Dortmund. Die Mini-Winterpause ist endlich Geschichte. Am Wochenende ist die Fußball-Bundesliga in die zweite Hälfte ihrer fünfzigsten Auflage gestartet. „Endlich wieder Fußball“ – mag der Fan seit Freitagabend wieder jedem zurufen, den es zu interessieren hat.

Selbst diejenigen, die mit diesem wunderbaren Ballsport wenig bis sehr wenig anfangen können, sollten sich beim 5:4-Auftaktmatch zwischen Gelsenkirchen und Hannover am Freitag ganz wunderbar unterhalten gefühlt haben. Fußball frei von Taktik und Defensivzwängen. Fußball, einfach so wie früher auf dem Bolzplatz. In Zeiten, in denen Komikerinnen in rosa Jogginganzügen das einstige Aushängeschilds des deutschen Unterhaltungsfernsehens - „Wetten dass“ - präsentieren dürfen, ist man für ein wenig guter Comedy ja durchaus dankbar. Vor allem dann, wenn die Fußball-Ästheten unter uns auch noch auf ihre Kosten kommen.

Und das sollten sie: Am Samstagabend im Topspiel der Woche zwischen Werder Bremen und dem Deutschen Meister aus Dortmund. Fein säuberlich filettierte der BVB dort seinen Gegner in dessen Wohnzimmer. Beeindruckend konsequent verweigerte der Doublesiger den Grün-Weißen jeglichen Zugriff auf das Spielgeschehen und besetzte sämtliche Freiräume im Defensivverbund mit einem Spieler, um dann bei Ballgewinn in einem brutalen D-Zug-Tempo zum Gegenschlag auszuholen. So geschehen, als Lewandowski von Sokartis gefoult wurde und Reus per Freistoß ansehnlich zum 1:0 traf. Und ebenfalls so geschehen, als Götze eine Ballstaffette über den bärenstarken Gündogan und den taktisch hervorragenden Großkreutz zum vielleicht schon vorentscheidenen 2:0 abschloss. Borussia hatte es frühzeitig verstanden, wie man Bremen vor große Probleme stellen konnte.

Herzergreifendes Comeback von Nuri Sahin

Dass es am Ende des kalten Abends gleich zu einem 5:0-Auswärtssieg reichte war nicht nur der taktischen Meisterleistung, sondern auch der enormen Effizienz im Torabschluss, zu verdanken. So startet der BVB wie schon im vergangenen Jahr, als man in Hamburg mit 5:1 auftrumpfte, mit einem dicken Ausrufezeichen in die Rückrunde, was die vielen mitgereisten Anhänger der Schwarzgelben mit einer fabelhaften Leistung auf denn Rängen in der „Gefriertruhe“ Westerstadion sangeslaut honorierten. Und dann wäre da noch das herzergreifende Comeback des Nuri Sahin zu würdigen, der sich nach 647 Tagen und zweier durchwachsener Auslandssemester in Madrid und Liverpool erstmals wieder das schwarz-gelbe Trikot überstreifte und um Punkt 20:13 zur Seitenlinie schlich.

In dieser 83. Spielminute, als sich im gesamten ausverkauften Weserstadion - auch weit vom Gästeblock entfernt – alle Dortmunder Fans von ihren Sitzschalen erhoben, durften wir alle mal wieder erleben wie toll... nein wie großartig dieser, unser Verein sein kann und welch wunderbares Herz er all denjenigen entgegenbringt, die sich „Dortmunder Jungs“ nennen dürfen. Nuri Sahin ist einer davon und es wird spannend sein zu sehen, wie schnell er sich innerhalb der gerade erst begonnenen Rückrunde in dieses tadellos funktionierende Team wieder eingliedern kann.

Offener Dialog zwischen Fans und DFL

Doch auch abseits des Platzes wird es eine interessante und überaus wichtige Rückrunde für uns Fans werden. Ein paar Wochen nach dem verabschiedeten Sicherheitskonzept seitens der DFL wird das Augenmerk wieder deutlich auf den Tribünen und dem Publikum liegen. In der Debatte um Gewalt, Pyrotechnik und Faninteressen ist es wichtig, dass im kommenden halben Jahr eine „Versachlichung“ der Geschehnisse deutlich wird. Sowohl innerhalb der Fanszenen, als auch innerhalb des Entscheidungsträgerkreises - und auch der Medien. Der offene Dialog, wie ihn die DFL in der neuen „Rettig-Ära“ nun wieder führen mag, lebt von gegenseitiger Akzeptanz und gegenseitigem Respekt. Es wäre im Zuge dessen wünschenswert, wenn sich gerade die DFL einmal Gedanken über die Wirkung ihres öffentlichen Strafenkatalogs für Fanfehlverhalten macht.

Erst unter der Woche wurde der BVB wegen eines solchen Fehlverhaltens öffentlich zu einer Geldstrafe verurteilt. Teile der Südtribüne hatten im Spiel gegen Wolfsburg mit gelben „Luftschlangen“ geworfen und durch die Menge an Papier für eine einminütige Spielunterbrechung gesorgt. Der Strafenkatalog der Deutschen Fußballliga differenziert dort leider nur marginal zwischen dem Werfen von Pyrotechnik, Feuerzeugen, Münzen oder eben Papierschlangen.

Es sind wohl nicht nur wir Fans, die solche Dinge nur noch mit Kopfschütteln quittieren. Erst Recht, wenn man sich einmal die bunten Werbevideos der DFL anschaut, in dem Fans aller Vereine ins Stadion laufen, um dort unter großen Schwenkfahnen im „ Konfettiregen“ zu stehen. Merkt Ihr was?

(20.01.13 – Christoff Strukamp – die-kirsche.com)