Dortmund. . Während Lucas Barrios auf der Bank schmollt, blüht Robert Lewandowski als Torjäger beim BVB auf. Mit 14 Toren und sieben Vorlagen leistete der Pole einen wesentlichen Beitrag zur derzeitigen Erfolgsserie des deutschen Meisters und schreibt ein neues Kapitel in der Geschichte von Borussia Dortmund.
Einst als „Chancentod“ und „Fehleinkauf“ kritisiert, inzwischen als Torgarant und treffsicherster Stürmer von Borussia Dortmund seit 31 Jahren gefeiert: Mehr als die 14 Treffer von Robert Lewandowski hatte nach 18 Bundesliga-Spieltagen zuletzt Manfred Burgsmüller in der Saison 1980/81 (16 Tore) auf dem Konto. „Und in der Rückrunde erziele ich zumeist mehr Tore als in der Hinrunde“, verkündete Polens Fußballer des Jahres mit neuem Selbstbewusstsein.
Lediglich achtmal hatte Lewandowski in den 33 Spielen der Meistersaison getroffen. Inzwischen kann der 23-Jährige nach dem Doppelpack beim 5:1 vergangenen Sonntag in Hamburg auf die Gesamtbilanz von 22 Liga-Toren in 51 Begegnungen in schwarz-gelb verweisen. In seiner zweiten Spielzeit beim BVB stehen für den 4,5 Millionen Euro teuren Einkauf zudem sieben Assists in der Statistik.
Das Pech von Barrios ist beim BVB das Glück von Lewandowski
„Lewi hat sich toll entwickelt. Er ist jung und noch immer kein fertiger Spieler, aber bei uns eine feste Größe“, unterstreicht BVB-Coach Jürgen Klopp, für den Lewandowski „der spannendste polnische Spieler der letzten zehn, fünfzehn Jahre“ ist. „An Lucas Barrios vorbeizukommen, würde nicht vielen gelingen“, sagt Klopp.
Das Pech von Barrios, der in der Sommerpause bei der Copa America einen Muskelbündelriss erlitten hatte, war das Glück des Polen. Endlich durfte er von Beginn an in vorderster Front spielen - und nicht hinter der Spitze wie in der Rückrunde der vergangenen Spielzeit. Es sei „ein bisschen leichter im Kopf“, so beschrieb Lewandowski die Situation, dass er nun in der Stammelf gesetzt ist.
Laufwunder Lewandowski erfreut BVB-Coach Klopp
Während der Argentinier und einstige Welttorjäger Barrios nach seinen 16 Toren in der vergangenen Spielzeit auf der Bank sitzt und sein Reservisten-Dasein lieber heute als morgen mit einem Wechsel beenden würde, blüht Lewandowski auf. Dabei präsentiert sich der Vollstreckungsbeauftragte des BVB auch als äußerst variabler Mitstreiter und spielender Torjäger der modernen Art. Technisch versiert und ballsicher vertrat Lewandowski in der gesamten Rückrunde der vergangenen Saison sogar den verletzten Japaner Shinji Kagawa auf der Position der „10“.
Besonders Lewandowskis läuferischen Einsatz schätzt BVB-Trainer Klopp. Nicht von ungefähr wollten einige Trainer Lewandowski in der Jugend für die Leichtathletik gewinnen, doch dieser entschied sich für den Fußball. Der Spross einer sportlichen Familie - der Vater war Judo-Trainer, Mutter Iwana Volleyballerin - wurde schon früh als Rohdiamant ausgemacht. Mit 19 Jahren schaffte er den endgültigen Durchbruch bei Lech Posen (32 Tore in 58 Spielen). Nach Dortmund kam er als Torschützenkönig der polnischen Extraklasa.
Lewandowski lässt beim BVB Taten und Tore statt Worte sprechen
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Lewandowski gehört zu den stillen Genießern. Der polnische Nationalstürmer lässt ohnehin eher Taten und Tore als Worte sprechen. Doch die Lobeshymnen und Bestnoten für seine Vorstellungen wirken nach der anfänglichen Kritik wie Balsam. „Wir waren immer von ihm überzeugt. Er zahlt uns das Vertrauen nun zurück“, sagte Coach Klopp. Kein Wunder, dass die großen europäischen Klubs die Torjagd seines Stürmers bereits mit Interesse verfolgen.
Lewandowski ist der Trubel um seine Person fast schon peinlich: „Mir ist egal, wer die Tore schießt, Hauptsache wir gewinnen.“ Und das gilt auch für die EM im Sommer in seiner Heimat, bei der er zusammen mit seinen Dortmunder Teamkollegen Lukasz Piszczek und Jakub Blaszczykowski mit Polen ebenfalls Geschichte schreiben will. (dapd)