Stuttgart. Borussia Dortmund trifft am Dienstag in der Champions League erneut auf Olympiakos Piräus. Sollte der BVB an die Leistung aus dem Spiel beim VfB Stuttgart anknüpfen können, dann dürfte sie zur Punktebescherung für die Borussen reichen.
Dreimal haben die Borussen bisher der Champions-League-Bescherung entgegen gefiebert. Einmal, nach dem 1:1 gegen Arsenal, wusste man nicht so recht, ob man lachen oder weinen sollte. Und zweimal gab es nichts zu sehen als traurige Jungenaugen. 0:3 in Marseille. 1:3 in Piräus. Dortmund wartet aber weiter aufs Christkind. Wann kommt es denn endlich? Neven Subotic sprach am Samstag vom „Spiel morgen, ähm, Spiel am Dienstag“. Er sprach auch vom „wichtigsten Spiel bis dato“. Dabei hatte der BVB gerade erst ein ziemlich wichtiges Spiel hinter sich gebracht, ein Spiel, das mit dem Arsenal-Resultat in die Statistik Einzug gehalten hat, nach dem allerdings niemand eine Träne verdrücken musste.
In der Königsklasse liegt Dienstag in der westfälischen Arena die zweite Begegnung mit Piräus an. Und sollten die Borussen an die Leistung aus der Partie gegen den VfB Stuttgart vom Samstag anknüpfen können (und nicht wie beim Hinspiel in Griechenland den Faden verlieren), dann dürfte es für sie zur Punktebescherung reichen. Im Schwabenländle eroberten die dauergestressten Schwarzgelben nämlich die Bühne wie bei ihren stärksten Auftritten in der Titelsaison. Und weil die Gastgeber – wie es BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke formulierte – „auch durchaus ein sehr gutes Spiel gemacht haben“, markiert dieses 1:1 mit Beteiligung eines bereits ausgemachten Bayern-Verfolgers (BVB) und eines neu ermittelten (VfB) den bisherigen Höhepunkt der Saison.
Klopp schwärmte
Den spielerischen Höhepunkt. „Es war wunderbar“, schwärmte Jürgen Klopp. Und im Folgenden entwickelte sich ein knapper Dialog mit dem Trainerkollegen Bruno Labbadia, der sich Euphorie ähnlicher Schubkraft verboten hatte. Labbadia: „Das war sicherlich unsere beste Saisonleistung.“ Klopp: „Das freut mich ja total.“ Exakt ein solches Quäntchen Ironie gehört noch zum Pflichtprogramm eines Trainers. Etwas mehr hätte es nicht sein dürfen. Etwas mehr hätte bereits als Verrat an diesem rasanten und dramatischen und schönen Spiel identifiziert werden können. Und das, obwohl für den BVB die drei Punkte näher lagen als für den Gastgeber.
Gründe zum Hadern mit dem Ergebnis waren deshalb vorhanden. Watzke fand das Spiel „toll“. Manuel Gräfe dagegen lobte der Geschäftsführer zwar für dessen Lebensleistung („Ich halte ihn für den besten Schiedsrichter“), die Bewertung eines Trittes von Cristian Molinaro gegen Mario Götzes Fuß aber hinterließ Kratzer am Lack des Unparteiischen. Minute 37. Ein offensichtliches Foul im Strafraum. Ein Elfmeterpfiff hätte dem BVB mit statistisch sauber grundierter Wahrscheinlichkeit nach dem Führungstreffer von Serdar Tasci in der 23. Minute den Ausgleich gebracht. Watzkes in der Aufregung des Nachspiels massiv aufgepolsterte Schlussfolgerung: „Eine Katastrophe.“
Eine, von der sich die Dortmunder auf dem Feld ungerührt zeigten. In der Nachspielminute der ersten Halbzeit sicherten sie das Remis durch einen Treffer von Lukasz Piszczek. In Halbzeit zwei hätte Shinji Kagawa nach einem siegreich abgeschlossenen Einer-gegen-alle-Sololauf den Ball nur noch im Tor unterbringen müssen. Es gelang ihm nicht. Und auch Subotic konnte seine Doppelpack-Chance in der Schlussphase nicht nutzen. Stuttgarts Sven Ulreich reagierte katzenartig und enthüllte hinterher den Ausbildungshintergrund, der ihm in dieser prekären Situation hilfreich war: „Ich habe früher Kickboxen gemacht.“
Auch diese spannende Information konnten die Borussen mit auf die Heimreise nehmen. Bedeutender dürfte für sie allerdings erstens sein, dass die in der vergangenen Saison leblosen Stuttgarter wiedergeboren sind. Als Seelenverwandte des Meisters. Mit spielstarken Innenverteidiger-Pendants zu Hummels und Subotic (Tasci und Maza). Mit Stabilitäts-Sechsern, wie sie jetzt auch der BVB mit Kehl und Bender bevorzugt (Kuzmanovic und Kvist). Mit Dortmunds 4-2-3-1-System und Nach-vorn-Ausrichtung. Und zweitens weiß man nun bei der Borussia, dass man selbst dennoch „einen Tick besser war“ (Subotic). Was das Warten auf Piräus erleichtert. Vor der Bescherung ist es schließlich immer angenehm, zu wissen, dass man zu den Guten gehört.