Dortmund. An diesen Freitagabend werden sich alle Fußballfans lange erinnern. Das Wahnsinnsspiel zwischen Borussia Dortmund und dem VfB Stuttgart endete 4:4. Der BVB verspielte zuerst eine 2:0-Führung und drehte dann einen 2:3-Rückstand. Am Ende gab der BVB zwei wichtige Heimpunkte ab.
Hans-Joachim Watzke, Vorsitzender der Geschäftführung der Borussia Dortmund Kommanditgesellschaft auf Aktien, ist ein Genießer. Der BVB-Boss schätzt einen spannenden Krimi, ein gutes Glas Wein und einen entspannten Bundesliga-Nachmittag vor dem Fernseher. Dank seiner Mitarbeiter kann der Fußball-Fan und Fußball-Funktionär Watzke dieses Wochenende allerdings nicht entspannt auf seiner Couch genießen und in Ruhe beobachten, was Konkurrent FC Bayern München in Nürnberg macht. Denn beim 4:4 gegen den VfB Stuttgart hat Borussia Dortmund einen Sieg erst aus der Hand gegeben, dann zurückgeholt und am Ende doch wieder verspielt.
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Es war ein verrückter Freitagabend in Dortmund, der von totaler Anspannung geprägt war. Fluchtlichtspiel, ausverkauftes Haus, 80720 euphorische Fans und wahnsinnige, ja unglaubliche 20 Minuten in der zweiten Hälfte. Beide Trainer, Jürgen Klopp und Bruno Labbadia, hatten ihre Mannschaften in einem 4-2-3-1-System formiert. Nur wurde das, wie eine Komposition, ganz unterschiedlich interpretiert. Die Dortmunder, bei denen Sebastian Kehl für Sven Bender in die Mannschaft gerückt war, anfangs rockig druckvoll, intensiv, durchaus dominant. Die Gäste aus Stuttgart, zuletzt fünf Mal ungeschlagen, 65 Minuten lang klassisch zurückhaltend, geduldig, aber immer aufmerksam.
Der Meister geht in der 32. Minute zeitig und verdient in Führung. Ilkay Gündogan, bis dahin an jeder BVB-Chance beteiligt, leitet den Spielzug ein. Den Flankenball von Marcel Schmelzer legt Sebastian Kehl auf Shinji Kagawa ab, der aus drei Metern sein zwölftes Saisontor erzielt. Nach Wiederanpfiff die vermeintliche Vorentscheidung: Ein langer Ball von Mats Hummels über die aufgeschreckte Stuttgarter Abwehr. Als Abnehmer wartet Jakub Blaszczykowski und schießt von der rechten Seite des Strafraums zum 2:0 ein.
Zwei Tore von Schieber innerhalb von 99 Sekunden
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Der BVB vergibt weitere Chancen. Und die Stuttgarter, bis dahin schwäbisch sparsam mit ihren Chancen, drehen das Spiel. Vedad Ibisevic (71.), gelingt im sechsten Spiel gegen den BVB sein sechster Treffer. Und nach einem Doppelpack von Julian Schieber innerhalb von nur 99 Sekunden liegen die Schwaben plötzlich 3:2 vorne. Wird der BVB nach 21 Liga-Spielen erstmals wieder geschlagen?
Doch die Dortmunder geben, angetrieben von der fanatischen schwarzgelben Fanwelle, nicht auf. Meisterlich drehen sie Spiel. Mats Hummels erzielt mit seinem ersten Saisontor umgehend das 3:3. Der BVB drückt, hat Chance um Chance. Und der gerade erst eingewechselte Ivan Perisic erzielt in der 87. Minute wirklich noch das 4:3. Aber es ist nicht der Schlusspunkt eines total verrückten Spiels. Sekunden vor Abpfiff bekommen die Dortmunder den Ball nicht aus dem Strafraum und der eingewechselte Christian Gentner erzielt tatsächlich noch den Ausgleich. Ein Spiel dauert eben bis zum Abpfiff. An Entspannung ist nicht mehr zu denken. Dortmund bleibt auch im 22. Liga-Spiel in Serie ungeschlagen, gibt aber am Ende zwei wichtige Heimpunkte ab.