Dortmund. . Trainer Jürgen Klopp von Borussia Dortmund wurde von Schiedrichter-Chef Lutz-Michael Fröhlich als Mitauslöser von Gewalt ausgemacht. Der Trainer offenbarte nach dem 2:1-Erfolg beim FSV Mainz 05: „Das hat mich schon getroffen.“
Beim FSV Mainz 05 ist man stolz drauf, Deutschland mit der ersten klimaneutralen Arena beschenkt zu haben. Ökostrom, Kohlendioxid-Emissionen reduziert, sogar die Spieler absolvierten eine Taktikschulung in Sachen Klimaschutz, bei der ihnen wahrscheinlich vermittelt wurde, dass nur das Spazierengehen in ihren Wagenparks die Umwelt wirklich schont. Wenn es ans Kerngeschäft geht, ist die Klimaneutralität aber auch bei den Mainzern noch immer stark gefährdet. Vor allem, wenn Jürgen Klopp mit Borussia Dortmund anreist, der Trainer, der an seiner alten Wirkungsstätte wieder so einnehmend freundlich unterwegs war, dass all die Herzen um ihn herum ins Hüpfen gerieten. Einerseits.
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Andererseits lagen zwischen Ankunft und Streicheleinheiten für die alten Bekannten und Abfahrt mit einem noch fröhlicher stimmenden Dreipunktesack im Bus traditionsgemäß ungefähr anderthalb Stunden Fußball. Und in diesen anderthalb Stunden Fußball kann Klopp auch nach eigener Erkenntnis für atmosphärische Störungen sorgen. Um das vorab festzuhalten: In Mainz ist beim 2:1-Erfolg des Doppelmeisters überhaupt nichts beschädigt worden. Nicht einmal der im Emotionshaushalt ebenso kunterbunt ausgestattete Thomas Tuchel ist mit seinem BVB-Kollegen grob aneinander geraten. Da stand Bibiana Steinhaus zwischen. Die Vierte im Schiedsrichterbunde, im Hauptberuf Polizistin, reagierte so blond und kühl und erwachsen desinteressiert auf das bisschen Gezänk zu ihrer Rechten und Linken, dass eine weitere Eskalation für die Jungs peinlich gewesen wäre. Nach Schlusspfiff wurde allerdings Vergangenheit rangekarrt, und das war für Klopp alles andere als prima.
Klopp fasste Kraftakt unter dem Begriff „Monstermentalität“ zusammen
Gefühle, auf und nieder. Bei der Partie gegen den bissigen Gastgeber sah es ganz am Anfang so aus, als müsse die Borussia ihrem kräftezehrenden Glamourritt in der Champions League Tribut zollen. Amsterdam mit einem 4:1 frisch machen und danach in den Bundesligaalltag, als wäre nichts gewesen: Ob das funktionieren würde, das war ja die Frage. Nachdem Marco Caligiuri Mainz in Minute vier mit einem Treffer der Wuchtkategorie in Führung geballert hatte, verließen die Borussen das Reich der Schwergängigkeit aber schwungvoll.
Klopp fasste diesen Kraftakt anschließend unter dem knackigen Begriff „Monstermentalität“ zusammen. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke strahlte: „So viele Hüte kann man gar nicht haben, wie man vor dieser Mannschaft ziehen müsste.“ Als Megamonster präsentierte sich dabei Sven Bender, der beim Ajax-Aufwischen einen Nasenbeinbruch erlitten hatte. Ohne Maske pflügte „der Manni“ Rasen und Kontrahenten. Über Gefechtsbereitschaft pur haben die Dortmunder entgegen verbreiteter Meinung (Marco Reus: „Von Spielkultur war nicht viel zu sehen“) Platz zwei auf dem Liga-Tableau dennoch nicht erobert. Zwischenzeitlich musste zwar der Kreative Ilkay Gündogan das Feld verlassen, weil er umgeknickt war (günstigster Fall: Prellung). Tor Nummer zwei in Minute 43 aber resultierte aus einem eleganten Heber von Robert Lewandowski, dem ein grandios vernichtender Pass von Mario Götze vorausging. Tor Nummer eins in Minute elf entfachte immerhin eine lebhafte Diskussion darüber, ob Reus aus großer Entfernung direkt getroffen oder Lewandowski noch ein Bein am Ball gehabt habe.
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Das Tor wurde offiziell Lewandowski zugesprochen, für den nun der dritte Liga-Doppelpack in Reihe plus einem weiteren gegen Ajax verbucht ist und der sich für den Zuspruch auch ins Zeug gelegt hatte.
Das alles war aber lediglich lustiges Geplänkel. Nieder ging es mit den Gefühlen, als Klopp darauf angesprochen wurde, wie denn die Aussagen von Lutz-Michael Fröhlich bei ihm angekommen seien. Über Vorbilder hatte der Leiter der Abteilung „Schiedsrichter“ beim DFB im Deutschlandradio geplaudert, und Klopp kam dabei nicht gut weg, „auch wenn er sich hinterher immer hinstellt und sagt: Es tut mir leid“. Generell, so Fröhlich, sei es nämlich so: „Das Verhalten, das da an den Tag gelegt wird, zum Teil, hat so ein aggressives Potenzial, das daraus gewaltsame Exzesse an der Basis durchaus erwachsen können.“
Watzke bezeichnet Fröhlich-Kritik als „starken Tobak“
Klopp bekannte sich zu seinem Anteil an solch negativen Einschätzungen: „Ich hatte ja meine Vorfälle.“ Der Trainer offenbarte aber: „Das hat mich schon getroffen.“ Um die Klimaneutralität wieder herzustellen, bildete sich dann spontan ein Verein zur Klopp-Unterstützung Watzke: „Starker Tobak“. Sportdirektor Michael Zorc: „Komplett daneben.“ Und Bundestrainer Joachim Löw und Thomas Tuchel haben sich ebenfalls bereits ins Register eingetragen.