Dortmund. Marcel Schmelzer traf für Borussia Dortmund im Champions-League-Gipfel gegen Real Madrid zum 2:1, genoss den Triumph aber still. Cristiano Ronaldo traf ebenfalls, aber für Real - und er gab sich trotzdem schrill.
Marcel Schmelzer kam als einer der letzten aus der Kabine. Und er ging ganz anders als kurz zuvor Cristiano Ronaldo. Der königliche Gockel hatte zunächst in die Runde gelugt, hatte sich vergewissert, ob denn auch alle gucken würden, ob ihm die größtmögliche Aufmerksamkeit gewiss war. Auch Schmelzer schaute nun zunächst scheu, wer denn noch so alles da war – in der Hoffnung, es wären nicht mehr allzu viele gewesen.
Superstar Ronaldo inszeniert jeden Freistoß
Diese kleine Episode aus der Mixed Zone, also jenem Bereich, in dem Spieler auf Meinungsmacher treffen, erzählt eine ganze Menge.
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Sie erzählt vom Superstar, der sogar jeden einzelnen Anlauf zu einem Freistoß derart aufwändig inszeniert, ihn zelebriert, dass er den Beobachter damit auf die Palme bringt; der im nächsten Moment trotz Niederlage zum Bus stolziert, als flaniere er gerade über eine gut besuchte Strandpromenade, einerseits – und andererseits von einem Fußballer, der am liebsten einfach nur Fußballer wäre. Der den ganzen Firlefanz drumherum nicht braucht. Der ihn nicht mag.
So steht Marcel Schmelzer nun da; ruhig, unaufgeregt, aufgeräumt. Er spricht leise. Das entspricht seinem Naturell. Das ist bei all den Lautsprechern dieser Branche einfach angenehm. Und in dieser speziellen, in dieser magischen Nacht, für deren Pointe ausgerechnet er mit einem tatsächlich ungewohnten Torerfolg gesorgt hatte, ist es auch: wunderbar.
Der Sieg gegen die „Königlichen“ kann so manchen Derbyschmerz lindern
„Wir hoffen, dass es eine kleine Wiedergutmachung war für Samstag“, sagt Schmelzer. Der erste Sieg gegen die „Königlichen“ aus Madrid könnte in der Tat so manchen Derbyschmerz lindern. Dann schildert er den Moment seines Treffers, der wahrlich besonders, weil eben selten ist. „Ich habe nur gedacht, dass ich mit dem Schuss das Tor treffen muss.“ Schließlich hätten so viele Spieler davor gestanden, dass zumindest irgendeiner den Schuss würde abfälschen können.
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Es war Schmelzers erstes Champions-League-Tor überhaupt (Ronaldo hat allein in dieser Saison schon wieder fünf erzielt), und es war sein überhaupt erst zweites Pflichtspieltor für den BVB. Vor allem aber war es die sicht- und messbare Krönung einer starken Defensivleistung. Schmelzer, dessen Ausfall gegen Schalke gleich eine Kettenreaktion auf dem Aufstellungsbogen ausgelöst hatte, war der erhoffte (und ersehnte) Stabilisator. „Er ist eine wichtige Säule für uns“, adelte ihn Kapitän Sebastian Kehl.
Am Samstag geht es für den BVB nach Freiburg
Marcel Schmelzer verabschiedet sich mit der Feststellung, dass es trotz öffentlicher Kritik des Bundestrainers vor dem Irland-Spiel und der schmerzhaften Fußwurzel-Stauchung danach nichts gab, „wofür man mich hätte aufbauen müssen“ – und er ging mit einem Versprechen. „Wir werden uns jetzt konzentrieren, weil wir in der Bundesliga auch mal wieder drei Punkte holen wollen.“ Am Samstag geht es nach Freiburg (15.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker).
Cristiano Ronaldo, dieses Versprechen des Weltfußballs, war da längst gegangen. Aus dem Fenster des schmucklosen Reisebusses hatte er allerdings nicht mehr gelugt.