Gelsenkirchen. Borussia Dortmund vergoldete den Triumph über den FC Bayern München mit einem 2:1-Derbysieg beim FC Schalke 04 und freut sich über den Patzer des Verfolgers. Schon am kommenden Samstag kann der BVB im Spiel gegen Mönchengladbach die Titelverteidigung perfekt machen.
Wie schön dieser Tag tatsächlich werden würde, konnten die Menschen noch gar nicht wissen, als sie sich auf den Weg machten in den Dortmunder Süden. Dorthin, wo das Stadion steht und der Mannschaftsbus von Borussia Dortmund ankommen würde. „Im Rabenloh“ heißt das kleine Sträßlein im Schatten der großen Arena. Ein Sträßlein, das der Ort einer ausgelassenen Party wurde. Mal wieder.
Jubelgesänge, bengalische Feuer, aufbrandender Applaus, als das monströse Gefährt mit dem Kennzeichen DO-DM 2011 vorfuhr und inmitten einer Hundertschaft schwarzgelber Fans zum Stillstand kam. Dichter Qualm zog an den verdunkelten Scheiben vorbei, die Türen öffneten sich und heraus kamen die Helden einer schon jetzt legendären Saison.
BVB-Kapitän Kehl stieg als Erster aus dem Mannschaftsbus
Kapitän Sebastian Kehl, der Schütze des 2:1-Siegtreffers im Derby beim FC Schalke 04, stieg als Erster aus dem Bus und schritt durch das Spalier der freudetrunkenen Fans. Auf Händen trugen sie ihn allerdings nicht - was nicht an mangelnder Zuneigung gelegen haben dürfte. „Shinji ist ein paar Kilo leichter als ich“, schmunzelte Kehl.
Die Erinnerungen an die vergangene Saison sind sehr präsent. Da hatte der BVB ebenfalls in Schalke gewonnen, Shinji Kagawa hatte zwei Treffer erzielt und die Heimkehr wird niemand vergessen, der dabei war. Die bengalischen Feuer leuchteten rot und hell in der Nacht und Kagawa, dem Neuzugang aus Japan, war schnell klar geworden, was es heißt, ein Derby zu gewinnen, als ihn die Dortmunder Fans vor Freude durch die Luft wirbelten.
Und irgendwie schloss sich für den BVB der Kreis vorerst am Samstag im Rabenloh. Damals war es der vierte Spieltag der Saison, nun war es der viertletzte Spieltag. In der Zwischenzeit wurde Borussia Dortmund zweimal deutscher Fußball-Meister. Denn Bayern München ließ im Heimspiel gegen Mainz - das noch lief, während in der Straße „Im Rabenloh“ die Party stieg - zwei wertvolle Punkte liegen. Acht Zähler beträgt der Vorsprung des BVB nun drei Spieltage vor Schluss.
Niemand zweifelt ernstlich noch daran, dass der Borussia die Titelverteidigung nicht gelingen könnte. Nicht nach dieser Woche, in der sie erst Bayern München, den Tabellenzweiten, und dann den FC Schalke 04, den Tabellendritten, auf überzeugende Weise schlug. Beide Male trat die Mannschaft wie eine echte Spitzenmannschaft auf, beide Male drohte sie nach der Halbzeit das Erreichte aufs Spiel zu setzen. Tatsächlich aber gelang ihr genau in diese heiklen Phasen hinein der alles entscheidende Treffer. Das mag bis zu einem gewissen Maß Glück sein, aber es hat sicher auch mit Kühle, mit Willen und Geschick zu tun.
Watzke ließ den Abend mit zwei Gläsern Wein beim Italiener ausklingen
„Die entscheidende Frage war, ob sich unsere Mannschaft noch einmal auf dieses Spiel in Schalke einlässt. Denn die Partie gegen die Bayern hat unfassbar Kraft gekostet, physisch und mental. Und dann drei Tage später noch so ein Hammer - das ist außergewöhnlich“, sagt Hans-Joachim Watzke. Der Geschäftsführer hat den Samstagabend mit zwei Gläsern Wein beim Italiener ausklingen lassen. Nun sitzt er nach einem Medientermin am Sonntag in München am Flughafen und wartet auf den Rückflug. Immer wieder kommen Fans vorbei, schütteln seine Hände, sie machen Fotos mit ihm, dem Boss des BVB, dem Boss des zukünftigen Meisters. Watzke mag das nicht hören.
Er weiß, dass die Chancen gut stehen, er weiß, dass Dortmund eine unglaubliche Erfolgsserie hingelegt hat, die nun kaum abrupt enden wird. Dennoch will er nicht über Dinge reden, die noch keine Realität sind, Glückwünsche nimmt er nur zum Derbysieg entgegen. Mehr nicht. „Ich sage nicht, dass wir noch mal verlieren, aber wir haben auch nicht die Arroganz zu sagen: Wir hauen sie alle weg. Wir spielen am Samstag gegen einen möglichen Champions-League-Teilnehmer. Das wird schwierig genug.“
Er meint das Spiel gegen Borussia Mönchengladbach am kommenden Samstag (18.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker). Wenn die Partie angepfiffen wird, könnte der BVB schon Meister sein, dann nämlich, wenn Stunden zuvor München nicht in Bremen gewinnt. Und falls nicht, dann könnte es nach dem Schlusspfiff so weit sein. Denn in den direkten Duellen mit der Konkurrenz aus der Liga-Spitze hat der Tabellenführer kaum einmal eine Schwäche gezeigt. Eine Frage der Qualität, eine Frage des Charakters, findet Dortmunds Trainer Jürgen Klopp. „Ich kann mein Glück kaum fassen, dass ich diese Jungs trainieren darf“, sagt er beinahe ergriffen.
Schalke war die letzte vage Hoffnung des FC Bayern
Schalke war sozusagen Münchens letzte vage Hoffnung auf ein besseres Ende der Saison. Eine Niederlage dort hätte Dortmund vielleicht noch einmal hart getroffen, hätte die Sache vielleicht noch einmal spannend gemacht. Beim Eintreffen im eigenen Stadion schauten die Münchner Stars Franck Ribery und Thomas Müller auf einen Fernsehschirm, auf dem das Dortmund-Spiel vorbeiflimmerte. Reglos standen sie da und warteten. Bei Abpfiff zogen sie wortlos mit ihren Rollköfferchen davon, um dann den Dortmunder Tag perfekt zu machen.
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