Drolshagen.. Die letztjährigen Auftritte von Borussia Dortmund in der Champions League gehören zu den dunklen Kapiteln der Saison. Dieses Mal soll trotz einer Wahnsinns-Gruppe alles besser werden. Vor dem Spiel gegen die Holländer sagen die Fans, was sie dieses Jahr erwarten - und sprechen sogar vom Titel.

Der Blick zurück schmerzt. Wie sie war, die Champions League vor einem Jahr? 16 Stunden kurvte Manuel Hupertz im Bus nach Marseille, 16 Stunden wieder zurück. Für einen kurzen Aufenthalt am Strand und ein Fußballspiel, das verloren ging. Seine Erfahrung fasst er in drei Worte: „Tore nicht gemacht.“

Karl Steiner vom Fanklub Netpherland. „Das Weiterkommen velangen wir diesmal nicht.“
Karl Steiner vom Fanklub Netpherland. „Das Weiterkommen velangen wir diesmal nicht.“ © WP | WP

0:3 in Marseille, 1:3 in Piräus, 1:2 in London - das waren die Ausflüge des deutschen Fußball-Meisters Borussia Dortmund in der europäischen Königsklasse in der vergangenen Saison. Auf eigenem Territorium sah es nicht viel besser aus. Die Champions League - ein Grauen aus schwarz-gelber Sicht. Heute geht es wieder los und die Fans sind voller Hoffnungen, dass sich diese trübseligen Geschehnisse nicht wiederholen werden.

Klaus Glade, 1. Vorsitzender des BVB Fan-Clubs „Zum Brunnen Werl“: „Das ist keine Hammergruppe.“
Klaus Glade, 1. Vorsitzender des BVB Fan-Clubs „Zum Brunnen Werl“: „Das ist keine Hammergruppe.“ © WP | WP

Klaus Glade ist Vorsitzender des Fanklubs „Zum Brunnen“ in Werl, 518 Mitglieder, und überrascht mit der Aussage: „Das ist keine Hammergruppe“. Alles stöhnt, alles jammert, dass es der BVB in der Vorrunde mit Real Madrid, Manchester City und Ajax Amsterdam zu tun bekommt, doch Glade meint: „Das sind Gegner, die wir in Top-Form schlagen können.“ Der ehemalige Polizeibeamte ist mit seinem Verein weit herumgekommen, war 1997 beim Champions-League-Triumph in München gegen Juventus Turin dabei und hat damals genau hingeschaut: „Da gab es auch Gurkenspiele, aber wir sind weitergekommen.“ Das ist es, was er der aktuellen Mannschaft rät: „Nicht schön, aber erfolgreich spielen.“

Heute Abend, gegen Ajax Amsterdam (20.45/live im DerWesten-Ticker), stehen die Lieblinge schon unter Zugzwang. „Es zählt nur ein Sieg“, sagt Karl Steiner vom Fanklub Netpherland, 85 Mitglieder, und gibt wieder, was die Anhängerschaft denkt: „Ich schätze uns stärker ein als Ajax.“ Übertriebene Ansprüche mag er nicht stellen: „Im Vorjahr haben wir viel erwartet, jetzt lasse ich mich überraschen. Diesmal verlangen wir das Weiterkommen nicht.“

Zu wenige Karten für zu viele Fans

Steiner organisiert in seinem Fanklub die Reisen. Nie war seine Aufgabe schwieriger als diesmal. Die Netphener stehen auf der Liste für die Spiele in Madrid, Manchester und Amsterdam. Doch erst kurzfristig kann ihm der BVB mitteilen, ob die Kartenwünsche erfüllt werden können. Grund: Die Nachfrage übersteigt das Angebot bei weitem. Das gilt auch für die Heimspiele, bei denen die Kapazität im Stadion verringert werden muss, weil auf der Südtribüne bei internationalen Spielen keine Stehplätze erlaubt sind, nur 12 000 Sitzplätze angeboten werden können.

Rainer Enste, Vorsitzender des Fanklubs
Rainer Enste, Vorsitzender des Fanklubs © WP | WP

Deshalb herrscht auch Frust unter Fans, wenn sie nicht dabei sein können, doch Steiner sieht das als unvermeidbare Folgewirkung eines grandiosen sportliches Erfolges. „Die Euphorie ist explodiert“, sagt er. In seinen Fanklub registriert er „einen Mitgliederzuwachs ohne Ende, vor allem kommen viele junge Leute.“

30 Tickets hat der Fanklub „Go West Borussia Warstein-Belecke--Rüthen“, 130 Mitglieder, für das Ajax-Heimspiel ergattert. Rainer Enste, der Vorsitzende, glaubt, dass die Premiere besser verläuft als vor einem Jahr gegen Arsenal, als beim 1:1 ein Sieg verpasst wurde. „Da war viel Pech im Spiel, heute ist die Mannschaft reifer.“ Karten für das Rückspiel in Holland braucht er nicht viele. „Dafür haben sich erst zwei Leute gemeldet. Uns steckt noch Rotterdam in den Knochen.“ Vor Jahren erlebten die Anhänger im UEFA-Pokal einen traumatischen Abend in der Hafenstadt. „Schlimmer als eine Viehherde“ seien sie behandelt worden, sagt Enste. Sogar mitgebrachte Brötchen seien ihnen von den Sicherheitskräften abgenommen worden. Klaus Glade aus Werl stützt Enstes Ansicht. Sein Fanklub werde nicht nach Amsterdam fahren, „wo wir damals wie Gefangene empfangen worden waren“.

Amsterdam am Ballermann

Entspannt ist dagegen Manuel Hupertz, der Mann, der 2500 Kilometer zwischen Drolshagen und Marseille hin und juckelte für eine bittere Niederlage. Gestern ist der Kassierer des Fanklubs „Bigge-Borussen“ aus Drolshagen, 193 Mitglieder, nach Mallorca in den Urlaub abgeflogen. Das Ajax-Spiel wird er am Ballermann sehen. „Alles andere ist gebucht“, sagt der 25-Jährige. 200 Euro zahlt er für Flug und Hotel nach Madrid. Nach Manchester und Amsterdam wird es in einem Bus mit den Fanklubs Finnentrop Sauerland und Siegerland Wittgenstein gehen. An Karten werde man kommen, erklärt er, „wenn nicht über den BVB, dann anderweitig. Dafür gibt man gerne Geld aus.“ Marseille werde sich nicht wiederholen. „Wenn wir die Vorrunde überstehen, sind wir ja Titelfavorit. Ich bin guter Dinge.“