in der nächsten Saison kommt auch noch Pep Guardiola als Trainer zum FC Bayern, das macht die Liga dann noch interessanter...

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Sprechen Sie mit jüngeren Spielern wie Götze oder Reus über Ihre Haltung zum Fußball?

Blaszczykowski: Natürlich. Wir sprechen immer miteinander. Aber das, was wir miteinander sprechen, das bleibt bei uns. Wir haben eine junge und gute Mannschaft. Aber wir haben noch viel mehr Potenzial.

Mehr noch als über Götze und Reus wird aktuell über Ihren Landsmann Robert Lewandowski gesprochen. Verlässt er Dortmund im kommenden Sommer? Wissen Sie es?

Blaszczykowski: Nein. Ich weiß gar nichts.

Sie haben aber über das Potenzial von Borussia Dortmund gesprochen. Sie zumindest scheinen die Vision zu haben, mit dieser Mannschaft in Zukunft noch Großes erreichen zu können...

Blaszczykowski: Ich mache, was ich machen möchte. Das ist für mich wichtig. Ich weiß nicht, wie es mit den anderen Spielern ist.

Sie sind schon 2007 zum BVB gekommen und haben die Jahre der Rückverwandlung der Borussia vom Aschenputtel in eine Prinzessin miterlebt...

Blaszczykowski: Als ich hierher gekommen bin, hatte der BVB noch viele Probleme. Jetzt haben wir eine richtig gute Mannschaft. Wir stehen in der Bundesliga momentan auf Platz zwei, spielen in der Champions League. Die Leute haben hier im Verein aber viel mehr verändert. Alles ist besser geworden. Nicht nur die Mannschaft. Dieser Weg, den wir genommen haben, war also ein guter Weg. Und wir müssen jetzt weiter Schritt für Schritt nach vorne gehen.

Haben Sie sich denn im Ruhrgebiet von Anfang an wohl gefühlt? Die Geschichte dieser Region ist ja auch eine der starken Zuwanderung aus Polen.

Blaszczykowski: Was für mich wichtig war, das war nur die Geschichte von Borussia Dortmund, die Größe dieses Vereins. Dieser Verein hatte die Champions League schon gewonnen, den Weltpokal, Meisterschaften. Dazu noch dieses Stadion, diese Fans. Das hat mich dazu gebracht, hierhin zu kommen.

Sie haben noch eine Vertragslaufzeit bis 2016. Dann wären Sie fast zehn Jahre bei der Borussia. Eine Ära Blaszczykowski...

Blaszczykowski: Das hatte ich wirklich nicht erwartet, als ich gekommen bin: dass ich so lange hier bleiben würde. Wir hatten zuerst auch nicht dieses große Potenzial. Aber jetzt haben wir alles hier in Dortmund, alles. Das einzige, was wir noch machen müssen, ist gut spielen.

Wenn Sie dann in zehn, zwölf oder auch 15 Jahren den Verein einmal verlassen, möchten Sie dann, dass die Fans mit Bewunderung an Sie zurückdenken? Oder reicht Ihnen: Respekt?

Blaszczykowski: Mein Glück war, dass ich hier spielen durfte. Was wir bis jetzt zusammen gemacht haben, das war überragend. Und ich hoffe, dass noch etwas Besonderes dazu kommt. Und dann feiern wir wieder mit den Fans. Das sind die Momente, die ich behalten werde. Bis zum Ende. Und in den Köpfen der Fans sollte bleiben: Er war kein schlechter Spieler.