Essen. Nach dem 1:0-Pokalsieg beim Zweitliga-Spitzenreiter SpVgg Greuther Fürth gingen mit einigen Dortmundern die Pferde druch. Kevin Großkreutz provozierte Gerald Asamoah und Trainer Mike Büskens, andere BVB-Spieler stimmten Schmäh-Gesänge an. Doch Trainer Jürgen Klopp fand: Alles nicht so schlimm... Ein Kommentar.

Es war ein großes Spiel, große Leidenschaft, große Spannung – und am Ende hatte Dortmund das finale Glücksmoment, das ansonsten stöhnend nur Bayern-Dusel genannt wird. Dieser Fürther Frühlingsabend war die pure Emotion.

Der Fußball, keine Frage, lebt auch von diesen extremen Ausschlägen auf der nach oben offenen Gefühlsskala. Auf dem Feld geht es auch mal ruppig zu, nach dem Spiel aber, so sagt es nicht nur die Legende, sondern in Fürth nun auch der bekennende Hardcore-Borusse Kevin Großkreutz, reichen sich die Spieler die Hand – und dann ist es gut.

Oder auch nicht. Denn dieses hitzige Duell prägen auch die Bilder des provozierend jubelnden Kevin Großkreutz, dazu gehören die Eindrücke von BVB-Trainer Jürgen Klopp, der sich über den Fürther Torwartwechsel feixend amüsierte und spottete („Der Gegner hat sich offensichtlich zu früh auf das Elfmeterschießen eingestellt“); ebenso wie die BVB-Spieler, die in der Kabine höhnisch „Torwartwechsel, Torwartwechsel, hey, hey“ skandierten.

Klopp begibt sich stets auf eine Gradwanderung

Die Fürther hatten schon vor der Partie ausgeteilt, die Dortmunder nun kräftig zurückgekeilt. All’ das ist der Fußball; aber muss der Fußball all’ das sein? „Es war alles superemotional“, sagte BVB-Trainer Jürgen Klopp. Leider ist es ausgerechnet der zurecht viel gepriesene Meistertrainer, der seine Emotionen wieder einmal nicht richtig kanalisieren konnte; Klopp kann, Klopp will sich vielleicht auch nicht einfach nur freuen (oder ‘mal ärgern) – er begibt sich stets auf eine Gratwanderung. In puncto grenzwertiger Überschwang muss Klopp, bei aller Nachsicht, als verhaltensauffällig gelten.

Gibt es neben den bekannt schlechten Verlierern nun auch schlechte Gewinner? Ist man nur ein ewig nervender Nörgler, spaßfreier Neidhammel und Nestbeschmutzer, wenn man das Verhalten einiger Borussen kopfschüttelnd in die Schublade „Daneben“ schiebt?

Vielleicht kann man es so sehen: Der BVB hat nach einem packenden, fesselnden Spiel das DFB-Pokalfinale erreicht. Es war, in all seiner Dramatik, ein großer Erfolg. Damit sind die Borussen naturgemäß auch große Gewinner. Nur ganz große Sieger waren sie nicht. Schade eigentlich.