Madrid. Mesut Özil bewahrte Real Madrid mit seinem 2:2 in der 89. Minute vor dem bösen Erwachen. Borussia Dortmund hatte lange mit 2:1 geführt – und durfte vom vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale der Champions League träumen. Zum erwarteten Sturmlauf der Königlichen kam es in der ersten Hälfte gar nicht.

Die Medien der spanischen Hauptstadt Madrid diskutierten vor dem Champions-League-Duell zwischen Real Madrid und Borussia Dortmund zwei Themen. Die Fan-Invasion aus Deutschland. 10.000 schwarzgelbe Gäste waren am Dienstag im ehrwürdigen Bernabeu-Stadion. „Wahnsinn“, titelte „AS“. Und dann war noch der legendäre Torfall beim Duell beider Teams 1998. „Schmeißt das Tor um, wenn es wie beim 1:2 im Hinspiel läuft“, empfahl „Marca“ den Real-Offiziellen für gestern Abend.

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Das hätten die Spanier lange Zeit auch besser gemacht. Doch Mesut Özil bewahrte die Madrilenen mit seinem 2:2 in der 89. Minute vor dem bösen Erwachen. Der BVB hatte nach Treffern von Marco Reus (28.) und einem Eigentor von Alvaro Arbeloa (45.) bei einem Gegentreffer von Pepe (34.) lange mit 2:1 geführt – und durfte vom vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale träumen.

Für die Dortmunder war der Besuch im Madrid „eine aufregende Erfahrung“, wie Mats Hummels vorher gesagt hatte. Für die Gastgeber war es nicht weniger als ein Endspiel. Um den Gruppensieg. Und, um den im Hinspiel arg angekratzten Stolz wieder auf königliches Real-Niveau zu heben. Die Vorzeichen für die Spanier standen gut: Sie hatten die letzten sieben Champions-League-Heimspiele in ihrer Fußball-Festung gewonnen und dabei 27 Tore erzielt. Und in 24 Duellen mit deutschen Teams im heimischen Stadion ganze zwei Partien verloren – gegen die „Bestia negra“, die gefürchteten Bayern.

Reus trifft zur Führung

Zum erwarteten Real-Sturmlauf aber kam es in der ersten Hälfte gar nicht. Das Duell verlief ausgeglichen. Die Dortmunder, in der Startformation vom Wochenende, spielten gegen die offensivstarken Spanier wie zuvor in der Champions League: effizient und mutig. So wurde die eigene Hälfte mit geordneter und disziplinierter Verteidigung zum Real-Sperrgebiet erklärt, der Strafraum zur verbotenen Zone.

Nach Ballgewinnen ging mit schnellen direkten Pässen überfallartig die Post ab. Mit Erfolg. Wie beim 1:0 (28.). Robert Lewandowski leitete per Kopf auf Marco Reus weiter. Der zog aus 16 Metern trocken ab. Und auch beim zweiten Tor (45.): Wieder leitete Lewandowski einen Ball per Kopf weiter, Kevin Großkreutz lupfte überragend in die Mitte und dort schob Arbeloa vor Götze unglücklich ein. Zwei BVB-Treffer in das Tor, das 1998 umgefallen war. Zwischenzeitlich hatte sich Real Madrid zurück gemeldet. Im Gewusel nach einer Ecke stand Pepe frei und köpfte zum 1:1 ein (34.). Das Bernabeu kochte.

BVB geriet unter Druck

Mit dem Beginn der zweiten Hälfte startete der befürchtete Real-Sturmlauf. Jose Mourinho schickte gleich vier Spieler in die Spitze. Die Dortmunder gerieten unter Druck, hielten aber dank Paraden des starken Roman Weidenfeller gegen Jose Callejon (69.) und Cristiano Ronaldo (79.) den Vorsprung. Madrid blieb dran, spielte erheblich zielstrebiger. Aber das Tor wollte lange, lange nicht fallen. Jürgen Klopp wechselte Sven Bender ein, machte die Schotten dicht.

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Es war ein einziges Zittern, einen Ball von Angel di Maria schlug Kevin Großkreutz vier Minuten vor dem Ende von der eigenen Torlinie. Es war nur eine Frage von Sekunden. 90 Sekunden standen noch auf der Uhr. Und dann gab es diesen Freistoß. Und dann kam Mesut Özil, der gebürtige Gelsenkirchener und zirkelte den Freistoß aus 22 Metern an den linken Innenpfosten. BVB-Torwart Roman Weidenfeller, zuvor überragend, schaute verdutzt. Der Ball wird doch wohl nicht...? Doch, er ging rein – 2:2.

„Wir hoffen, dass es das Spiel eine bleibende Erinnerung wird“, hatte Mats Hummels vorher gesagt. Das wird nach diesem Abend von Bernabeu sicher der Fall sein.