Florian Kringe hat sich, wie es sich für einen Borussen gehört, über den Auftaktsieg seines BVB gegen den 1. FC Köln gefreut. Die persönliche Bilanz des Samstags fällt bei dem 26-Jährigen dagegen ganz anders aus.

Sein Nachmittag sei „frustrierend” gewesen, es habe sich „beschissen angefühlt” fand der Mittelfeldspieler gestern klare Worte. Kringe ist weder verletzt, wie Dede oder Sebastian Kehl, noch gesperrt. Trotzdem gehörte er nicht zum Kader und musste auf der Tribüne des Signal Iduna Parks platznehmen. „So etwas ist mir in Dortmund noch nie passiert”, sagte Kringe über die Höchststrafe für jeden Fußballer. Und die leise Stimme des Spielers verriet, wie diese sich unerträglich anfühlende Situation aus Frustration und Enttäuschung an ihm nagt.

Auf dem Rasen duellierten sich seine Vereine. Der 1. FC Köln, bei dem sich der Jungprofi von 2002 bis 2004 die Platzreife für die Bundesliga geholt hatte. Und eben Borussia Dortmund. Der Klub, der den talentierten Blondschopf 1994 aus dem Siegerland ins Ruhrgebiet geholt hatte. „Hier bin ich groß geworden. Ich habe eine besondere Beziehung zum Verein”, sagt Kringe, der dank seiner offenen ehrlichen Art Respekt und Anerkennung bei den Fans genießt.

Seit seiner Rückkehr aus dem Rheinland ist er in der Liga 149 Mal für seinen BVB aufgelaufen. Nur Dede, Sebastian Kehl und Roman Weidenfeller kommen auf mehr Einsätze, sind aber alle nicht so lange im Verein wie Kringe. Nur steht der außen vor, wurde schmerzhaft degradiert.

Weder gegen Weiden noch gegen Köln stand er im Kader. Jürgen Klopp bevorzugt Nachwuchsspieler wie Yasin Öztekin und Kevin Großkreutz und seinen Mainz-Einkauf Markus Feulner. Selbst der Name Sven Bender steht im Klopp-Block über Florian Kringe. Der Mittelfeldspieler, Mitglied im Mannschaftsrat, droht in Dortmund ein Auslaufmodell wie Giovanni Federico zu werden. „Für Florian tut es mir leid. Er ist ein guter Junge mit einer richtig guten Einstellung. Aber bei unserer großen Leistungsdichte gibt es diese Härtefälle”, sagt Sportdirektor Michael Zorc.

Am Samstag hätte BVB-Gegner Köln einen Spieler wie Kringe gut gebrauchen können. Im FC-Mittelfeld hätte der bedenkenlos Wilfried Sanou, in der Abwehr Pierre Wome ersetzen können. Aber selbst wenn die Kölner den 26-Jährigen zurückholen wollten, sie könnten sich den in Dortmund abkömmlichen Kringe nicht leisten. Zu dessen Vertragsverlängerung bis 2012, die bei der BVB-Jahreshauptversammlung Ende November 2007 von den Mitgliedern frenetisch beklatscht wurde, gab es eine ordentliche Gehaltserhöhung. Und jetzt, zu Saisonbeginn, haben die Bundesligisten ihre Budgets naturgemäß verplant. Erst im Winter wird personell nachjustiert.

Sollte Kringe bis dahin Tribünensitz-Wärmer bleiben, wäre der Marktwert des gestandenen Bundesliga-Profis erheblich gesunken. Daran kann beim BVB niemand Interesse haben. Und auch der Profi nicht, der im besten Fußballer-Alter ist und seinen Vertrag nicht absitzen will, sich aber öffentlich zurückhält und herumgeisternde Spekulationen nicht kommentiert.

Bis Ende der Transferperiode am 31. August haben beide Seiten die Möglichkeit, die Situation zu ändern. Bis gestern lag noch keine Anfrage vor.