Dortmund. Mario Götze ist schlimmer verletzt denn zunächst angenommen. Die Ärzte diagnostizierten bei dem 19-jährigen Fußball-Feingeist von Borussia Dortmund eine Überlastung und eine Stressreaktion des Schambeins. „Das ist ein herber Schlag für uns“, sagt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke.

Das berauschende Werk seiner Mannschaft war für diesen Tag beendet. Was er ahnte, was er befürchtete, kaschierte Jürgen Klopp. Er sah sehr zufrieden aus, als er im Bauch der Hamburger Arena stand und ihm einfiel, dass diese Aufführung ohne seinen ambitioniertesten Zauberlehrling zustande gekommen war. „Der Mario“, hob er an und sprach von Mario Götze, dem talentierten, aber verletzten Fußball-Feingeist von Borussia Dortmund, „wird vor dem Fernseher gesessen und seinen Spaß gehabt haben.“ Mit 5:1 hatte der deutsche Meister den Hamburger SV auseinander gepflückt. Das schwarzgelbe Spiel krankte an diesem Tag nicht an der Absenz des edlen Technikers, weshalb sein Trainer, eben dieser Jürgen Klopp, feststellte: „Mario Götze ist wichtig, aber er ist nicht unersetzlich.“

Seit dem gestrigen Dienstag müssen die Verantwortlichen beim BVB diesen oder ähnliche Sätze fortwährend produzieren. Denn Mario Götze ist verletzt, schlimmer verletzt denn zunächst angenommen, als er in den letzten beiden Spielen des alten Jahres pausierte, als er im Trainingslager Anfang Januar kürzer trat, als er den Start in die Rückrunde in Hamburg verpasste. Immer wieder plagten ihn Schmerzen in den Adduktoren, ihre Herkunft ist nun offenbar geklärt. Die Ärzte diagnostizierten bei dem 19-Jährigen eine Überlastung und eine Stressreaktion des Schambeins. Er wird dem Tabellenzweiten für sechs bis acht Wochen fehlen. Prognostizierte Rückkehr: erst Mitte März.

„Das ist ein herber Schlag für uns“, sagt BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Dienstag auf Anfrage dieser Zeitung. „Mario verfügt über eine besondere Qualität. Ihn eins zu eins zu ersetzen, ist unmöglich.“ Watzke macht eine kleine Pause. „Aber Lamentieren nützt uns nichts. Unser Kader ist stark genug, sein Fehlen für ein paar Wochen zu kompensieren.“

Schambeinverletzungen sind keine spaßige Angelegenheit

Watzke sagt das in der Hoffnung, Götze möge wieder in Bestform sein, wenn Mitte April die Spiele gegen die mutmaßlichen direkten Titelkonkurrenten Bayern München, Schalke 04 und Borussia Mönchengladbach anstehen. Die Chance dazu besteht, aber Schambeinverletzungen sind keine wirklich spaßige Angelegenheit. Ursache und Wirkung sind meistens schwerlich auszumachen.

Bayern-Superstar Arjen Robben bekam im August von Doktor Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, dem Münchner Vereinsarzt, der nun auch Götze abschließend untersuchte, die Diagnose Schambeinentzündung. Stets schien es nur eine Frage von Tagen zu sein, bis der niederländische Flügelartist wieder voll einsatzfähig sein würde. Doch die Spiele vergingen, im Oktober wurde Robben operiert, erst im November kehrte er zurück. „Das war die schlimmste Verletzung in meinem Leben. Man kann sie nicht einschätzen“, sagte der Mittelfeldspieler, der viele, viele Verletzungen durchzustehen hatte.

Götze wird seinen Körper zwei Wochen schonen

So arg scheint die Lage bei Dortmunds Jungstar nicht zu sein, er leidet sozusagen „nur“ an der Vorstufe einer Schambeinentzündung. Weitere Belastungen hätten aber womöglich schwerwiegende Folgen. „Deshalb nehmen wir ihn jetzt raus“, sagt Watzke, „die Sache ist früh genug erkannt worden.“ Das gilt es im Sinne Götzes zu hoffen. Zwischenfälle kann er sich nicht leisten. Die Meisterschaft läuft, im Sommer steht die EM an. Mario Götze wird seinen Körper jetzt zwei Wochen lang ausschließlich schonen. Seinen Kollegen wird er viele weitere Wochen zuschauen müssen. Und hoffen, dass er zumindest als Zuschauer weiterhin Spaß hat.