Dortmund. Beim Endspielgegner Bayern München setzten die Verantwortlichen zu wenig auf das Talent von Mats Hummels. Der Leistungsträger des BVB startete zwar beim Rekordmeister seine Karriere, verbunden fühlt er sich mit den Münchenern jedoch in keiner Weise mehr.

Mats Hummels hat den Draht zu seinem ehemaligen Verein Bayern München offensichtlich verloren, er ist längst mit Leib und Seele ein Dortmunder Borusse. Am Samstag (20 Uhr/ZDF und Sky/Live-Ticker auf DerWesten) feiert der Nationalspieler und derzeit wohl beste Innenverteidiger Deutschlands im Pokal-Finale in Berlin erneut ein Wiedersehen mit dem Klub, der ihn als erster am Profigeschäft schnuppern ließ.

Spiele gegen die Bayern waren für Hummels seit jeher besondere Ereignisse. Neu ist allerdings die spürbare Distanz zum Rekordmeister wie im Vorfeld des 1:0-Sieges am 11. April, der den Weg zur zweiten Meisterschaft in Folge ebnete. Ein möglicher Grund könnte sein, dass Vater Hermann Hummels, gleichzeitig Berater des 23-Jährigen, zu diesem Zeitpunkt vor dem Münchner Arbeitsgericht gegen seinen Arbeitgeber Bayern München klagte.

Keine Zukunft für Hummels Vater beim FC Bayern

Zwar erhielt Vater Hummels eine Abfindung, doch nach 17 Jahren war er seinen Job als Amateur- und Jugend-Chef-Scout los. Der Bild-Zeitung verriet der ehemalige Zweitliga-Profi, dass sich das Arbeitsklima für ihn in München verschlechtert habe, weil es nicht gelang, seinen Sohn zu den Bayern zurückzuholen.

Mats, der in München am 1. Januar 2007 seinen ersten Profi-Vertrag unterschrieben hatte, aber in der Hinrunde der Saison 2007/08 nicht zum Einsatz kam, wurde in der Winterpause zunächst bis zum 30. Juni 2009 an den BVB ausgeliehen. Im Februar 2009 einigten sich schließlich beide Klubs auf einen endgültigen Wechsel. Hummels erhielt in Dortmund einen Vertrag bis 2013, den er bereits im März 2011 um ein weiteres Jahr verlängerte. Freundin Cathy, im April 2007 übrigens 'Miss FC Bayern', hat er längst nachgeholt.

Bei den Bayern dürfte sich so mancher in der Chefetage ob der verkannten Qualitäten des Juwels Hummels geärgert haben. Denn inzwischen hat der 1,92 Meter große Modellathlet über den BVB auch den Weg ins Nationalteam gefunden. 'Ich habe immer gesagt, dass Mats eine Bombe wird', sagte sein Förderer und Entdecker Hermann Gerland. Der Co-Trainer und einstige Amateur-Coach der Bayern ergänzte: 'Wir hätten ihn nie verkaufen dürfen.'

Hummels statistisch der beste Abwehrspieler der Bundesliga

Hummels' Abwehrkollege Neven Subotic meinte: 'Mats war schon vor drei Jahren einer der besten Manndecker in Deutschland. Inzwischen ist er mit weitem Abstand der beste.' Und das ist belegbar. Auch in der gerade abgelaufenen Saison listete ihn das Fachmagazin kicker mit einer durchschnittlichen Note von 2,67 als besten Abwehrspieler. Seine Zweikampf- und Kopfballstärke, seine Technik und sein exzellentes Passspiel haben ihn beim BVB unverzichtbar gemacht.

So abgeklärt wie der Abwehrstratege die gegnerischen Stürmer in schöner Regelmäßigkeit zur Verzweiflung bringt, so sachlich, fachlich, selbstkritisch und wohlformuliert pflegt er nach dem Abpfiff Rede und Antwort zu stehen. Kein Wunder, wenn Hummels sagt: 'Wenn ich nicht Fußball-Profi geworden wäre, dann vermutlich Sportjournalist.' Zur Geschichte mit seinem Vater und den Bayern? 'Kein Kommentar.'

Er beobachtet die Fußball-Szene genau, hält sich auch mit Kritik nicht zurück. Nur ein Mitläufer sein, war nie sein Ding. 'Wenn ich für mich weiß, dass ich eine wichtige Rolle einnehme, kann ich besser spielen', erklärte Hummels einst. Ein guter Verlierer, so sagte er selbstkritisch, sei er schon damals in der Jugend bei den Bayern nicht gewesen.

Viermal in Folge konnte der BVB nun schon die großen Bayern in der Liga schlagen. Und wenn dies erneut im Pokal-Finale gelänge, Hummels würde es ganz besonders freuen - aus vermutlich vielerlei Gründen... (sid)