Dortmund. Trainer Jürgen Klopp verfügt bei Borussia Dortmund über reichlich Kapital. Beim Champions-League-Heimspiel gegen Olympiakos Piräus etwa waren Jakub Blaszczykowski, Lucas Barrios, Ilkay Gündogan, Shinji Kagawa und Felipe Santana Ersatz.

Die Bank an sich, die Bank als Geldinstitut, hat derzeit bekanntlich ein Imageproblem. Auf die Bank des BVB, die Ersatzbank, trifft das nicht zu. Beim 1:0-Sieg gegen Olympiakos Piräus saßen dort auch (in numerischer Reihenfolge) Jakub Blaszczykowski, Lucas Barrios, Ilkay Gündogan, Shinji Kagawa und Felipe Santana. Die Ansammlung solch feiner Fußballer nennt man dann wohl Kapital. Fragt sich nur, was daraus wird?

Kuba Blaszczykowski, der Kapitän der polnischen Nationalmannschaft, der mal Stammspieler war, dies gerne wieder wäre, dies absehbar aber nicht mehr werden wird, und deshalb angekündigt hat, sich anderweitig umzusehen: Kuba kommt in der Liga zwar auf neun Einsätze (von elf möglichen), stand aber nur dreimal in der Startelf und spielte nur einmal über die volle Distanz. Sein Problem: Lässt Klopp im gewohnten 4-2-3-1 spielen, sind im Normalfall Mario Götze und Shinji Kagawa gesetzt. Und auf links balgen sich mit Kevin Großkreutz und Ivan Perisic bereits zwei Spieler um nur eine Planstelle; beide sind überdies vielseitiger als Kuba.

Prognose: Es bleibt schwer, große Spielanteile zu erhalten.

Lucas Barrios, der ehemalige Welttorjäger, der beste BVB-Torschütze der vergangenen beiden Jahre; der Panther, der lauert - bislang aber noch nicht wieder von der Leine gelassen wurde: Warum auch? Aus rein sportlicher Erwägung gibt es keinen einzigen Grund, Robert Lewandowski aus der Elf zu nehmen oder auch nur innerhalb derselben zu verschieben. Allein im Monat Oktober hat der Pole neun Tore erzielt; sieben für den BVB und zwei für die Nationalmannschaft. Dazu bindet er mittlerweile mehrere Gegenspieler, gegen Piräus sahen mit Mellberg, Papadopoulos und Orbaiz gleich drei von ihnen die Gelbe Karte nach Foul an Lewandowski.

Prognose: Natürlich wird Lucas Barrios noch seinen Anteil an dieser Saison haben. Derzeit allerdings nur, und das fällt ihm erkennbar zunehmend schwerer, wenn Lewandowski mal ausfällt oder aber eine Verschnaufpause verordnet bekommt – wie zum Beispiel nach einem Kraft raubenden Champions-League-Spiel gegen kantige Griechen...

Ilkay Gündogan, Neuzugang, der als allererstes gesagt hat, dass er nicht Nuri Sahin sei, und doch immer wieder mit diesem verglichen wird: Erstens, das ist ungerecht. Zweitens, Gündogan ist nicht weg vom Fenster. Aber, drittens, hinten dran ist er, ziemlich weit hinten dran.

Prognose: Klopp hat ihm neun Spieltage Zeit gegeben, und Klopp ist dafür bekannt, dass er angemessen lange an Dingen/Entscheidungen festhält, ehe er sie ändert – entsprechend lang dürfte nun zunächst einmal Moritz Leitner seine Chancen bekommen.

Shinji Kagawa, der Stern der meisterlichen Hinrunde, die „Feinkost aus Fernost“: Gegen Piräus saß er aus taktischen Gründen (4-3-3 statt 4-2-3-1) draußen. Grundsätzlich hatte er mit der Troika Spätfolgen Fußbruch, Reisen nach Japan und Mehrbelastung im Verein zu kämpfen. Tendenz vor Piräus: stark ansteigend.

Prognose: Gegen Wolfsburg wird er wider wirbeln.

Felipe Santana, der ewige Dritte, der einfach nur das Pech hat, in einer Mannschaft mit Mats Hummels und Neven Subotic zu spielen; der bei so ziemlich jedem anderen Bundesligaklub Stammspieler wäre: Es ist beruhigend, ihn in der Hinterhand zu haben. Er nimmt es auch im vierten Jahr gelassen. Das nennt man dann wohl eine stille Reserve.

Fazit I: Dortmunds beste Bank steht im Stadion.

Fazit II: Jürgen Klopp hat recht. Der Trainer sagt immer: „Ich finde, es gibt Schlimmeres, als beim BVB auf der Bank zu sitzen.“ Zum Beispiel, beim BVB auf der Tribüne zu sitzen. Dort nahmen am Dienstag der verletzte Sven Bender, Patrick Owomoyela, Mohamed Zidan und Toni da Silva Platz.