Dortmund/Manchester. . Als Außenseiter und dennoch mit großen Erwartungen reiste der BVB zu Manchester City. Dem Klub, in den Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan in nur vier Jahren geschätzte 900 Millionen Euro gepumpt hat.

Als Mario Götze am späten Samstagabend zu Mannschaftsarzt Dr. Markus Braun ins Auto stieg, um die Stätte des jüngsten Triumphes der Borussia aus Dortmund zu verlassen, war eben dieses 5:0 gegen Mönchengladbach schon wieder Vergangenheit. Es war ausgekostet. Und es war abgehakt. Der enge Zeitplan lässt nichts anderes zu. Götze, diese Triebfeder des Dortmunder Spiels, hatte die nächste Aufgabe schon im Kopf. „Bis Dienstag“, sagte der 20-Jährige.

Am Dienstag sind Mario Götze und seine Mitstreiter abgehoben Richtung Manchester. Gemäß des Triumphes vom Samstag hatte Flug AB 1008 Rückenwind. Und er hatte entschlossene Menschen an Bord. Menschen, die etwas ändern wollen. „Wir haben nicht mehr dieses Alice-im-Wunderland-Funkeln in den Augen, sondern sind hierhergekommen, um etwas mitzunehmen. Es sind viele Dinge möglich, die auf dem Papier unmöglich erscheinen“, sagte etwa Trainer Jürgen Klopp am Dienstagabend.

Seit jenem verrückten 4:3 im ukrainischen Lviv im September 2010 ist der BVB nicht mehr mit einem Erfolgserlebnis von einem Europapokalspiel heimgekehrt. Frustreisen durch Europa.

In Paris und Sevilla gab es unnötige Unentschieden; in Marseille und Athen setzte es unnötige Niederlagen. Ebenso verlor Borussia in London, beim FC Arsenal. Diese Niederlage war nicht unnötig, sie war bitter wie ein herzhafter Schluck Tonic. Sie bedeutete quasi das Aus nach der Gruppenphase. Und sie hatte zwei Verletzte gefordert; Sven Bender (Kieferbruch) – und Mario Götze.

Schmerzhafte Erinnerungen an den letzten Auftritt in England

Der Auftritt im Emirates Stadium hatte sein erster auf einer der wirklich großen Bühnen Europas werden sollen. Am Flughafen London Luton hatten sogar die sonst eher humorfreien Zollbeamten ihre Arbeit schleifen lassen, um einen Blick auf dieses „German Wunderkind“ zu erhaschen. Und dann das. Dann musste Götze nach einer Begegnung mit dem Knie von Andre Santos nach nur 28 Minuten raus. Ohne Szene. Ohne Applaus. Als die anderen nach Abpfiff noch Rede und Antwort standen, schlich Götze schon in den Mannschaftsbus. Er war einfach nur leer. Traurig. Eine große Chance war verstrichen.

Die nächste wartet am Mittwochabend auf ihn. Wieder in England. Zurück in England. Zwar nicht im Old Trafford, diesem Theater der Träume, aber immerhin in Manchester. Bei dem Klub, in den Scheich Mansour Bin Zayed Al Nahyan in nur vier Jahren geschätzte 900 Millionen Euro gepumpt hat. Bei dem Klub, dessen Profikader allein 31 Spieler umfasst. Bei dem Klub, dessen Sturm jeder Weltauswahl zur Ehre gereichen würde.

ManCitys Sturm: Tevez, Agüero, Balotelli und Dzeko

Der begnadigte und begnadete Carlos Tevez steht dort zur Auswahl; Maradonas Schwiegersohn Sergio Agüero; Mario Balotelli, der Albtraum der deutschen EM-Fahrer; und Edin Dzeko, hierzulande bekannt als Torschützenkönig der Bundesliga.

„Das ist eine Mannschaft gespickt mit Weltstars“, hat Trainer Jürgen Klopp festgestellt. Und er hat prophezeit, „dass Roman Weidenfeller heute sicher nicht arbeitslos sein wird.“

Angesichts dieses Gegners fragt man sich schon, was diesmal ein Erfolgserlebnis wäre. Immerhin: Die Voraussetzungen könnten besser kaum sein. Das 5:0 gegen Mönchengladbach hat dem BVB zusätzlichen Schub gegeben. Und es hat Jürgen Klopp ermöglicht, Kräfte für Manchester zu schonen.

Mario Götze, dessen Kapseldehnung im linken Sprunggelenk einen Einsatz nicht verhindern wird, Marco Reus und Sebastian Kehl hatten die Arbeit am Samstag zumindest etwas eher beenden können. Robert Lewandowski hatte die Füße gar 90 Minuten hochlegen können. Könnte noch wichtig sein, schließlich ist Lewandowski ja auch einer jener, die auf die wirklich großen Bühnen Europas streben.