Manchester. Mit ein wenig Verspätung ist Borussia Dortmund in Manchester angekommen, wo am Mittwoch das Champions-League-Spiel des BVB gegen Manchester City steigt. Die Borussen erwarten ein schweres Spiel, wollen aber nicht mit leeren Händen heimkehren.

Der Dortmunder Fußball-Profi trägt im Flugzeug den schwarzen Ausgehanzug der Borussia, dazu eine dunkle Krawatte und einen Kopfhörer. Es sind die Harley Davidsons unter den Kopfhörer. Bei Marcel Schmelzer ist sogar noch genug Platz auf dem Bügel über dem Kopf, um eine große „29“ darauf schimmern zu lassen. Die „29“ ist die Trikot-Nummer des BVB-Abwehrspielers, der am Mittwoch-Abend (20.45 Uhr/ZDF und im Live-Ticker) im zweiten Gruppenspiel der Champions League-Spiel gegen Manchester City die linke Seite dicht machen soll.

Die Borussen sind eine brave Reisegruppe. Bei der Ankunft in Manchester stehen sie ohne laut zu murren fast eine Stunde am Gepäckband und warten auf ihre Koffer.

Manchester City ist anders. Ausgeflippter, verrückter, schriller. Als das Team im Sommer beim Trainingslager im österreichischen Seefeld wohnte, legten sich die Engländer schon am ersten Tag mit allen an. Zuerst mit dem Pastor. Er solle doch bitteschön die Glocken der Kirche nicht morgens schon um acht läuten. Man müsse schlafen.

Ein Lastwagen mit Luxus-Matratzen für Manchester City

Danach bekam der Hoteldirektor der Fünf-Sterne-Luxusherberge große Augen. Am zweiten Tag hielt ein Lastwagen aus Rom vor dem Hotel und lieferte Luxus-Matratzen für die Kicker. Die Spieler von Manchester City scheinen verwöhnt zu sein. Scheich Mansur Bin Zayed Al Nahyan aus Dubai übernahm den Klub vor vier Jahren und pumpte seit 2008 geschätzte 900 Millionen Euro in das Unternehmen. Allein im Sommer gab er 62 Millionen für Verstärkungen aus.

Die Folge: Stars wie Mario Balotelli aus Italien, der Argentinier Carlos Tevez, der frühere Wolfsburger Edin Dzeko oder Yaya Toure von der Elfenbeinküste treten sich bei Kampf um die Stammplätze gegenseitig auf die Füße. Und auf Matratzen aus Österreich schlafen sie schon gar nicht.

Mit dem englischen Wetter müssen sie allerdings leben. Draußen, vor dem Stadion, in dem Manchester eigentlich die Olympischen Sommerspiele ausrichten wollte, mit der Bewerbung aber gescheitert war, weht einem der Herbststurm die Silben aus den Wörtern. Zur Erwärmung der Millionen-Stars hat an der Zufahrt zum Spieler-Parkplatz ein Mercedes-Händler aufgemacht.

Der Mannschaftsbus ist per Fähre gekommen

Die Borussen haben eine halbe Stunde Verspätung. Aber schließlich haben sie es vom Gepäckband ins Hotel und nach kurzer Pause von dort weiter ins Stadion geschafft. Die Fahrer haben den Mannschaftsbus aus Dortmund leer über die Autobahn gefahren, sind mit der Fähre nach Dover übergesetzt, haben das Team aufgesammelt und laden es nun zum Abend-Training am Stadion aus.

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Der Wind peitscht den Regen quer über den Rasen. Die Schuhe sinken tief in den aufgeweichten Boden ein, die BVB-Profis laufen los und wärmen sich auf. Aber es gibt Matsch more zu erzählen.

Trainer Jürgen Klopp hat am Montagabend eine 6000 Euro Strafe aufgebrummt bekommen, weil er sich beim 3:3 gegen Eintracht Frankfurt mit bösem Gesicht wenige Zentimeter vor dem vierten Unparteiischen aufgebaut hatte. „Ich habe die Strafe akzeptiert, abgehakt“, sagt Klopp. „Ich bin allerdings erstaunt darüber, dass es Leute im Fußball gibt, die sich meine verschiedenen Gesichter merken.“

Herausforderung für BVB-Torwart Roman Weidenfeller

Aber es geht in Manchester nicht um die Bundesliga, es geht um die Champions League. „Roman Weidenfeller wird in diesem Spiel nicht unter Arbeitslosigkeit leiden“, glaubt Klopp. Der Torwart nickt. „Es wird eine Herausforderung.“

Klopp will aber mehr: „Wir sind hier, um etwas mitzunehmen. Ich weiß nicht, ob ich morgen die Hymne hören werde, ich werde voll auf das Spiel konzentriert sein.“

Einer, der weiß, wie man in Manchester gewinnt, ist Andreas Möller. BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hatte den früheren Mittelfeldstar zufällig in Frankfurt getroffen und spontan zur Reise eingeladen. „Wir hätten vor 15 Jahren acht Stück kriegen müssen“, so Möller. „Aber wir haben 1:0 gewonnen.“ Lange her, aber Möller hat nicht vergessen, wie ein Fußballer in der Champions League auf Reisen geht: Er trägt einen schwarzen Anzug. Nur auf die Kopfhörer hat er verzichtet.