Nürnberg. Borussia Dortmund führt das Bundesliga-Feld nach dem 20. Spieltag mit zwei Punkten Vorsprung vor dem FC Bayern und Schalke 04 an. Die Meister-Frage blieb jedoch nach den Patzern der Konkurrenten aus München und Gelsenkirchen verpönt.

Am Wochenende hieß es für die Profis von Borussia Dortmund Füße hochlegen, entspannen, genießen. Extrem-Couching und Fußball im Fernsehen war für Shinji Kagawa, Moritz Leitner und Co. angesagt. „Siege am Freitag sind die schönsten. Da kannst du das Wochenende richtig genießen“, hatte Chef-Genießer Mats Hummels verraten. Ihr Tagwerk hatten die Borussen am Freitag vollbracht. Der 2:0-Sieg beim 1. FC Nürnberg, der dem Meister die Tabellenführung in der Bundesliga bescherte. Samstag war dann, unter den Analysten-Augen der TV-Borussen, die Liga-Konkurrenz. Das Remis-Festival von Schalke, Mönchengladbach und Bayern ließ die sportlichen Couch-Potatoes jubeln. Und da passte es gut ins Bild, dass am Sonntag auch noch der Vertrag mit dem Hauptsponsor Evonik bis zum 30. Juni 2016 verlängert wurde. Der bisherige Kontrakt hatte eine Laufzeit bis Mitte 2013.

1:0 war laut Klopp der "Dosenöffner"

Am Freitag hatte die Konkurrenz noch auf den BVB geschaut. Und dabei erst Erfreuliches und dann weniger Erfreuliches gesehen. Dortmund, bislang dominant in der Rückrunde, zeigte in Nürnberg 25 Minuten lang Schwächen, bekam das Spiel im fränkischen Kühlschrank nicht in den Griff. Das gelang erst Mitte der ersten Hälfte. Und spätestens mit dem 1:0, dem „Dosenöffner“ (Trainer Jürgen Klopp) waren dann Sicherheit und Dominanz zurückgekehrt. Am Ende stand ein verdienter Arbeitssieg in der Bilanz.

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„Es war ein besonderer Sieg, denn das Spiel war alles andere als einfach“, sagte Meistertrainer Klopp und erhielt Flankenschutz aus der Mit-Arbeiterschaft. „Wir können nicht in jedem Spiel Fußball zelebrieren. Manchmal helfen die bekannten deutschen Tugenden. Wir sind geduldig geblieben, haben unsere Chancen genutzt“, erklärte Mats Hummels. Mit-Arbeiter Kevin Großkreutz sah es genauso: „Wir können ja nicht immer perfekten Fußball spielen.“

Bei Bayern, Schalke und Gladbach dürfte das mit wenig Begeisterung zur Kenntnis genommen werden. Seit dem 18. September 2011 ist der BVB in der Bundesliga in 14 Spielen unbesiegt. In Nürnberg zeigte das immer noch verdächtig junge Meister-Ensemble, dass es so etwas wie Bayern-Dusel gar nicht nötig hat. Der BVB demonstrierte Ruhe, Geduld und Cleverness. Qualitäten, die in den Europapokal-Spielen der letzten zwei Jahre oft sträflich vermisst wurden.

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Dazu diente der Auftritt in Franken als Beleg für die Homogenität der Mannschaft. Joker Lucas Barrios, der am Dienstag fast nach London gewechselt wäre, durfte sein erstes Saisontor in herziger Runde feiern. Seine Mitspieler umarmten und drückten ihn, wie man es sonst bei frisch verliebten Paaren sieht. „Lucas ist vor Freude fast das Gesicht geplatzt“, hatte Jürgen Klopp beobachtet. Barrios traf, nachdem Robert Lewandowski dieses Mal seine Chancen vergab. Moritz Leitner, der für den verletzten Sven Bender (ein bis zwei Wochen Pause wegen eines Teilrisses im Außenband) ins Spiel kam, hatte das 1:0 mit einem überragenden Pass eingeleitet. Und Jakub Blaszczykowski ersetzt beeindruckend den verletzten Mario Götze.

Dienstag spielt der BVB in Kiel

Für den BVB macht sich bezahlt, dass er bis auf den hintersten Platz der Ersatzbank gut besetzt ist. „Wir haben die Qualität auch in der Breite. Und wenn sich eine Chance bietet, sind die Jungs sofort da“, sagte Jürgen Klopp.

Einzig die M(eister)-Frage bleibt auch nach dem Remis-Samstag verpönt. „Immer dieselben Fragen“, bellte Kevin Großkreutz. „Es reicht, wenn die Bayern erzählen, dass sie die größte Qualität haben.“ Das P-Wort oder besser die P(okal)-Frage durfte dagegen ohne Bell-Alarm gestellt werden. Dienstag hat der Meister beim Viertligisten Holstein Kiel (20.30 Uhr, live im DerWesten-Ticker) gute Chancen, ins Halbfinale einzuziehen.