Dortmund/Stuttgart. . Borussia Dortmund hat den Stuttgarter Stürmer Julian Schieber nach langen Hin und Her als Nachfolger von Lucas Barrios verpflichtet. Der BVB überweist, so war in Dortmund zu hören, 5,5 Millionen Euro an die Schwaben.
Was ihr neuer Stürmer Julian Schieber so alles drauf hat, haben die Fans von Borussia Dortmund vor gar nicht so langer Zeit bestaunen dürfen. 30. März 2012, der VfB Stuttgart ist an diesem Freitagabend zu Gast im Signal Iduna Park. Und die 80 700 Fans sehen das kurioseste Spiel der gesamten Saison. Der BVB führt 2:0, Stuttgart dreht das Spiel in acht Minuten, 3:2 für die Schwaben. Dortmund geht wieder 4:3 in Führung. Und der VfB gleicht in der 90. Minute noch ein letztes Mal aus. Der reine Wahnsinn.
Ein Stuttgarter fällt den Dortmundern an diesem Abend besonders unangenehm auf: Julian Schieber – Stürmer, 23 Jahre alt und mit 1,86 Meter und 84 Kilogramm ein Kerl wie ein Baum – erzielt mit Wucht, Dynamik und Durchsetzungswillen zwei Treffer. Dem Stuttgarter Schieber fällt, quasi im Gegenzug, die wieder einmal besondere Stimmung im ausverkauften Dortmunder Stadion auf. Und die schwarzgelben Fans dort werden künftig ihn anfeuern. Der BVB hat sich am Mittwoch mit dem VfB Stuttgart auf einen Wechsel verständigt. Schieber, der bei den Schwaben bis 2013 unter Vertrag stand, erhält beim BVB einen Vierjahresvertrag. Die Dortmunder überweisen, so war beim BVB zu hören, 5,5 Millionen Euro. Die Stuttgarter, so war vom VfB zu hören, rechnen mit einem Zahlungseingang von sechs Millionen Euro. Der würde sich bei Einsätzen und Erfolgen des Stürmers noch erhöhen.
Schieber nimmt den Platz von Barrios ein
Julian Schieber (78 Erstliga-Spiele/13 Tore) soll beim BVB den Kaderplatz des Wahl-Chinesen Lucas Barrios einnehmen, der ins Reich der Mitte gewechselt ist. Beim VfB Stuttgart war der 23-Jährige, bei dem mehrere Bundesligisten angefragt hatten, nur noch zweite Wahl hinter Vedad Ibisevic. Zudem hatte sich Präsident Gerd Mäuser despektierlich über ihn geäußert.
Dass Schieber auch beim BVB nur zweite Wahl hinter Torjäger Robert Lewandowski ist, ist für den Schwaben kein Problem. Ein anderer Schwabe, Trainer Jürgen Klopp, hatte seinen Landsmann in einem Gespräch von den Vorzügen und Perspektiven in Dortmund überzeugt. Der ehemalige U21-Nationalspieler will sich über Präsenz beim BVB fürs A-Nationalteam empfehlen. 2011 stand er vor einer Berufung, damals hatte ihn der VfB eine Saison an den 1. FC Nürnberg ausgeliehen, wo er mit sieben Toren und acht Vorlagen glänzte.
„Junger Spieler mit Perspektive“
„Ich freue mich, dass wir einen Spieler mit solchen Qualitäten verpflichten konnten“, sagt einer, der Julian Schieber sehr gut kennt: BVB-Profi Ilkay Gündogan, der mit dem Stürmer in Nürnberg spielte, freut der Transfer ganz besonders. „Wir sind gute Freunde, der Kontakt ist nie abgerissen“, verriet der EM-Spieler Gündogan gestern dieser Zeitung. Da passt es, dass im Apartmentblock von Gündogan gerade die Wohnung von Shinji Kagawa frei geworden ist.
„Wir freuen uns, einen jungen deutschen Spieler zu bekommen, der hervorragend in unser Team passt und eine große Perspektive hat“, sagte BVB-Verhandlungsführer Michael Zorc. Schieber muss noch die sportärztliche Untersuchung absolvieren, soll Anfang der Woche den Vertrag bis 2016 unterschrieben und will sich dann erstmals äußern. Seine Stuttgarter Mitspieler werden den bodenständigen Schwaben künftig auch aus ganz pragmatischen Gründen vermissen: Schiebers Eltern haben eine Baumschule. Aus der hat der Stürmer seine VfB-Mitspieler im Dezember immer mit Weihnachtsbäumen versorgt. Mit dem Lkw und per schwäbischer Handarbeit.